Ostdeutsche Jungennamen von retro bis kultig

Wer an die beliebtesten ostdeutschen Jungennamen denkt, dem kommen mit Sicherheit  Ronny, Steve oder Maik in den Sinn. Zugegebenermaßen belächeln wir diese Namenswahl heutzutage vielleicht ein wenig. Aber hinter dem Hang zu Namen aus dem englischsprachigen Raum verbarg sich meist eine gewisse Sehnsucht nach der großen weiten Welt, die eben nicht jeder zu sehen bekam, der im Arbeiter- und Bauernstaat lebte. Und so gehören die Namen mit dem ganz eigenen Retro-Charme damals wie heute fest zur ostdeutschen Kultur. Wir zeigen euch hier unsere Favoriten der beliebtesten Ossi-Jungennamen.

Ostdeutsche Jungennamen früher und heute

Seit 1989 gehört die Mauer, die Deutschland einst in Ost und West trennte, der Vergangenheit an. Und mit ihr haben sich auch die Unterschiede im Bereich der beliebtesten Vornamen im Laufe der Jahre in Luft aufgelöst.

Typisch ostdeutsche Jungennamen gibt es heutzutage im Prinzip nicht mehr. Es existieren auch keine regionalen Besonderheiten, so wie zum Beispiel Hinnerk oder Fiete sehr beliebte Varianten von Heinrich und Fritz unter den norddeutschen Jungennamen sind. Die meistvergebenen Jungennamen auf der bundesweiten Hitliste wie zum Beispiel Noah, Finn, Elias oder Paul sind im Osten genauso angesagt wie im Rest unseres Landes.

Ronny aus dem Osten, Christian aus dem Westen

Das war vor 30 bis 40 Jahren noch ganz anders – wer Ronny hieß, kam definitiv aus dem Osten, während ein kleiner Christian zur selben Zeit eher westlich der Grenze das Licht der Welt erblickt hat.

Damals waren in der DDR vor allem westliche Schauspieler*innen und Musikstars beliebte Namenspaten für den Nachwuchs. Man musste nur aufpassen, sich dabei nicht zu deutlich auf die Popkultur aus dem Ausland zu beziehen. Auf diese Weise kamen vermutlich kreative Schreibweisen wie „Maik“ mit „ai“ zustande, die zwar etwas Westliches, aber auch etwas ganz Eigenes an sich hatten.

Die typischen Ossinamen für Jungs: Unsere Top 20

Hier haben wir einmal jene ostdeutschen Jungennamen für euch gesammelt, die vor der Wende aus unserer Sicht „den entscheidenden Unterschied“ in der Beliebtheit zwischen Ost und West ausgemacht haben. Das sind unsere Top 20:

  1. André
  2. Dirk
  3. Eddy
  4. Enrico
  5. Jens
  6. Heiko
  7. Kevin
  8. Maik/Mike
  9. Mario
  10. Marco/Marko
  11. Mirco/Mirko
  12. Raik
  13. Reimo
  14. René
  15. Reno
  16. Rico
  17. Ronny
  18. Sandro
  19. Stefan/Steffen/Steve
  20. Tino

Ostdeutsche Jungennamen und ihre Bedeutung

1. André

Neben englischsprachigen Jungennamen erlebten auch französische Vornamen eine gewisse Renaissance in der DDR. Wobei André ursprünglich aus dem alten Griechenland kommt und vom Wort andreios abstammt, und einen tapferen oder sehr männlichen Jungen bezeichnet. Wir finden: Ein toller, in Ostdeutschland sehr beliebter Jungenname, mit dem du auch heute nichts falsch machst.

2. Dirk

Kinder, die in den Sechzigerjahren geboren sind, kennen den Vornamen Dirk wahrscheinlich alle. Denn in dieser Zeit hatte er Hochkonjunktur im Osten wie im Westen. Im Gegensatz zum langen „Dietrich“, von dem er abstammt, lässt sich Dirk gut aussprechen und benötigt keine Abkürzung. Auch die Bedeutung des Vornamens („der mächtige Herrscher des Volkes“) ist erwähnenswert.

3. Eddy

Wusstest du, dass der Vorname Eddy tatsächlich in ganz Europa verbreitet ist und einer der wenigen altenglischen Vornamen, die von England über Frankreich nach Deutschland kamen? Wir finden die Kurzform von Edward oder Eduard, die „Hüter seines Besitzes“ bedeutet, klangvoll und schön.

4. Enrico

Mit Enrico wagten die DDR-Eltern einen Abstecher Richtung Italien, denn daher stammt dieser klangvolle Jungenname mit seiner kraftvollen Bedeutung „der Herrscher“.

5. Jens

Auch Jens erlebte während der DDR in den Siebzigern und Achtzigern seine Hochzeit. Seine Übersetzung „Gott ist gnädig“ verleiht diesem kurzen ostdeutschen Vornamen eine religiöse Komponente.

6. Heiko

Heiko und Heike galten in der DDR als beliebte Vornamen. Auch heute sprechen sie viele Eltern an. Obwohl dieser Vorname derzeit nicht mehr „angesagt“ ist, klingt seine Bedeutung „Herrscher/Hausherr“ wirklich selbstbewusst.

7. Kevin

Spätestens seit dem Hype um den Weihnachtsfilm „Kevin allein zu Haus“ erfuhr dieser Vorname in den Neunzigerjahren einen regelrechten Boom in Ost und West. Plötzlich waren alle verrückt nach dem irischen Vornamen, den man mit „der Anmutige von Geburt an“, „der Hübsche“ oder „der Geliebte“ übersetzen kann.

8. Maik / Mike

„Wer ist wie Gott?“- na, der Maik! Diese englische Kurzform von Michael aus dem Hebräischen lässt sich allerdings alternativ auch mit „der fest Entschlossene“ übersetzen. In Deutschland ist dieser kurze Vorname besonders in den östlichen Bundesländern – und hier vor allem in der Schreibweise Maik – seit den Sechzigern verbreitet.

9. Mario

Vom italienischen Vornamen Marius entstand der heute überaus beliebte Vorname Mario. Dieser bringt die schönen, aber doch ungewöhnlichen Bedeutungen „der Mann vom Meer“ oder „der einsame Kämpfer“ mit. Forscher vermuten außerdem einen Zusammenhang zum Kriegsgott Mars.

10. Marco/Marko

Bei Mario (s.o.) steht nicht so ganz fest, ob der Name vom Kriegsgott Mars abstammt – bei Marko ist es hingegen gesichert. Denn Marko gilt als Kurzform bzw. italienische Form von Markus. Gleichzeitig geht dieser Name auch auf den Evangelisten Markus zurück.

11. Mirco/Mirko

Bei Mirko handelt es sich um einen Vornamen aus dem Slawischen, der auf Miroslav zurückgeht. Dieser bedeutet sowohl Friede als auch Ruhm und Ehre. In Ostdeutschland war der Name vor allem in den Siebzigern und Achtzigern populär.

12. Raik

Eigentlich kommt der Name Raik aus dem Althochdeutschen und Friesischen – also tendenziell eher aus dem Nordwesten unseres Landes. Doch in der DDR war er vor dreißig, vierzig Jahren auch sehr beliebt. Vielleicht lag’s an seiner schönen Bedeutung, denn Raik ist sowohl ein „Reicher“ oder auch ein „strahlender Berater“.

13. Reimo

Ostdeutsche Jungennamen enden gern auf -o, und in diese Riege reiht sich Reimo perfekt ein. Vermutlich handelt es sich dabei um eine Kurzform von Reimund, dem „Ratgebenden“ oder auch „Schutzgebenden“.

14. René

René beeindruckt uns ganz besonders mit seiner tollen Bedeutung. Vom lateinischen Wort Renatus abgeleitet, bezeichnet er auch in seiner französischen Variante einen Wiedergeborenen. In Ostdeutschland hatte dieser Name vor allem in den Achtzigern Hochkonjunktur.

15. Reno

Wem es zu viele Renés in der DDR gab, der wandelte den Namen einfach ein wenig ab und nannte seinen Sohn Reno – auch diese Variante erfreute sich im Osten größter Beliebtheit, war aber nicht ganz so verbreitet wie das französische Pendant. Die Bedeutung ist dieselbe, denn auch Reno stammt vom lateinischen Renatus ab, dem Wiedergeborenen.

16. Rico

Der Jungenname Rico erlebte als Kurzform von Richard oder Heinrich in der DDR ein Revival. Hat es dir dieser ostdeutsche Vorname angetan, so entscheidest du dich für einen Namen mit der Bedeutung „der Reiche“ oder „der Mächtige“.

17. Ronny

Natürlich darf auch Ronny in unserer Liste der ostdeutschen Vornamen für Jungen nicht fehlen. Als Kurzform von Ronald hat sich dieser Vorname mutmaßlich zunächst im Norden ausgebreitet, da er auf den nordischen Namen Rögnvaldr zurückgeht. Seine Bedeutung („ratgebender Herrscher“) verleiht ihm eine gewisse Dominanz.

18. Sandro

Sandro kommt aus dem Italienischen und lässt sich als beliebte Kurzform des Vornamens Alessandro beschreiben. Seine Bedeutung lautet „der Beschützer“.

19. Stefan/Steffen / Steve

Insbesondere in den Sechziger-bis-Achtzigerjahren war der Vorname Steffen in Deutschland ein Dauerbrenner – im Osten wie im Westen. Östlich der Mauer tendierten die Eltern außerdem zur englischen Variante Steve, westlich davon war Stefan beliebter. Es gab also auf allen Seiten viele „gekrönte“ Jungs – denn das ist die schöne Bedeutung des Namens.

20. Tino

Italien schien ein Traumland ostdeutscher Eltern gewesen zu sein, denn sie vergaben sehr gern Namen aus dieser Region. Auch Tino gehörte dazu. Hinter der italienischen Variante und Kurzform von Valentin verbirgt sich ein „einflussreicher“ Junge.

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Und wer sich mal die weiblichen Pendants anschauen will, für den gibt’s hier unsere Top 20 der ostdeutschen Mädchennamen.

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Ilona Utzig
Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Meine journalistische Ausbildung abolvierte ich bei Hamburger Jahreszeitenverlag, um anschließend Skandinavistik, Politikwissenschaft und Germanistik zu studieren. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit am Herzen.

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Anne
Anne
7 Monate zuvor

Hey , ich bin Anne und meine Wurzeln liegen im Osten. Ich möchte nur zu Eurem interessanten Bericht hinzu fügen, dass meine beiden Cousins im Osten tatsächlich HEIKO und DIRK heißen. Das waren zwei der beliebtesten Jungennamen in den 60/70ern. Ich danke für die wirklich gelungene Recherche. Grüße Euch , Anne

Doreen
Doreen
1 Jahr zuvor
welchen wir unbedingt noch in unsere Hitliste aufnehmen sollten" Weiterlesen »

Frank, Jens, Matthias (in div. Schreibweisen), Thomas, Tobias, Robert saßen zum Teil mehrfach in den 70er/80er Jahren in ostdeutschen Klassenräumen…