Adoption: So ist der Ablauf, wenn ihr Adoptiveltern werdet

Die meisten Paare wünschen sich früher oder später ein Baby. Aber leider ist es nicht immer einfach, diesen Wunsch auch in die Tat umzusetzen. Eine Möglichkeit, den Kinderwunsch trotzdem wahr werden zu lassen, ist eine Adoption. Wer den Schritt wagt, muss allerdings einiges beachten, denn ganz einfach ist es nicht. Schließlich geht es dabei nicht nur um den Wunsch der Eltern. Auch für das Kind soll die bestmögliche Lösung gefunden werden, damit es ein liebevolles und glückliches Zuhause bekommt. Alle wichtigen infos zur  Adoption und ihrem Ablauf haben wir hier für dich zusammengestellt.

Was ihr über eine Adoption wissen solltet

Viele Paare entscheiden sich wegen eines unerfüllten Kinderwunsches für eine Adoption. Trotzdem sollte ein Adoptivkind natürlich niemals ein „Trostpflaster” sein. Ebenso wenig ist eine Adoption dazu geeignet, eine Ehe oder Beziehung zu „retten”.

Mit dem Entschluss ein Kind bei sich aufzunehmen, kommen oft neue Streitthemen und Schwierigkeiten dazu. Adoptiveltern müssen sich Problemen stellen, die andere Eltern gar nicht kennen. Deswegen solltet ihr euch gründlich mit dem Thema auseinandersetzen, bevor ihr die ersten Schritte in die Wege leitet.

Welche Formen der Adoption gibt es?

In Deutschland gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, um ein Kind zu adoptieren.

Inkognito-Adoption

Bei der Inkognito-Adoption lernen sich die leiblichen Eltern und die Adoptiveltern des Kindes nicht kennen. Die biologischen Eltern bekommen nur wenige und allgemeine Infos zu den Adoptiveltern. Außerdem haben sie bei dieser Form der Adoption keine Handhabe, um später Updates zur Entwicklung des Kindes zu erhalten, wenn sie das möchten.

Offene Adoption

Eine Verfahrensweise die vergleichsweise wenig genutzt wird: Bei der offenen Adoption lernen sich Eltern und Adoptiveltern kennen und bleiben miteinander im Austausch über die Entwicklung des Kindes.

Halboffene Adoption

Bei dieser Mischform übernimmt das Jugendamt die Rolle des Vermittlers zwischen Eltern und Adoptiveltern. Sie können dann über die Behörde Briefe und Fotos austauschen. Außerdem dürfen sich die Eltern auch anonym treffen und das Kind (gemäß seines Alters) miteinbeziehen.

Auslands- oder Inlandsadoption?

Außerdem können Adoptiveltern sich entscheiden, ob sie sich eine Auslandsadoption oder eine Inlandsadoption wünschen. Bei einer Inlandsadoption wird ein Kind aus dem eigenen Land, also in diesem Fall aus Deutschland, adoptiert. Wie der Name schon verrät, adoptieren Eltern bei einer Auslandsadoption ein Kind aus dem Ausland.

Dabei gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten, denn es gilt in der Regel das Recht des Herkunftslandes des Kindes. Damit solltet ihr euch unbedingt genauestens vertraut machen. Die Adoption muss außerdem in beiden Ländern anerkannt werden. In Deutschland geht das nur, wenn sie von einem international zuständigen Gericht durchgeführt wurde. Außerdem sind solche Adoptionen meistens kostspieliger als eine Inlandsadoption.

Adoption: Das ist der Ablauf

1. Schritt: Werdet euch darüber bewusst, was eine Adoption für euer Leben bedeutet

Viele Eltern haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie ihr Kind werden soll. Macht euch deswegen bewusst, dass euer Schützling sich möglicherweise ganz anders entwickelt, als ihr euch das jetzt vorstellt. Außerdem solltet ihr aus eigenem Antrieb heraus bereit zu diesem Schritt sein. Lasst euch auf keinen Fall von einem Partner dazu überreden. Es ist absolut wichtig, dass ihr selbst dahintersteht und den Wunsch habt, Adoptiveltern zu werden.

Vielleicht helfen euch folgende Fragen:

  • Wieso wünsche ich mir ein Adoptivkind?
  • Ist meine Beziehung belastbar genug für diese neue Aufgabe?
  • Was sind meine Erwartungen an unser Kind?
  • Kann ich damit umgehen, wenn sich diese Erwartungen nicht erfüllen?

2. Schritt: Voraussetzungen checken für eine Adoption und ihren Ablauf

Wer kann in Deutschland adoptieren?

In Deutschland regelt das Adoptionsrecht, unter welchen Voraussetzungen adoptiert werden kann. Kinder können bei uns nicht nur von Ehepaaren adoptiert werden, auch unverheiratete Paare und Alleinerziehende haben die Möglichkeit dazu. Seit dem 1. Oktober 2017 gilt das auch für gleichgeschlechtliche Ehepaare.

Allerdings können Ehepaare ein Kind gemeinsam adoptieren, bei unverheirateten Paaren kann nur einer der beiden das Kind adoptieren.

Welche Vorgaben gibt es für das Alter der Adoptiveltern?

Wenn ihr ein Kind adoptieren möchtet, solltet ihr mindestens 25 Jahre alt sein. Es sei denn, ihr seid mit einem älteren Partner verheiratet, dann liegt das Mindestalter bei 21 Jahren. Anders als viele denken, gibt es nach oben keine klare Altersgrenze für Adoptiveltern. Allerdings wird empfohlen, dass der Altersabstand zwischen den Adoptiveltern und ihrem Kind nicht größer als 40 Jahre ist. Damit soll ein „natürliches“ Eltern-Kind-Verhältnis gewährleistet werden.

3. Schritt: Kontaktiert eine Vermittlungsstelle

Ihr habt euch jetzt schon eine zeitlang mit dem Gedanken befasst, ein Kind zu adoptieren und könnt euch vorstellen, auch mit den möglichen Schwierigkeiten umzugehen? Sehr gut! Dann ist es nun an der Zeit, eine anerkannte Vermittlungsstelle zu kontaktieren. Das ist zum Beispiel das Jugendamt, aber auch die Caritas oder die Diakonie. Diese prüfen, ob ihr als Adoptiveltern geeignet seid, schließlich steht das Wohl des Kindes immer an erster Stelle.

4. Schritt: Das Eignungsverfahren als wichtiger Schritt der Adoption

Als Adoptiveltern werdet ihr nun aufgefordert, verschiedene Dokumente vorzulegen: Gesundheitszeugnisse, Einkommensnachweise, Geburtsurkunden und polizeiliche Führungszeugnisse solltet ihr parat haben. Im nächsten Schritt eurer Bewerbung als Adoptiveltern wird euch das Jugendamt einen Hausbesuch abstatten, um sicherzustellen, dass überhaupt genügend Wohnraum für ein Kind da ist. Dafür müsst ihr nicht besonders toll wohnen, es sollte aber ein Kinderzimmer oder zumindest ausreichend Raum für das Kind vorhanden sein.

Außerdem werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Jugendamts mehrere Gespräche mit euch führen. So können sie mehr darüber erfahren, ob eure Beziehung belastbar ist, und wie ihr euch die Kindererziehung vorstellt. Erst wenn ihr diese Überprüfung übersteht und die Anforderung des Jugendamtes erfüllt, kommt ihr als Adoptiveltern infrage.

5. Schritt: Warten auf euer Kind – Der schwierigste Teil im Ablauf einer Adoption

Leider könnt ihr nicht davon ausgehen, dass ihr direkt nach der bestandenen Eignung als Adoptiveltern ein Kind zu euch nehmen dürft. In Deutschland dauert es durchschnittlich ein bis zwei Jahre bis es mit der Adoption klappt. Die Dauer hängt davon ab, wie viele Mitbewerber es gibt und ob ihr dem gesuchten Profil entsprecht. Aber irgendwann kommt der erhoffte Anruf des Jugendamts und die Zeit des Kennenlernens beginnt.

6. Schritt: Das Kennenlernen

Das Kennenlernen mit eurem Kind kann ganz unterschiedlich ablaufen. In ihrer Geschichte beschreibt Mama Svenja auch das Kennenlernen mit ihrem Adoptivkind Leander.

7. Schritt: Die Adoptionspflegezeit – der letzte Schritt im Ablauf

Nachdem ihr das Kind in die Familie aufgenommen habt, beginnt die sogenannte Adoptionspflegezeit. In der Regel dauert sie ein Jahr. Sie endet mit dem Ausspruch der Adoption im gerichtlichen Adoptionsverfahren. Innerhalb des Jahres wird geprüft, ob eine Bindung zwischen Eltern und Kind entstanden ist und ob es dem Kind bei seinen neuen Adoptiveltern wirklich gut geht.

So hat unsere echte Mama Svenja den Ablauf der Adoption ihres Sohnes erlebt

Damit ihr eine bessere Vorstellung davon bekommt, möchten wir euch die Geschichte von Mama Svenja ans Herz legen. Sie und ihr Mann haben ein Baby adoptiert und uns davon erzählt.

„(…) Im Juni 2018 machten mein Mann und ich einen Termin beim zuständigen Jugendamt für ein Beratungsgespräch. Wir waren beide aufgeregt, aber die Mitarbeiterinnen dort waren sehr freundlich und beantworteten uns alle Fragen. Ein paar Tage später erhielten wir einen dicken Brief mit einem Fragebogen, den wir ausfüllen sollten.

Welches Alter sollte das Kind haben? Würden wir auch ein behindertes Kind adoptieren? Was sind unsere Vorstellung von Kindererziehung? Über einige Fragen mussten mein Mann und ich länger nachdenken. Danach sollten wir einige Dokumente vorlegen: eine Schufa-Auskunft, Führungszeugnisse und Kontoauszüge zum Beispiel. Spaß gemacht hat mir der „Lebensbericht”, den jeder von uns verfassen sollte. Wir schrieben von unserer eigenen Kindheit und darüber, wie wir an den Punkt kamen, an dem wir inzwischen sind.

Dann passierte erstmal einige Monate gar nichts mehr. Bis sich das Jugendamt plötzlich kurz vor Weihnachten zu einem Hausbesuch anmeldete. Ich machte mir vorher viele Sorgen, räumte stundenlang auf und putzte alles besonders gründlich. Aber zum Glück lief der Hausbesuch unkompliziert ab. Die Mitarbeiterin vom Jugendamt sprach lange mit uns und ging zum Schluss einmal durchs Haus, um sich einen Eindruck zu machen. Danach begann unser großes Warten (…). 

Doch irgendwann kam endlich der ersehnte Anruf

Es passierte an einem sonnigen Mittwochmorgen im Juli 2019, ich saß gerade mit einem befreundeten Paar im Auto, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich erkannte die Nummer vom Jugendamt und bekam sofort Herzklopfen. Meine Freundin sah mich an und nahm meine Hand, als ich den Anruf annahm. Unsere Sachbearbeiterin meldete sich am anderen Ende der Leitung, machte etwas Smalltalk und eröffnete mir dann die tollsten Neuigkeiten: Es gab ein Neugeborenes, das unser Adoptivkind werden könnte!

Mein Mann und ich machten uns sofort auf den Weg ins Krankenhaus, in dem der kleine Junge geboren wurde. Die zuständige Mitarbeiterin des Jugendamtes erwartete uns dort schon. Sie erzählte uns von dem Baby, klärte uns auch über die Gründe auf, weshalb seine Eltern ihn zur Adoption freigeben wollten. Ich war unglaublich nervös, zum Glück konnte mein Mann mich etwas beruhigen. Wir wussten genau: Der erste Moment mit dem Kleinen wird entscheidend.

Außerdem verriet uns die Mitarbeiterin des Jugendamts auch schon seinen Namen: Leander. Dann durften wir ihn sehen. Ich war deswegen so aufgeregt, dass ich gar nicht wusste, wohin mit mir. Würde es Liebe auf den ersten Blick sein? Ist Leander unser Baby? Sobald ich ihn sah, gab es keinen Zweifel mehr. Mir kamen die Tränen und ich drückte ihn an mich. Wir mussten nur noch einige Unterlagen ausfüllen, dann waren wir plötzlich Mama und Papa vom niedlichsten kleinen Mann der Welt. (…)”

Die ganze Geschichte von Mama Svenja und ihrem kleinen Adoptivkind Leander, könnt ihr hier nachlesen>>>.

Das ist besonders wichtig: Unser Fazit zur Adoption und ihrem Ablauf

Die Entscheidung, ein Kind zu adoptieren, solltet ihr also nur treffen, wenn ihr euch intensiv Gedanken dazu gemacht habt und euch sicher sein könnt, dass ihr für diese neue Herausforderung bereit seid. Am besten informiert ihr euch im Vorfeld gründlich zum Thema Adoption und dem genauen Ablauf, sprecht mit eurem Partner (falls vorhanden) über eure Erwartungen und Vorstellungen.

Danach könnt ihr euch vertrauensvoll an die Experten vom Jugendamt oder den anderen offiziellen Stellen wenden. Diese helfen euch vertrauensvoll weiter und können alle Fragen beantworten. Seid darauf gefasst, dass eine Menge Papierkram auf euch zukommt. Vielleicht versucht ihr schon im Vorfeld, die nötigen Dokumente zu organisieren und griffbereit zu haben. Danach ist Geduld gefragt und das Vertrauen, dass euer Adoptivkind seinen Weg zu euch finden wird.

Echte Mamas Podcast: Adoption: Endlich Mama! ich habe ein Baby adoptiert – so lief das ab:

Fast jedes 10. Paar muss sich von seinem Wunsch nach einem leiblichen Kind verabschieden. Jenny und ihr Mann gehören dazu. Trotzdem sind sie heute stolze Eltern: Die kleine Marie kam mit acht Wochen zu dem Paar und hat die Herzen der beiden im Sturm erobert.

Im Echte Mamas Podcast erzählt die glückliche Adoptiv-Mama, wie es sich angefühlt hat, die Kleine zum ersten Mal zu sehen – und zu wissen, sie gehört jetzt zur Familie. Außerdem erklärt sie noch einmal, welche Voraussetzungen ein Paar erfüllen muss, um zu adoptieren, wie die Vorgespräche ablaufen und was eine Adoption kostet. Hört unbedingt rein:

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Wir drücken auch euch ganz doll die Daumen für euren Weg zur Familie!

Ihr sucht den Austausch mit anderen Mamas? Dann schaut doch einfach mal in unserer geschlossenen Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas“ vorbei.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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