Sind Kartoffeln in der Schwangerschaft gesund?

Als Beilage sind Kartoffeln bei uns ziemlich beliebt. Ob im Salat, im Auflauf oder auf dem Grill – die Knolle lässt sich vielseitig zubereiten und schmeckt einfach lecker. Tatsächlich sind Kartoffeln in der Schwangerschaft häufig aber nicht uneingeschränkt zu empfehlen. Worauf du dabei unbedingt achten solltest, verraten wir dir hier!

1. Das Wichtigste auf einen Blick

Ernährungsexpertin Lydia Wilkens von essenZ Hamburg hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.

  • Gekochte Kartoffeln kannst du unbesorgt auch in der Schwangerschaft essen.
  • Rohe Kartoffeln sind (nicht nur) für Schwangere aufgrund der schwer verdaulichen Stärke eher ungeeignet.
  • Kartoffeln, die keimen oder grüne Stellen haben, sollten in der Schwangerschaft nicht gegessen werden.
  • Vor dem Essen die Kartoffeln gut abwaschen und die Schale entfernen.
  • Eine Studie hat Hinweise darauf geliefert, dass ein übermäßiger Konsum von Kartoffeln zu Schwangerschaftsdiabetes führen kann. Wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings nicht.

2. Darf ich Kartoffeln in der Schwangerschaft essen?

Ja, grundsätzlich kannst du Kartoffeln auch während der Schwangerschaft essen. Sie enthalten viele Kohlenhydrate (also Zucker), die dich und dein Baby mit Energie versorgen.

Zwar wollen amerikanische Forscher*innen wollen in einer Studie herausgefunden haben, dass ein Zusammenhang zwischen dem übermäßigen Verzehr von Kartoffeln in der Schwangerschaft und der Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes besteht. Allerdings handelte es sich dabei nur um eine Beobachtungsstudie und nicht um einen wissenschaftlich erwiesenen Zusammenhang.

Generell gilt für die Kartoffel das gleiche wie für alle anderen Lebensmittel: Übertreiben solltest du es damit nicht. Solange du dich als werdende Mutter gesund und ausgewogen ernährst, spricht nichts dagegen, zu Kartoffeln zu greifen.

Kartoffeln darfst du während der Schwangerschaft essen – aber welche Lebensmitteln sind eigentlich tabu? Unser kostenloser Ratgeber 125 Lebensmittel, die du in der Schwangerschaft meiden solltest verrät es dir.

Gilt das auch für blaue, lila und rote Kartoffeln?

Ja, auch diese bunten Kartoffelsorten darfst du essen, wenn du schwanger bist. Bei lila Kartoffeln handelt es sich nämlich nur um eine spezielle, alte Kartoffelart, die man nicht mehr so häufig im Supermarkt findet. Es gibt sie in verschiedenen Sorten, also zum Beispiel auch als blaue und rote Kartoffeln.

Im Vergleich zu herkömmlichen Kartoffeln unterscheiden sich die lila Knollen etwas in Geschmack und Konsistenz. Es lohnt sich also, sie zu probieren, um herauszufinden, ob du sie überhaupt magst. Wenn das der Fall ist, können lila Kartoffeln in der Schwangerschaft sogar gesundheitliche Vorteile haben. Wie unter anderem die WELT berichtet, hat eine Untersuchung nämlich gezeigt, dass lila bzw. blaue Kartoffeln aufgrund ihrer sekundären Pflanzenstoffe, die für die Farbe verantwortlich sind, den Blutdruck senken können.

Ein Tipp: Damit die Farbe der Kartoffeln erhalten bleibt, solltest du sie am besten mit Schale kochen – und erst danach pellen.

Darf ich Kartoffeln mit Schale in der Schwangerschaft essen?

Das kommt darauf an. Vielleicht hast du die Empfehlung gelesen, dass du als Schwangere grundsätzlich nur geschälte Kartoffeln essen solltest. Als Grund dafür wird angegeben, dass Kartoffeln so genannte „Nachtschattengewächse“ sind, die in und unter ihrer Schale von Natur aus bestimmte Giftstoffe (unter anderem Solanin), die sie vor Schädlingen schützen. Diese Stoffe werden auch durch große Hitze, wie sie beim Kochen entsteht, nicht zerstört. Stattdessen geht ein Teil des Solanins ins Kochwasser über. Das solltest du deshalb auf jeden Fall entsorgen.

Aber: Wenn die Kartoffeln frisch sind und eine gesunde Schale haben, müsstest du schon eine sehr große Menge – nämlich mehr als zehn Portionen pro Tag – davon essen, um Vergiftungserscheinungen zu bekommen. Oder anders gesagt:

Eine normale Menge frischer Kartoffeln ohne Stellen und Keime kannst du ohne Bedenken auch mit Schale essen. Hat die Schale grüne Stellen, oder keimt die Kartoffel, solltest du sie auf jeden Fall schälen.

Allerdings werden viele Kartoffeln zusätzlich mit chemischen Mitteln behandelt, die verhindern sollen, dass sie keimen oder schimmeln. Dieses Risiko kannst du wiederum durch den Kauf von Bio-Kartoffeln umgehen.

Wie sieht es mit rohen Kartoffeln aus?

Ob in oder außerhalb der Schwangerschaft: Rohe Kartoffeln solltest du grundsätzlich nicht essen. Zum einen schmecken rohe Erdäpfel nicht sonderlich gut, und zum anderen kann der Verzehr von rohen Kartoffeln zu Magenbeschwerden, Übelkeit und Fieber und schlimmstenfalls sogar zu Bewusstseinsstörungen führen.

Verantwortlich dafür ist unter anderem die enthaltene Stärke, die als schwer verdaulich gilt. Wenn du die Kartoffeln kochst, wird die Stärke in bekömmliche Kohlenhydrate umgewandelt.

Außerdem steckt in rohen Kartoffeln deutlich mehr Solanin, das in größeren Mengen giftig sein kann. Deshalb gilt (nicht nur) in der Schwangerschaft: Rohe und halbrohe Kartoffeln, die nicht ganz durch sind, bitte vom Speiseplan streichen!

3. Können Kartoffeln Schwangerschaftsdiabetes auslösen?

Vielleicht hast du gelesen, dass Kartoffeln zu Schwangerschaftsdiabetes führen können. Diese Theorie hat ihren Ursprung in einer Studie, bei der amerikanische Wissenschaftler Daten von rund 15.000 Frauen ausgewertet, die innerhalb von zehn Jahren (1991-2001) schwanger geworden sind. Dabei stellten sie fest, dass bei Frauen, die zwei Portionen Kartoffeln pro Woche durch anderes Gemüse ersetzten, das Risiko, an Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken, um 9 bis 12 % niedriger war.

Als mögliche Erklärung gaben die Forscher den hohen Gehalt an Kohlenhydraten (also Zucker) und den damit verbundenen hohen glykämischen Index der Kartoffel an. Der wiederum sorgt für einen sehr schnellen Anstieg der Blutzuckerwerte.

Und jetzt kommt das große ABER: Denn zum einen handelte es sich bei der Studie nur um eine so genannte Beobachtungsstudie. Das heißt, ein wissenschaftlicher Zusammenhang zwischen Kartoffeln und Schwangerschaftsdiabetes konnte nicht hergestellt werden.

Zum anderen erkranken nach Angaben des Diabetesinformationsportals (diabinfo) rund 6 bis 12 % aller Schwangeren an Schwangerschaftsdiabetes. Das heißt, selbst wenn es durch den Kartoffelkonsum einen Anstieg um rund 10 % geben sollte, wären die Zahlen nach wie vor sehr niedrig. Oder anders gesagt: Das Risiko, dass du Schwangerschaftsdiabetes bekommst, weil du (zu viele) Kartoffeln ist, ist wirklich sehr gering.

Wenn du nicht gerade täglich morgens, mittags und abends zu Kartoffeln greifst, spricht nichts gegen den Verzehr der Erdäpfel in der Schwangerschaft. Um den Speiseplan für dich als werdende Mama gesund, ausgewogen sowie abwechslungsreich zu gestalten, bieten sich andere Lebensmittel als leckere Alternative zur Kartoffel an. Dazu zählen zum Beispiel Süßkartoffeln, Bohnen, Kichererbsen oder auch (grünes) Gemüse. Generell eignen sich viele Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sehr gut für Schwangere.

4. Grüne oder keimende Kartoffeln: Achtung, Solanin!

Von alten, keimenden Kartoffeln und Kartoffeln, deren Schale viele grüne Stellen aufweist, raten wir dir (besonders) während der Schwangerschaft ab. Aus einem guten Grund: Solanin. Der natürliche Schutz gegen Schimmel sowie Schädlinge sitzt wie geschrieben vor allem in der Schale der Nachtschattengewächse. Unreifen und grüne Kartoffeln und die keimenden Stellen der Erdäpfel enthalten außerdem deutlich mehr Solanin als reife Kartoffeln.

Solanin ist für Menschen sowie viele Tiere (etwa Katzen oder auch Hunde) giftig. Bei der Aufnahme von einem Milligram Solanin pro einem Kilogramm Körpergewicht zählen Erbrechen, Durchfall und Kopfschmerzen zu den typischen Vergiftungserscheinungen.

Hinweis: Auf jeden Fall entsorgen solltest du Kartoffeln, deren Keime länger als drei Zentimeter sind.

5. Fazit: Sind Kartoffeln in der Schwangerschaft nun okay oder nicht?

Es gibt zwar eine Studie, die zeigen soll, dass der übermäßige Verzehr von Kartoffeln während der Schwangerschaft die Entstehung von Schwangerschaftsdiabetes begünstigen kann, ein konkreter Zusammenhang konnte abschließend aber nicht festgestellt werden.

Kartoffeln in der Schwangerschaft sind also grundsätzlich in Ordnung. Wenn du dich ausgewogen und gesund ernährst, darfst du auch Kartoffeln weiterhin essen. Achte aber darauf, dass diese gut durchgekocht sind und nicht keimen. Auch sollte die Schale keine grünen Stellen aufweisen.

Auch bei diesen Lebensmitteln solltest du als Schwangere generell aufpassen:

Dein Kind ist schon da? Dann verraten wir dir hier, ab wann dein Baby Kartoffeln essen darf.

Unsere Expertin

Ernährungsexpertin Lydia Wilkens von essenZ Hamburg hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Dieser Text wurde inhaltlich geprüft von Ernährungswissenschaftlerin Lydia Wilkens. Die Diplom-Ökotrophologin hat 14 Jahre Erfahrung im Bereich der Ernährungskommunikation und -beratung. Als zweifache Mutter liegt einer ihrer Schwerpunkte im Ernährungsteam von essenZ, Dr. Heike Niemeier in Hamburg und der Schule des Essens in der Ernährungsberatung und -therapie von Familien und Kindern.

Außerdem führt sie Ernährungsprojekte für Kinder, Eltern und Multiplikator:innen in Kitas und Schulen durch. Als Expertin rund um das Thema Mütter- und Kinderernährung unterstützt sie die Redaktion von Echte Mamas mit praxisnahem Fachwissen.

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Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Stadion zu finden. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Dazu nutze ich auch die Bastel-Erfahrungen mit meinen Kindern für einfache DIY-Anleitungen.

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