Oma schlägt Enkelkind: „Ich erziehe, wie ich es für richtig halte.”

Für Kinder ist es schön, wenn sie Zeit mit ihren Großeltern verbringen können. Und für viele Eltern sind Oma und Opa eine wichtige Entlastung im Alltag. Doch das kann auf Dauer nur gut gehen, wenn sich alle einigermaßen einig sind, welche Regeln gelten. Oft neigen Großeltern nämlich dazu, viel mehr zu erlauben als Mama und Papa. Stundenlang vorm TV sitzen und Süßigkeiten zum Abendbrot entsprechen meistens nicht den Vorstellungen der Eltern.

Doch in diesem Text geht es leider um ein deutlich ernsteres Thema.

Kinder körperlich zu disziplinieren, war früher leider „normaler”, das merkt man manchen älteren Menschen heute noch an. Nicht zuletzt erinnert auch der schreckliche (und absolut falsche) Spruch „ein kleiner Klaps hat noch niemanden geschadet” daran. Obwohl die wissenschaftlichen Beweise eindeutig sind, was Bezugspersonen mit körperlich Gewalt bei Kindern anrichten, ist bis heute in Deutschland immer noch jeder Zweite der Meinung, dass leichte Schläge als Erziehungsmaßnahme „Okay” seien.

Die Oma eines autistischen Kindes, um die es hier gehen soll, scheint ebenfalls dieser Meinung zu sein. So schildert eine Mama im Forum „Mumsnet” einen besorgniserregenden Vorfall. Sie überlegt nun sogar, den Kontakt zur Großmutter abzubrechen. Die Mama schreibt, dass sie ihrer Schwiegermutter eigentlich nahe steht, die mit dem Autismus ihres Sohnes vertraut ist und ihn mehrmals die Woche sieht.

Die Mama schildert die Situation so:

„Wenn mein Sohn übermäßig aufgeregt ist, kann er im Spiel grob werden. Beim Spielen heute Morgen hat er seine Oma gebissen. Meine Schwiegermutter schlug ihm dann hart auf den Rücken und schrie ihn an, er solle nicht beißen. Das machte ihm offensichtlich Angst. Wir versuchten ihm zu erklären, warum wir nicht beißen, aber er war untröstlich. Er versteckte sich immer wieder hinter mir und bat darum, nach Hause zu gehen.”

Also ziehen die Eltern ihren Sohn an, um zu gehen. Der Vater des autistischen Jungen stellt seine Mutter danach zur Rede: „Er sagte, dass er verstehe, dass es vielleicht eine alte Angewohnheit oder ein Reflex gewesen sei, aber wir schlagen unser Kind nicht und sie solle das bitte nie wieder tun.” Doch die Oma ist alles andere als einsichtig oder reumütig. Sie erwidert eiskalt, dass die Eltern ihn erziehen können, wie sie wollen, aber dass sie ihn so disziplinieren wird, wie sie es für richtig hält.

Die Eltern waren verzweifelt und wussten nicht, wie sie diese Situation lösen sollen.

Sie setzten sich mit ihrem Sohn zusammen und erklärten ihm, dass Beißen falsch ist, aber es ebenfalls falsch sei, wenn Oma ihn schlage, und wenn ihm noch mal jemand weh tut, solle er sofort Bescheid sagen. „Mein Mann sagt, dass sie unseren Sohn nicht wiedersehen darf, wenn es noch mal passieren sollte, aber ich fühle mich nun sehr unwohl.” Die Mama des Kindes erwägt sogar, dass die Schwiegermutter ihren Enkel gar nicht mehr sehen darf.

„Ich würde vielleicht zustimmen, wenn sie sich entschuldigen würde, aber es fühlt sich wie eine Drohung an, dass sie ihn disziplinieren wird, wie sie es für richtig hält.” Abschließend fragt sie die anderen Mütter im Forum: „Reagiere ich über? Würdet ihr ihr eine zweite Chance geben?

Sollte die Großmutter ihren Enkel noch sehen dürfen?

„Es tut mir so leid, dass Sie sich damit auseinandersetzen müssen, es muss wirklich schrecklich sein“, schrieb eine Person. „Wenn ich in Ihrer Situation wäre, würde ich mich sehr unwohl fühlen, wenn ich meine Schwiegermutter in die Nähe meines Kindes lassen würde. Besonders nachdem ich die Bemerkung ‚Disziplin, wie ich es für richtig halte‘ gehört habe. Meine Reaktion wäre auch, diese Oma fernzuhalten.”

Andere halten fest: „Nun, er ist nicht ihr Kind, das sie disziplinieren kann, wie sie es für richtig hält!“ Einige Mütter im Forum sind um eine konstruktive Lösung bemüht und schlagen ein Gespräch vor: „Können Sie sich mit ihr hinsetzen, wenn sich die ganze Sache etwas beruhigt hat, und mit ihr reden?“

Wie würdet ihr euch in einer solchen Situation verhalten?

Schreibt mir eure Meinung gerne in die Kommentare. Wenn ihr euch für das Thema Autismus interessiert, dann empfehle ich euch übrigens den Beitrag Leben mit autistischem Kind: „Meine Tochter hat keinen Filter ”. Mehr zum Thema Großeltern gibt es hier:

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt.

Auch wenn ich selbst noch keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz.

Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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