Adoption im Ausland: Voraussetzungen, Altersgrenze & Co.

Wenn Paare oder auch Singles sich dafür entscheiden, ein Kind zu adoptieren, ist die Adoption aus dem Ausland eine der Möglichkeiten. Das bedeutet, dass die Adoptiveltern ein Kind aus einem anderen Land bei sich aufnehmen und gemeinsam in Deutschland leben. Aber auch, wenn das Kind ursprünglich aus einem anderen Land kommt und in den letzten zwei Jahren vor dem Adoptionsantrag bereits in Deutschland gelebt hat, spricht man von einer Auslandsadoption. Welche Voraussetzungen es für eine Adoption aus dem Ausland gibt, welche Kosten eingeplant werden müssen, und was zukünftige Adoptiveltern sonst noch wissen sollte, erklären wir dir hier.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Um ein Kind aus dem Ausland adoptieren zu können, muss das Verfahren von einer behördlich zugelassenen Auslandsadoptionsvermittlungsstelle durchgeführt werden.
  • Sowohl Singles als auch (Ehe-) Paare dürfen grundsätzlich ein Kind aus dem Ausland bei sich aufnehmen.
  • Eine zweistufige Eignungsprüfung soll Aufschluss darüber geben, ob interessierte Eltern grundsätzlich für eine Auslandsadoption geeignet sind.
  • Die Dauer des gesamten Auslandsadoptionsverfahrens ist nicht geregelt und kann zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren dauern.
  • Damit die Adoption aus dem Ausland hier bei uns rechtsgültig ist, musst du sie in Deutschland durch ein Familiengericht anerkennen lassen.

2. Wie läuft eine Adoption für ein Baby aus dem Ausland ab?

Die Auslandsadoption ist ein langwieriges Verfahren, das aus vielen Schritten besteht, die teilweise sehr zeitaufwendig und emotional sein können:

  1. Wenn du ein Kind aus dem Ausland adoptieren möchtest, brauchst du im ersten Schritt die Unterstützung einer zuständigen Auslandsvermittlungsstelle.
  2. Diese führt bei den zukünftigen Adoptiveltern eine zweistufige Eignungsprüfung durch (bestehend aus einem allgemeinem sowie einem länderspezifischen Teil), und es werden unter anderem die Beweggründe für eine Adoption, die Gesundheit, die Berufsfähigkeit und die Partnerschaft beleuchtet.
  3. Werden die zukünftigen Adoptiveltern als geeignet eingestuft, bekommt die Zentrale Adoptionsstelle (ZAS) einen Eignungsbericht übermittelt.
  4. Es folgen im Normalfall eine weitere Gesprächseinladung sowie ein Vorbereitungsseminar.
  5. Anschließend werden alle notwendigen Dokumente an die zuständige Behörde im Herkunftsland des zukünftigen Adoptivkindes gesendet.
  6. Nun beginnt die Wartezeit, bis ausländische Behörden der Vermittlungsstelle in Deutschland ein Kind vorschlagen, das grundsätzlich adoptiert werden kann.
  7. Nach Überprüfung der deutschen Vermittlungsstelle dürfen die zukünftigen Eltern das Kind vor Ort im Herkunftsland kennenlernen.
  8. Entscheiden sie sich, das Kind zu adoptieren, muss unmittelbar danach entweder ein Antrag auf Anerkennungs- und Wirkungsstellungsverfahren (der Auslandsadoption) bei einem Familiengericht in Deutschland eingereicht oder von den ausländischen Behörden eine Bescheinigung (gemäß Art. 23 HAÜ) ausgestellt werden.
  9. Im Anschluss können die Einreisepapiere für das Kind beantragt werden.
  10. Sobald die Einreisepapiere vorliegen, dürfen die Adoptiveltern mit ihrem Adoptivkind nach Deutschland einreisen.
  11. Für die Wirksamkeit der Auslandsadoption in Deutschland muss diese hier anerkannt werden.

Vermittlungsstellen sind der erste Anlaufpunkt für eine Adoption aus dem Ausland

Wer ein Kind aus dem Ausland adoptieren möchte, kommt um behördlich anerkannte Vermittlungsstellen für Auslandsadoptionen nicht herum. Erste Anlaufstelle sind also die zentrale Adoptionsvermittlungsstelle des (Landes-) Jugendamtes oder auch nicht staatliche Vermittlungsstellen, die allerdings für eine Auslandsadoption zugelassen sein müssen – dazu zählen zum Beispiel:

Länderliste: Diese Vermittlungsstellen sind für eine (Auslands-) Adoption aus bestimmten Ländern zugelassen

Wie hoch sind die Chancen, ein Kind aus dem Ausland zu adoptieren?

Genaue Zahlen können wir dir hier leider nicht nennen. Allerdings werden besonders in ärmeren und wirtschaftlich schwächeren Ländern deutlich mehr Kinder zur Adoption freigegeben als zum Beispiel bei uns in Deutschland. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit im Normalfall sehr hoch, dass eine Adoption zustande kommt, wenn die Bewerber*innen alle Voraussetzungen erfüllen.

In welchem Land ist eine Adoption am einfachsten?

Am einfachsten ist die Adoption eines Kindes aus einem Land, das dem Haager Adoptionsübereinkommen beigetreten ist. Darin sind ein Schema und genaue Regeln festgelegt, die Kinder bei einer Auslandsadoption schützen sollen. Außerdem muss die Adoption in diesem Fall nicht zusätzlich in Deutschland anerkannt werden. Eine Liste aller Länder, die das Haager Übereinkommen unterzeichnet haben, findest du beim Bundesamt für Justiz.

Die Wartezeit für eine Auslandsadoption kann mehrere Jahre betragen

Wie viel Zeit das gesamte Verfahren der Auslandsadoption schlussendlich in Anspruch nimmt, lässt sich pauschal nicht beantworten. Es können nur wenige Monate oder auch mehrere Jahre sein. Die Dauer variiert stark und hängt oftmals mit dem Herkunftsland des Kindes zusammen. Generell solltest du aber davon ausgehen, dass die Wartezeit (bis dir ein Kind vorgeschlagen wird) zwischen 1,5 und 2 Jahren beträgt.

Was ist eine so genannte „private Adoption“ aus dem Ausland?

Von einer privaten Adoption spricht man, wenn jemand auf eigene Faust und ohne die Hilfe einer Auslandsadoptionsvermittlungsstelle ein Kind aus dem Ausland adoptiert. Prominente Beispiele sind unter anderem Madonna oder Angelina Jolie, die gleich mehrere Kinder aus anderen Ländern adoptiert haben. Allerdings steht diese Form der Adoption in der Kritik, internationale Menschenrechtsorganisationen sehen darin die Gefahr, dass Eltern ihre Kinder nur abgeben, weil sie hoffen, dadurch an Geld zu kommen.

Wichtig: Seit April 2021 ist es bei uns in Deutschland verboten, ein Kind aus dem Ausland ohne den Weg über eine anerkannte Adoptionsvermittlungsstelle zu adoptieren. Mit diesem Adoptionshilfegesetz sollen unter anderem der Kinderhandel und die unerlaubte Vermittlung von Kindern verhindert werden.

3. Was ist bei einer Adoption im Ausland wichtig für die Anerkennung ein Deutschland?

Damit eine Auslandsadoption hierzulande wirksam ist, musst du diese in Deutschland anerkennen lassen. In der Regel hast du dafür zwei Optionen:

  1. Kommt dein Adoptivkind aus einem Land, welches dem Haager Adoptionsübereinkommen (HAÜ) beigetreten ist, stellt dir das jeweilige Herkunftsland eine entsprechende Bescheinigung (gemäß Art. 23 HAÜ) aus. Dadurch wird die Auslandsadoption automatisch in Deutschland anerkannt.
  2. Adoptierst du ein Kind aus dem Ausland, dessen Herkunftsland sich nicht dem HAÜ angeschlossen hat, musst du die Adoption bei deinem zuständigen Familiengericht in Deutschland anerkennen lassen.

Hinweis: Die Anerkennung der Auslandsadoption durch ein deutsches Familiengericht kann sich teilweise als kompliziert erweisen. Daher bietet es sich in so einem Fall immer an, die in Anspruch genommene Vermittlungsstelle mit ins Boot zu holen.

4. Wie hoch sind die Kosten für eine Auslandsadoption?

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei einer Adoption aus dem Ausland deutlich höhere Kosten entstehen als bei einer Inlandsadoption:

  • Vermittlung durch eine Zentrale Adoptionsstelle des Landesjugendamtes: 1.200 € (Festbetrag)
  • Eignungsprüfung der Adoptiveltern durch das Jugendamt: 1.300 € (Festbetrag)
  • Kontakt der deutschen Auslandsvermittlungsstelle zur Vermittlungsstelle im Herkunftsland des Kindes
  • Kosten für Dokumente wie polizeiliches Führungszeugnis der Adoptiveltern, ärztliche Attests, Beglaubigungen, Geburtsurkunde, Visum usw.
  • Reisekosten der zukünftigen Adoptiveltern in das Heimatland ihres Adoptivkindes.
  • Kosten für Gericht und Notar.

Alles in allem werden die Kosten von verschiedene Stellen mit ca. 10.000 € bis sogar 30.000 € angegeben.

5. Welche Voraussetzungen sollte ich für eine Adoption aus dem Ausland erfüllen?

Interessierte müssen nicht nur für eine Inlandsadoption bestimmte Voraussetzungen erfüllen, sondern auch für eine Auslandsadoption. So wird im Vorfeld genau geprüft, ob die zukünftige Person bzw. Paar überhaupt für eine Adoption infrage kommen. Dabei werden vorwiegend diese Bereiche genauer beleuchtet:

  • Partnerschaft: Es sollte eine stabile Partnerschaft vorliegen.
  • Beruf: Soll ein Kind unter zehn Jahren adoptiert werden, sollte ein Elternteil seinen Beruf einschränken oder (vorerst) aufgeben.
  • Gesundheit: Es dürfen keine psychischen oder psychosomatischen Einschränkungen sowie Erkrankungen vorliegen.
  • Einkommen: Eine wirtschaftlich stabile Situation ist ebenfalls Voraussetzung für eine Adoption aus dem Ausland
  • Wohnverhältnisse: Der Wohnraum sollte ausreichend groß sein und dem Kind einen eigenen Rückzugsort bieten.
  • Die Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses ist zwingend notwendig.

Altersgrenze für Adoption aus dem Ausland

Das Mindestalter für die Adoption eines Kindes aus dem Ausland beträgt 25 Jahre. Bei verheirateten Paaren reicht es hingegen aus, wenn eine Person mindestens 25 Jahre und die andere Person mindestens 21 Jahre alt ist. Ein Höchstalter gibt es nicht, dennoch achten die Behörden darauf, dass der Altersabstand zwischen Adoptiveltern sowie Adoptivkind als „natürlich“ angesehen werden kann.

Kann ich als Single ein Kind aus dem Ausland adoptieren?

Ja, grundsätzlich steht auch Singles die Möglichkeit einer Auslandsadoption offen – z. B. in Kolumbien, Indien oder Vietnam. Allerdings solltest du dich im gewünschten Herkunftsland des Kindes vorab genauestens informieren. Denn nach wie vor dürfen in vielen Ländern ausschließlich alleinstehende Frauen (und keine alleinstehenden Männer) ein Kind adoptieren.

Mehr über die Adoption als Single kannst du hier nachlesen ➤ Adoption als Single: Was du wissen solltest!

Was gilt bei einer Adoption aus dem Ausland für gleichgeschlechtliche Paare?

In immer mehr (europäischen) Ländern dürfen mittlerweile auch gleichgeschlechtliche Paare ein Kind adoptieren – etwa in Australien, Frankreich, Großbritannien, Niederlande, Norwegen, Schweden, Spanien und den USA. Leider gilt dies längst noch nicht überall auf der Welt. Verboten ist die Auslandsadoption für homosexuelle Paare beispielsweise in Afrika, Asien, Italien, Kroatien, Polen, Tschechien oder auch Ungarn.

Was du über die Adoption für gleichgeschlechtliche Paare wissen musst ➤ Ist eine Adoption für gleichgeschlechtliche Paare erlaubt?

6. Ist auch die Adoption Erwachsener aus dem Ausland möglich?

In Deutschland ist sowohl die Adoption von Babys und Kindern sowie Erwachsenen (bzw. volljährigen Personen) möglich. Das gilt auch für ausländische Staatsbürger. Allerdings erfolgt hier keine „typische“ Auslandsadoption, wie zu Beginn des Textes beschrieben.

Die Adoption eines Erwachsenen aus dem Ausland ist mit einigen Einschränkungen verbunden. So erhält dieser nach der Adoption nicht die deutsche Staatsbürgerschaft und kein automatisches Aufenthaltsrecht für Deutschland. Ebenso kann eine mögliche Ausweisung dadurch nicht verhindert werden.

Hinweis: Um einen Erwachsenen aus dem Ausland überhaupt adoptieren zu dürfen, muss bereits vorab ein enges, familiäres Verhältnis zu den zukünftigen Adoptiveltern bestanden haben.

Du hast dich bereits mit einer Adoption aus dem Ausland auseinandergesetzt? Oder damit sogar schon Erfahrungen sammeln können? Berichte uns davon gerne in den Kommentaren. Wir sind total gespannt!
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Wir freuen uns auf deine Erfahrungen:x

Was sollte ich noch über die Möglichkeit der Adoption wissen?

Wenn du dich nicht nur für eine Auslandsadoption interessierst, sondern dir ebenfalls vorstellen könntest ein Kind in Deutschland zu adoptieren – schau mal hier:

Weitere hilfreiche Tipps sowie wichtige Infos rund um Adoption, Pflegekinder und Leihmutter haben wir hier für dich zusammengestellt »

Mit Familie und/ oder Freunden kannst oder möchtest du dich nicht über das Thema Auslandsadoption austauschen? Dann komm in unsere geschlossene Facebook-Gruppe „Wir sind Echte Mamas – Unsere Fragen und Antworten“ und finde in unserer Community andere Frauen bzw. Mamas, die sich ebenfalls damit beschäftigen!

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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