Kind adoptieren: Voraussetzungen, Kosten, Altersgrenze & mehr

Um sich den Traum von einer Familie zu erfüllen, entscheiden sich viele Paare und auch Singles dazu, ein Kind zu adoptieren. Ganz so einfach ist das allerdings nicht. Dann zukünftige Adoptiveltern müssen einige Voraussetzungen erfüllen, damit sichergestellt wird, dass es dem Kind in seiner neuen Familie gut geht. Welche Voraussetzungen das sind, wie genau der Ablauf einer Adoption ist, und welche Kosten auf dich zukommen, wenn du ein Kind adoptieren möchtest, erfährst du hier.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die Adoption eines Kindes ist an einige Bedingungen geknüpft, wie z. B. Alter, Einkommen, Partnerschaft, Gesundheit und Wohnsituation.
  • Zunächst müssen die zukünftigen Adoptiveltern eine Eignungsprüfung beim Jugendamt oder einer anerkannten, nicht staatlichen Adoptionsvermittlungsstelle absolvieren. Diese dauert in der Regel neun Monate.
  • Die Wartezeit, bis dann ein Kind vorgeschlagen wird, kann wenige Monate oder auch mehrere Jahre dauern.
  • Die Kosten für eine Adoption in Deutschland liegen in der Regel bei circa 100 bis 300 Euro und sind von den Adoptiveltern zu tragen.
  • Adoptiveltern haben einen Anspruch auf staatliche Leistungen. Dazu zählen unter anderem Kindergeld und Elterngeld.

2. Das sind die Voraussetzungen, wenn du ein Kind adoptieren möchtest

Damit zukünftige Adoptiveltern überhaupt die Chance auf ein Adoptivkind bekommen, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein, die vorab vom Jugendamt geprüft werden:

  • Singles müssen mindestens 25 Jahre alt sein. Bei einem Ehepaar ist es möglich, dass ein*e Partner*in auch erst 21 Jahre alt (oder älter) ist.
  • Generell gilt, dass der Altersabstand zwischen Adoptiveltern und Adoptivkind nicht mehr als 40 Jahre betragen sollte.
  • Eine stabile Partnerschaft und eine Übereinstimmung des Erziehungsstils sollte ebenfalls gegeben sein.
  • Ausschlusskriterium sind schwere, gesundheitliche Beeinträchtigungen (psychisch, psychosomatisch und/oder physisch).
  • Für eine gesicherte Lebenssituation muss ein ausreichendes Einkommen nachgewiesen werden.
  • Die wohnliche Situation sollte ausreichend Platz und einen eigenen Rückzugsort für das Kind bieten.

Muss man verheiratet sein, um ein Kind adoptieren zu können?

Nein. In Deutschland dürfen nicht nur verheiratete Paare ein Kind adoptieren, sondern auch Singles sowie eingetragene Lebenspartner*innen oder Lebensgefährt*innen. Allerdings ist es nur Ehepaaren vorbehalten, ein Kind gemeinsam zu adoptieren. Nicht verheiratete Paare haben die Möglichkeit einer so genannten Sukzessivadoption. Das heißt, das erst ein*e Partner*in das Kind adoptiert und dann der bzw. die andere. Dabei spielt es grundsätzlich in keinem der Fälle keine Rolle, ob es sich bei den Adoptiveltern um ein hetero- oder homosexuelles Paar handelt.

Alles über die Adoption als Single ➤ Adoption als Single: Was du wissen solltest!

Gibt es eine Altersgrenze für eine Adoption?

Das Mindestalter für eine Adoption beträgt 25 Jahre. Dies gilt allerdings nur für Singles. Bei einem Ehepaar darf ein*e Partner*in auch (mindestens) 21 Jahre alt ein, während der bzw. die andere Partner*in mindestens 25 Jahre alt ist.

Ein Höchstalter für eine Adoption gibt es nicht. Daher wäre es grundsätzlich auch möglich, noch mit 45 oder mit 50 Jahren ein Kind zu adoptieren. Jedoch achten die Behörden darauf, dass der Altersabstand zwischen Adoptiveltern und Adoptivkind als „natürlich“ angesehen werden kann. Damit das gegeben ist, sollte er im Normalfall nicht mehr als 40 Jahre betragen.

Welche Voraussetzungen gelten bezüglich des Einkommens?

Ebenfalls sehr wichtig ist eine gesicherte finanzielle Lebenssituation. Diese musst du durch Einkommensnachweise und Vermögens- oder auch Schuldennachweise belegen. Außerdem darfst du keine Sozialleistungen vom Staat bekommen, wenn du ein Kind adoptieren möchtest.

Über die Voraussetzungen für eine Adoption kannst du dich hier noch umfassender informieren ➤ Adoption: Was sind die Voraussetzungen?

Ist eine Adoption möglich, obwohl man eigene Kinder hat?

Ja, grundsätzlich ist es auch dann möglich, ein Kind zu adoptieren, wenn man bereits leibliche Kinder hat. Schließlich geht es darum, eine liebevolle Familie und ein sicheres Zuhause für das Kind zu finden. Und das schließt Familien mit leiblichen Kindern natürlich nicht aus.

Kann ich das Kind meines Lebensgefährten bzw. meiner Lebensgefährtin adoptieren?

Ja, auch die Adoption eines Stieskindes ist möglich. Dazu müssen Adoptivmama oder Adoptivpapa mindestens ein Jahr mit dem leiblichen Elternteil verheiratet sein oder mit diesem in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft und mindestens genauso lange mit dem Kind in einem Haushalt leben. Außerdem müssen die leiblichen Eltern der Adoption beide zustimmen. Denn wenn die Adoption erfolgreich ist, verliert der leibliche Elternteil, der sein Kind „abgibt“, automatisch alle Rechte (und Pflichten). Auf der anderen Seite sind adoptierte Stiefkinder leiblichen Kindern dann gleichgestellt. Das heißt, sie haben den gleichen Anspruch auf Unterhalt und Erbe.

Hier findest du mehr Infos zum Thema Adoption Stiefkind.

Ist eine Adoption ohne das Einverständnis des leiblichen Vaters möglich?

Im Normalfall nicht. Grundsätzlich ist es gesetzlich so geregelt, dass eine Adoption nur möglich ist, wenn beide leiblichen Elternteile zustimmen. Wenn das nicht möglich ist, weil zum Beispiel der Vater unbekannt ist, ein Elternteil nicht auffindbar oder vielleicht bereits verstorben ist, prüft ein Familiengericht die Situation und Voraussetzungen und gibt anstelle des Elternteils sein Einverständnis – oder eben nicht.

Auch, wenn ein leibliches Elternteil seine Zustimmung zur Adoption aus anderen Gründen verweigert, kann ein Gericht diese Entscheidung prüfen. Im Vordergrund steht dabei immer das Wohl des Kindes.

3. Kind adoptieren: Das ist der Ablauf

Wenn du dich dazu entscheidest, ein Kind zu adoptieren, sind dafür folgende Schritte notwendig:

  1. Beim Jugendamt oder einer anerkannten, nicht staatlichen Adoptionsvermittlungsstelle kannst du dich für die Adoption eines Kindes bewerben.
  2. Im nächsten Schritt erfolgt die Eignungsprüfung. Welche Voraussetzungen du erfüllen solltest, damit diese positiv ausfällt, haben wir dir bereits im vorherigen Abschnitt erläutert.
  3. Wenn du die Eignungsprüfung „bestanden“ hast, stehen weitere Gespräche und zusätzliche Vorbereitungen auf die Adoption (oft in Form von Seminaren) an.
  4. Wie lange es dauert, bis du von der Vermittlungsstelle einen „Kindervorschlag“ bekommst, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.
  5. Wenn dann irgendwann ein geeignetes Adoptivkind bei dir einziehen kann, beginnt die sogenannte Adoptionspflegezeit (in dieser Zeit bleibt das Jugendamt der Vormund des Kindes).
  6. Verläuft die Adoptionspflegezeit für alle Beteiligten gut, musst du die Adoption beim Familiengericht beantragen.
  7. Auch nach erfolgtem Adoptionsbeschluss durch das Familiengericht bleibt die Vermittlungsstelle an deiner Seite und hilft dir bei allen Fragen.

Mehr Infos haben wir hier für dich ➤ Adoption: So ist der Ablauf, wenn ihr Adoptiveltern werdet

Kann ich mir ein Kind aussuchen, wenn ich eins adoptieren möchte?

Nein. Die Möglichkeit, sich ein Adoptivkind oder auch das Geschlecht des Kindes auszusuchen, gibt es (zum Glück) nicht. Aber natürlich muss auch kein Kind in die Familie aufgenommen werden, wenn es dort nicht hineinpasst. Schließlich steht das Wohl des Kindes an erster Stelle.

Wenn du mehr darüber wissen möchtest, schau mal hier: Adoption: Kann ich mir ein Kind aussuchen?

Wie lang ist die Wartezeit für eine Adoption?

Eine genaue Zeitangabe können wir leider nicht machen, denn die Wartezeit für eine Adoption ist von Fall zu Fall verschieden. Nach Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (bmfsfj) dauert die Eignungsprüfung im Normalfall etwa neun Monate. Danach beginnt die Wartezeit, die für manche Adoptiveltern nur wenige Wochen beträgt, für andere mehrere Monate. Als Durchschnitt werden hier 20 Monate angegeben. Zusammen mit den neun Monaten der Eignungsprüfung liegt die durchschnittliche Wartezeit also bei rund 2,5 Jahren.

Wie stehen die Chancen, dass ich ein Kind adoptieren kann?

Auch das lässt sich nicht genau sagen, da es natürlich immer davon abhängt, wie viele Kinder auf ein neues Zuhause warten, und wie viele Bewerbungen für eine Adoption es gibt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, lag die Zahl der Adoptionen in den letzten zehn Jahren relativ konstant zwischen jeweils 3.700 und 4.000. Dabei handelte es sich in den meisten Fällen allerdings um Stiefkindadoptionen.

Im Jahr 2022 wurden zum Beispiel nur 1.038 Kinder von Personen adoptiert, mit denen sie nicht verwandt waren. Dagegen gab es 4.389 Bewerbungen für eine Adoption. Das bedeutet für das Jahr 20222, dass sich für ein Adoptivkind durchschnittlich 4 mögliche Adoptiveltern beworben haben.

4. Mit diesen Kosten musst du rechnen, wenn du ein Kind adoptieren möchtest.

Wenn du wissen möchtest, wie teuer es ist, ein Kind zu adoptieren, können wir dich beruhigen. Die eigentliche Adoption kostet nämlich nichts. Lediglich die Gebühren für Beglaubigungen, Gerichtskosten etc. müssen von den sogenannten „annehmenden Eltern“ getragen werden. Die Kosten dafür belaufen sich im Normalfall etwa auf 100 bis 300 Euro.

Eine Adoption im Ausland kann dagegen deutlich teurer sein und (je nach Vermittlungsstelle) schnell zwischen 10.000 und 30.000 Euro kosten.

5. Kann ich ein Kind aus dem Ausland adoptieren?

Ja, auch das ist möglich. Dafür musst du dich als ersten Schritt zwingend mit einer Auslandsadoptionsvermittlungsstelle in Verbindung setzen. Ansonsten sind die Voraussetzungen für eine Adoption aus dem Ausland mit denen für eine Adoption in Deutschland so gut wie identisch. Neben der allgemeinen Eignungsprüfung wird für eine Auslandsadoption allerdings noch eine länderspezifische Eignungsprüfung durchgeführt.

Außerdem musst du die Adoption eines Kindes aus dem Ausland immer in Deutschland anerkennen lassen, sonst ist sie hier nicht wirksam. Leider wird nicht allen Paaren eine Auslandsadoption erlaubt. In Afrika, Asien, Italien, Kroatien, Polen, Tschechien und Ungarn dürfen gleichgeschlechtliche Paare derzeit (noch) kein Kind adoptieren.

Hier erfährst du alles über die Möglichkeit einer Adoption im Ausland.

6. Bekommt man bei einer Adoption finanzielle Unterstützung vom Staat?

Ja! Eltern bekommen in Deutschland nicht nur für leibliche, sondern auch für adoptierte Kinder staatliche Unterstützung wie Kindergeld und Elterngeld. Außerdem können sie nach einer Adoption Elternzeit nehmen. Wird ein Baby in die Familie aufgenommen, besteht grundsätzlich auch der Anspruch auf eine Hebamme.

Kind adoptieren und Mutterschutz – geht das?

Nein. Bei einer Adoption stehen dir zwar staatliche Leistungen und Elternzeit zu, Mutterschutz allerdings nicht. Denn der ist dafür vorgesehen, Mama und Baby sechs Wochen vor und acht Wochen nach der Geburt zu schützen. Adoptierst du ein Kind, kann dies leider nicht mit einer Schwangerschaft gleichgesetzt werden, und die Möglichkeit, in den Mutterschutz zu gehen, gibt es somit nicht.

Wann beginnt die Elternzeit, wenn ich ein Kind adoptiere?

Anders als bei einem leiblichen Kind, dessen Geburtstermin ausschlaggebend für den Beginn der Frist Elternzeit und Elterngeld ist, gilt bei adoptierten Kindern der Einzug in den Haushalt. Sprich: Sobald dein Adoptivkind bei dir zu Hause eingezogen ist, kannst du in Elternzeit gehen. Nach dem achten Geburtstag deines Adoptivkindes endet diese Möglichkeit.

Mehr Infos zu dem Thema findest du hier: ➤ Elternzeit bei Adoption: Das solltest du wissen

Bekomme ich nach einer Adoption Elterngeld?

Ja. Elterngeld steht dir grundsätzlich auch dann zu, wenn du ein Kind adoptierst. dabei gilt das gleiche wie bei der Elternzeit: Statt des Geburtsdatums startet der Anspruch auf Elterngeld mit dem Tag, an dem dein Adoptivkind bei dir einzieht, auch wenn zu diesem Zeitpunkt das Adoptionsverfahren noch nicht abgeschlossen sein sollte.

Steht mir für mein adoptiertes Kind Kindergeld zu?

Ja. Auch Adoptiveltern erhalten für ihr adoptiertes Kind (bis mindestens zum 18. Geburtstag) Kindergeld. Genau wie beim Elterngeld besteht dieser Anspruch an dann, wenn das Kind schon bei dir lebt, das Adoptionsverfahren aber noch nicht abgeschlossen ist.

7. Mehr Tipps & Infos zum Thema Adoption

Wenn du mit dem Gedanken spielst, ein Kind zu adoptieren, haben wir hier viele spannende Infos für dich zusammengestellt:

Adoption: Voraussetzungen
Adoption: Ablauf
Adoption als Single
Adoption für gleichgeschlechtliche Paare
Adoption Stiefkind
Adoption im Ausland
Elternzeit bei Adoption
Adoption rückgängig machen?

Hier findest du viele weitere hilfreiche Tipps und Infos rund um Adoption, Pflegekinder und Leihmutter.

Du möchtest dich mit anderen Frauen bzw. Mamas aus unserer Community über das Thema Adoption austauschen? Dann komm in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“!

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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