Wochenbett-Hotels in China: Vorbild für uns oder fragwürdig?

In China sind die Frauen nach der Geburt vier Wochen lang dazu angehalten, ihr Zimmer nicht zu verlassen. Die wohlhabenden Chinesinnen verbringen diese Zeit des Wochenbetts gerne in exklusiven Hotels, die aktuell boomen. Dort werden Mama und Baby von Hebammen umsorgt, die Frauen müssen sich um nichts selbst kümmern.

Die traditionellen Regeln für Frauen nach der Geburt sind streng: Die Mütter sollen nicht duschen, nicht Zähne putzen, nicht lüften, nur ausgewähltes Essen essen und elektronische Geräte weglegen – und das für einen ganzen Monat. Das sogenannte „Monatssitzen” ist Tradition in China und wird von vielen Frauen (unterschiedlich streng) befolgt. Der Mutter wird für diese Zeit Bettruhe verordnet, um das Baby sollen sich zunächst andere kümmern. Oftmals lebt eine Hebamme für einen Monat in der Wohnung der Familie, wie SRF.ch berichtet.

Wer es sich leisten kann, kann in dieser Zeit in einem Hebammen-Hotel einchecken.

Ein gemeinsamer Beitrag von Tagesschau und Weltspiegel gibt Einblick in eines dieser exklusiven Hotels in Peking. Dort gibt es Ärzt*innen, Köch*innen und Pfleger*innen, die sich um Mutter und Kind kümmern. Hebammen waschen die Babys und beruhigen sie, wenn sie nicht schlafen können.

Ding Yibing, die Geschäftsführerin des Hotels erklärt das Konzept: „Die postnatale Betreuung ist sehr wichtig. Frauen können so ihre ursprüngliche Schönheit wiedergewinnen. Wir verwandeln ihre schmerzhafte Erfahrung der Geburt in eine erfreuliche Erinnerung.” Die vier Wochen Aufenthalt kosten übrigens 6.000 Euro.

Einige Kommentare unter dem Beitrag sind kritisch

Einer der Kommentare lautet: „Netter Gedanke, aber aus Sicht einer deutschen Hebamme graut es mir, wenn ich sehe, wie die Kinder getrennt von den Müttern angezogen liegen & von Fremden gewaschen werden … und wo sind die Väter? Die sollten doch auch eine Beziehung aufbauen und Zeit mit dem Baby verbringen!?”

Andere stören sich daran, dass die Geburt als ausschließlich negativ beschrieben wird: „Interessante Sichtweise: ‚Wir verwandeln eine unschöne Erfahrung in etwas Schönes‘, wirklich? Eine normale, gut laufende Geburt ist etwas völlig Normales und Schönes.” Eine weitere Nutzerin kritisiert, dass die Frau „ihre Schönheit” wiederherstellen soll: „Ja genau es ist wichtig, dass die Frau schnell ihre Schönheit wieder gewinnt. Was für eine abgefuckte Welt, ehrlich.”

Andere verteidigen die Wochenbett-Tradition

„Bei der hier beschriebenen Betreuung im Wochenbett steht die Frau und ihre Heilung im Fokus, wovon man sich in Deutschland eine Scheibe abschneiden kann. Die Frau darf und kann sich bei diesem Modell IMMER um ihr Kind kümmern, es wird ihr ja nicht weggenommen. Im Beitrag sieht es so aus, als würde alles abgenommen werden, aber das kommt individuell auf die Wünsche der Eltern an”, schreibt eine Nutzerin.

Jemand anderes ergänzt: „Wer hier mit der Unersetzbarkeit der Mutter argumentiert, fällt auf eine Erfindung der letzten 200 Jahre rein. Babys brauchen empathische, liebevolle Fürsorge. Die muss nicht ausschließlich die Mutter leisten.”

Was denkst du über einen vierwöchigen Hotel-Aufenthalt nach der Geburt?

Vier Wochen Ruhe und ganz viel Unterstützung mit dem Baby: Klingt das wirklich so schlecht? Schließlich kann die erste Zeit mit Kind für Neu-Eltern überfordernd sein. Ich verstehe schon, warum die Hotels boomen, mal davon abgesehen, wie teuer sie sind. Andererseits möchte nicht jede Mama ihr Kind so früh, so viel abgeben. Von den Vätern ist im Video tatsächlich nichts zu sehen – schade, denn auch für die Papa-Kind-Bindung sind die ersten Wochen wichtig.

Abschließend möchte ich deswegen einfach noch mal aus den Kommentaren zitieren: „Mal ganz wertfrei: es ist doch einfach mal interessant, zu erfahren, wie es in anderen Kulturkreisen/Ländern gehandhabt wird. Ob wir das gut finden, ob es objektiv nach heutiger Forschungslage ratsam ist, ob wir es anders machen würden, ist ja nicht immer der einzige Blickwinkel, von dem man es betrachten muss.”

Könntest du dir vorstellen, dein Wochenbett so zu verbringen? Verrate es mir gerne in den Kommentaren!

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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