„Weil meine Kinder so oft krank sind, will meine Chefin mir kündigen.“

„Ich bin gerade wirklich sehr verzweifelt. Meine Kinder sind 4 und 2 Jahre alt und in den letzten Wochen ständig krank. Kein Wunder, in der Kita gehen einfach so viele Viren um! Von Ringelröteln über Magen-Darm, bis hin zu Scharlach, Hand-Mund-Fuß und RSV. Und irgendwie scheint immer eins der beiden laut ‚Hier!‘ zu schreien, wenn das nächste Virus im Anmarsch ist. Dabei war es bei meinem Großen eigentlich schon deutlich besser geworden, seit der von der Krippe in den Elementarbereich gewechselt ist.

Seit die Kleine in der Krippe ist, geht es allerdings wieder los, und zwar bei beiden.

Ich weiß gar nicht, an wie vielen Tagen ich in den letzten Wochen normal gearbeitet habe, ohne dass ich morgens neben einem kranken Kind aufgewacht bin, oder ein Anruf aus der Kita kam. Da ich alleinerziehend bin, kann ich mir die Krankentage auch leider nicht mit meinem Ex-Mann teilen, das macht das Ganze noch etwas komplizierter. Das heißt, ich habe im Jahr theoretisch Anspruch auf insgesamt 60 Kinderkrankentage. Und trotzdem habe ich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn ich im Büro anrufen muss, um mich abzumelden.

Ich versuche deshalb, aus dem Homeoffice so viel wie möglich zu erledigen, damit nicht alles liegenbleibt oder meine Kollegen meine Arbeit übernehmen müssen. Aber ganz ehrlich, mit einem kranken Kind zuhause – manchmal sind sie auch beide gleichzeitig krank – ist das oftmals einfach nicht möglich. Dann kann ich mich höchstens abends hinsetzen, aber da bin ich komplett erledigt.

Eigentlich dachte ich, mein Arbeitgeber hätte Verständnis für meine Situation.

Schließlich betonen die Chefs immer, wie familienfreundlich ihr Unternehmen doch ist. Dass ‚sogar‘ die Männer ohne Probleme Elternzeit nehmen können, und alles für mehr Vereinbarkeit getan wird. Soweit die Theorie.

In der Praxis sieht das Ganze leider anders aus. Denn als ich neulich ins Büro kam, hatte ich eine Nachricht von meiner Chefin, dass sie gern mit mir sprechen möchte. Sie hatte mir dafür einen Termin für ein gemeinsames Essen in der Mittagspause eingestellt. Zuerst habe ich mir nichts dabei gedacht, aber da hatte ich mich getäuscht.

Denn nach anfänglichem Smalltalk kam sie relativ schnell zur Sache: ‚Es geht um deine vielen Fehltage‘, sagte sie und ergänzte ‚bzw. die vielen Krankentage deiner Kinder‘. Ich zuckte zusammen, denn das Thema war mir natürlich bewusst und auch sehr unangenehm.

Aber ganz ehrlich, was soll ich denn machen?

Sie fuhr fort: Ich wüsste ja, dass es ein relativ kleines Unternehmen sei, und dass die anderen Mitarbeiter*innen auch genug zu tun hätten und nicht ständig meine Arbeit übernehmen könnten. Außerdem bräuchten sie jemanden, mit dem sie zuverlässig planen könnten. Und dann sagte sie den Satz, der mich wirklich geschockt hat:

‚Wenn das so weitergeht, müssen wir uns leider von dir trennen!‘

Ich habe zuerst gedacht, ich höre nicht richtig. Doch an ihrem Gesicht konnte ich sehen, dass sie es sehr ernst meinte. Auf meine Anmerkung, dass ich es sehr gern ändern würde, das aber leider nicht möglich sei, meinte sie nur, das wäre nicht ihr Problem. Schließlich gäbe es ja auch Babysitter. Wie bitte?! Ich glaube, in dem Moment ist mir fast das Essen aus dem Gesicht gefallen. Wie unverschämt war das bitte?

Erstens: Welcher Babysitter steht denn morgens auf Abruf bereit? Zweitens: Welcher Babysitter passt freiwillig auf ein spuckendes oder fieberndes Kind auf? Drittens: Wer soll das überhaupt bezahlen? Als Alleinerziehende ist das Geld sowieso immer schon knapp, da ist an einen Babysitter gar nicht zu denken. Und viertens, und das ist für mich der wichtigste Punkt: Wieso denkt sie, dass ich meine kranken Kinder, die nur zu Mama wollen, wenn es ihnen schlecht geht, bei einem Babysitter lasse?

Mir schossen so viele Fragen auf einmal durch den Kopf: Würden sie mir wirklich kündigen?

Dürfen sie das überhaupt? Und was bedeutet das dann für mich? Wie viel Geld würde ich überhaupt bekommen? Und wie soll ich einen neuen Job finden? Denn ganz ehrlich: Wer stellt schon eine Mutter mit zwei kleinen Kindern ein?

Ich war komplett in Panik, aber auch wütend. Schließlich hatte meine Chefin selbst zwei Kinder. Die waren zwar schon älter, aber hatte sie wirklich vergessen, wie es war, als die beiden klein waren? Oder war es ihr einfach egal? Ich dachte eigentlich, wir Frauen und besonders Mamas unterstützen uns gegenseitig. Aber das war wohl nichts.

Wieso feierten sie ständig ihr ‚familienfreundliches‘ Unternehmen, wenn sie mich auf der anderen Seite loswerden wollten?

Und was denkt sie überhaupt, wie ich mich fühle? Mir war es schon unangenehm genug, wenn ich mal wieder anrufen musste, weil eins meiner Kinder krank war. Jetzt musste ich auch noch jedes Mal Angst haben, dass ich nach dem Anruf meinen Job los war. Mir war das in dem Moment alles zu viel.

Ich sagte meiner Chefin, dass ich unglaublich enttäuscht sei und gehofft hätte, dass gerade sie mich versteht. Aber von ihr kam nicht mehr als ein Schulterzucken. Also nahm ich meine Tasche, verabschiedete mich knapp und ging direkt nach Hause. Dort habe ich mich dann etwas beruhigt und mir Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht. Denn ganz ehrlich: Ich werde jederzeit meine Kinder vor meinen Job stellen. Und wenn sie krank sind und mich zuhause brauchen, bin ich für sie da.

Was ich mache, wenn meine Chefin ernst macht und mich feuert?

Ich weiß es nicht. Aber irgendwie wird es auch dann weitergehen. Geht es ja immer. Und ganz ehrlich: Ich stelle mir auch die Frage, ob ich in so einer Firma auf Dauer arbeiten möchte. Die Antwort ist relativ klar. Kündigen werde ich trotzdem erst mal nicht, den Gefallen werde ich ihnen nicht tun. Aber ich fange an, mich nach einem neuen Job umzuschauen. Einem, der wirklich familienfreundlich ist und nicht nur nach außen hin so tut. Drückt mir die Daumen!”


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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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