Hormonelle Achterbahn: Wie dein Körper nach der Geburt Lust und Liebe neu definiert

Wenn du ein Baby bekommen hast, steht das Leben erstmal Kopf. Dein Körper fühlt sich anders an und du bist voll und ganz bei deinem kleinen Schatz, der dich Tag und Nacht beschäftigt. Doch spätestens, wenn du das erste Mal nach der Geburt bei deiner Frauenärztin bzw. deinem Frauenarzt bist, hörst du die Frage aller Fragen: Wie wollen Sie jetzt eigentlich verhüten?

Viele Mamas machen sich in den Wochen nach der Geburt jede Menge Gedanken – doch Leidenschaft mit dem Partner und damit einhergehend das Thema Verhütung gehören meistens eher nicht dazu. Schließlich sind wir todmüde, der Wochenfluss fließt noch und unser Körper ist gerade dabei, sich von den Höchstleistungen, die er vollbracht hat, zu erholen. Und dennoch ist es wichtig, dass wir diese Frage früher oder später beantworten können. Denn der Tag, an dem du den Kopf wieder frei hast und die Zweisamkeit mit deinem Partner genießen kannst, kommt ganz bestimmt.

Verhütung im Wochenbett

Bei manchen Paaren kehrt die Lust ganz schnell zurück und Sex ist schon im Wochenbett wieder ein Thema. Und noch immer denken viele, dass sie in dieser Zeit nicht verhüten müssen. Doch das stimmt nicht ganz: Zwar ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass du einen Eisprung hast – und doch kann es passieren. Wenn du deinen Körper nicht sofort wieder mit einer erneuten Schwangerschaft beanspruchen möchtest, ist Verhütung auch in dieser Zeit wichtig.

Dass der Wochenfluss infektiös ist, ist ein weiterer Irrglaube, der noch immer verbreitet ist. Es ist eher umgekehrt: Während des Wochenflusses ist die Infektionsgefahr für die Frau sehr hoch. Deshalb ist ein Kondom in dieser Zeit eine wichtige Verhütungsmethode. Es schützt gleichzeitig vor eindringenden Keimen und einer ungewollten Schwangerschaft. Um den Schutz des Kondoms vor einer erneuten Schwangerschaft zu erhöhen, kann auch zusätzlich beispielsweise mit der Pille verhütet werden. Dabei ist Pille nicht gleich Pille und es gilt in dieser besonderen Zeit einiges zu beachten.

Mamas, die ihre Babys voll stillen, haben oft keinen Eisprung. Doch eine Garantie ist das nicht. Deshalb ist Verhütung eine ganz wichtiges Thema. Foto: Pexels

Mamas, die ihre Babys voll stillen, haben oft keinen Eisprung. Doch eine Garantie ist das nicht. Deshalb ist Verhütung ein ganz wichtiges Thema. Foto: Pexels

Wenn ich stille, muss ich nicht verhüten – oder?

Richtig ist: Mamas, die ihre Babys voll stillen, haben oftmals keinen Eisprung. Das liegt am Hormon Prolaktin, das im Körper für die Milchbildung zuständig ist und den Eisprung verhindert. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nicht, denn das Ausbleiben des Eisprungs hängt von einigen Faktoren ab¹:

  • Das Baby wird regelmäßig, mindestens alle 4 Stunden Tag und Nacht, gestillt.
  • Es wird nicht zugefüttert.
  • Du hattest nach der Geburt noch keine Periode (der Wochenfluss zählt nicht).

Es ist deshalb wichtig, auch in der Stillzeit eine passende Verhütungsmethode zu finden, die zu dir und deiner Lebenssituation passt – denn nicht jedes Verhütungsmittel kannst du in dieser Zeit bedenkenlos anwenden. Östrogenhaltige Pillen zum Beispiel können die Zusammensetzung der Milch verändern sowie die Milchbildung insgesamt hemmen und kommen daher nicht in Frage. Doch was dann?

Verhütung mit Hormonen – Passt das zu dir?

Die Pille zählt noch immer zu den häufigsten und beliebtesten Verhütungsmitteln.² Doch nach der Geburt deines Babys stellst du dir vielleicht die Frage, ob sie wirklich noch zu dir passt. Immerhin kann sie neben allen Vorteilen wie der hohen Verhütungssicherheit auch mögliche Nebenwirkungen mit sich bringen.

Aber Pille ist nicht gleich Pille: Vor allem bei Frauen ab 35, Frauen, die Tabak konsumieren oder übergewichtig sind, kann sich das Risiko einer Thrombose durch die Einnahme einer östrogenhaltigen Pille zusätzlich erhöhen.³

Eine gute Alternative kann eine Pille sein, die ohne Östrogen auskommt und die auch während der Stillzeit eingenommen werden kann, denn sie hat keine Auswirkungen auf die Milchbildung.⁴ Eine innovative Pille ohne Östrogen eignet sich durch weitere positive Eigenschaften auch für eine dauerhafte Einnahme über die Stillzeit hinaus.

In Punkto Sicherheit schützt eine östrogenfreie Pille sehr zuverlässig vor einer Schwangerschaft, denn sie enthält nur ein Gestagen, das letztendlich für den verhütenden Effekt verantwortlich ist. Bei der Sicherheit punkten insbesondere östrogenfreie Pillen mit dem Gestagen Desogestrel oder Drospirenon, da diese sehr zuverlässig den Eisprung verhindern, wohingegen östrogenfreie Pillen mit Levonorgestrel den Eisprung nicht bei allen Frauen hemmen.

Wenn du darüber nachdenkst, mit einer östrogenfreien Pille zu verhüten, dann sprich am besten mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt und frag nach einer innovativen Pille ohne Östrogen. Wenn du dich vorab informieren möchtest, findest du zum Beispiel hier hilfreiche Infos und Tipps.

Eine gute Alternative ist die Gestagen-Pille. Sie kommt ohne Östrogen aus und kann bedenkenlos während der Stillzeit genommen werden, denn sie hat keine Auswirkungen auf die Milchbildung. Foto: Pexels

Eine gute Alternative ist die Gestagen-Pille. Sie kommt ohne Östrogen aus und kann bedenkenlos während der Stillzeit genommen werden, denn sie hat keine Auswirkungen auf die Milchbildung. Foto: Pexels

Welche Verhütungsmethoden gibt es alles?

Aber zurück auf Anfang: Wenn es um die richtige Verhütungsmethode für dich geht, hast du eine große Auswahl verschiedener Methoden, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Welche Methode passt am besten zu dir? Hier haben wir eine Auswahl der bekanntesten Verhütungsmethoden für dich zusammengestellt:

Die Pille

Sie ist der Klassiker unter den Verhütungsmethoden und seit ungefähr 60 Jahren im Einsatz. Beliebt ist sie vor allem, weil sie sehr zuverlässig wirkt und im Falle eines Kinderwunsches sofort abgesetzt werden kann. Zahlreiche Pillen enthalten Östrogen, was zwar ein regelmäßiges Blutungsmuster fördert, doch das Östrogen in der Pille kann zu Nebenwirkungen wie Thrombosen führen und ist für die Stillzeit ungeeignet. Eine innovative Pille ohne Östrogen erhöht das natürliche Thrombose-Risiko einer Frau nicht zusätzlich und schützt genauso zuverlässig wie östrogenhaltige Pillen vor einer Schwangerschaft.⁵

Die Pille sollte jeden Tag zur gleichen Zeit eingenommen werden. Hast du sie doch einmal vergessen, hast du drei bis 24 Stunden Zeit (je nach Wirkstoff), die Einnahme nachzuholen – dennoch ist eine regelmäßige Einnahme wichtig.

Barrieremethoden

Zu den Barrieremethoden gehören Kondom und Diaphragma. Vor allem das Kondom schützt nicht nur vor einer ungewollten Schwangerschaft, sondern auch vor vielen sexuell übertragbaren Krankheiten. Es kann allerdings verrutschen oder reißen und ist deshalb, abhängig von der Anwendung, nicht immer so sicher wie die Pille. Das Diaphragma wird ähnlich wie ein Tampon in die Vagina eingeführt und verhindert, dass Spermien in die Gebärmuter gelangen. Bei der Anwendung ist aber etwas Übung gefragt.

Vaginalring

Der Vaginalring wird von der Frau selbst in die Vagina eingesetzt und gibt dort niedrig dosiert gleichmäßig Östrogene und Gestagene über drei Wochen ab. So wird, wie bei anderen hormonellen Verhütungsmitteln auch, nachweislich eine zuverlässige Kontrazeption erreicht. Der Vaginalring wirkt dabei wie klassische Kombinaonspillen (enthalten Östrogene und Gestagene), nur dass die Hormone nicht über den Magen/Darm-Trakt, sondern lokal über die Vagina aufgenommen werden. Wie alle kombinierten hormonellen Verhütungsmethoden können auch Vaginalringe das individuelle Thromboserisiko erhöhen.

Spirale

Die Spirale gibt es als Hormonspirale oder als Kupferspirale. Sie muss vom Frauenarzt eingesetzt werden und bleibt dann für mehrere Jahre in der Gebärmutter. Sie verhindert eine Schwangerschaft zuverlässig, muss im Falle eines Kinderwunsches aber vom Arzt wieder entfernt werden.

3-Monats-Spritze

Die 3-Monats-Spritze oder Depotspritze wird alle drei Monate in einen Muskel oder unter die Haut der Frau gesetzt (je nach Präparat). Sie enthält ein hoch dosiertes Hormon, das innerhalb der folgenden drei Monate gleichmäßig in die Blutbahn abgegeben wird, den Eisprung hemmt und damit eine Schwangerschaft verhindert. Die Wirkung hält drei Monate lang und folglich kann die 3-Monats-Spritze nicht spontan abgesetzt werden, sollten unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.

Natürliche Verhütungsmethoden

Zu den natürlichen Verhütungsmethoden zählen zum Beispiel die Kalendermethode und die Temperaturmethode. Die Kalendermethode gilt als sehr unzuverlässig, denn sie geht davon aus, dass der Eisprung in jedem Monat zur gleichen Zeit stattfindet. Wenn er sich durch Stress, Krankheit oder Ähnliches verschiebt und du ungeschützten Geschlechtsverkehr hast, kannst du schwanger werden. Die Temperaturmethode gilt nur als zuverlässig, wenn sie konsequent jeden Morgen angewandt wird. Dabei misst du jeden Morgen nach dem Aufwachen deine Körpertemperatur mit einem Fieberthermometer und trägst die Werte in eine Tabelle ein. Bemerkst du nach einigen Tagen einen Temperaturanstieg, hattest du deinen Eisprung und kannst bis zur Menstruationsblutung nicht mehr schwanger werden. Schlechter Schlaf, Alkohol und Krankheit können deine Temperatur allerdings beeinflussen und machen die Methode anfällig für Fehler.

Welche Verhütungsmethode die Richtige für dich ist, hängt von vielen Faktoren ab.

Welche Verhütungsmethode die Richtige für dich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Foto: Pexels

Der Pearl-Index

Der Pearl-Index ist eine Maßeinheit, die angibt, wie sicher die einzelnen Verhütungsmethoden sind. Er gibt an, wie viele Schwangerschaften pro 100 Frauen innerhalb eines Jahres auftreten, die die jeweilige Verhütungsmethode verwenden. Ein niedriger Pearl-Index deutet auf eine hohe Wirksamkeit hin, während ein hoher Wert auf eine geringere Wirksamkeit hinweist. So liegt beispielsweise der Pearl-Index von östrogenhaltigen Pillen zwischen 0,1 und 0,9. Das bedeutet, dass weniger als eine von 100 Frauen, die mit der Pille verhüten, innerhalb eines Jahres schwanger geworden ist. Gleiches gilt übrigens für die Pillen ohne Östrogen mit Ausnahme von Pillen, die Levonorgestrel enthalten. Bei Kondomen sieht das schon ganz anders aus, hier liegt der Pearl-Index zwischen 2 und 12.⁶

Finde die Verhütung, die zu dir passt

Welche Verhütungsmethode zu dir passt, hängt von vielen Faktoren ab – Alter, Gesundheit oder ob du dein Baby stillst etc. Vor allem aber liegt es an deinen persönlichen Wünschen und Bedürfnissen. Deine Frauenärztin bzw. dein Frauenarzt kann dich genau zu deinen Möglichkeiten und ihren Vor- und Nachteilen aufklären und beraten. Glücklicherweise hast du inzwischen eine große Auswahl an zuverlässigen und gut verträglichen Verhütungsmethoden, die dir deine Familienplanung erleichtern.

Quelle

¹ Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Empfängnisverhütung in der Stillzeit

² Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Verfügbar unter: Infoblatt BZgA-Studiendaten Verhütungsverhalten 2023

³ AWMF Online. Leitlinienprogramm Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG), Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). 2020; 1.1:38.

⁴ AWMF Online. Leitlinienprogramm Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG), Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). 2020; 2.4:82.

⁵ AWMF Online. Leitlinienprogramm Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (ÖGGG), Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG). 2020; 1.2:40 (Evidenzgrad 2++).

AMBOSS. Nicht-hormonelle Kontrazeption

 

Astrid Biemann
Mit meinem Mann und zwei Kindern lebe ich im schönen Umland von Hamburg in einem Haus mit kleinem Garten, den ich trotz nicht vorhandenem grünem Daumen hege und pflege. Zwischen Fußballtraining, Seepferdchen, Schule und Kita schreibe ich, wann immer ich kann. Und bei Echte Mamas über Themen, die mich täglich bewegen. Besser geht’s nicht!

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