Papa geht in Elternzeit: „Ich will es anders machen als mein Vater.”

„Ich bin ein Papa in Elternzeit und lese mir gerne ab und zu die Erfahrungsberichte auf dieser Seite durch. Denn auch wenn ich keine Mama bin, erkenne ich mich in vielen Geschichten wieder.

Unsere kleine Tochter ist jetzt sechs Monate alt, meine Frau ist drei Monate nach der Geburt in ihren Job zurückgekehrt. Sie ist selbstständig und beruflich viel unterwegs. Da sie mehr verdient als ich, war es für uns finanziell am klügsten, wenn ich den Großteil der Elternzeit übernehme. Tatsächlich konnte ich mir aber schon immer vorstellen, als Vater in Elternzeit zu gehen.

Meine Eltern haben noch ein traditionelles Rollenmodell gelebt.

Mein Vater ging Vollzeit arbeiten, meine Mutter war für die Kinder zuständig. Ich habe nur wenige Erinnerungen daran, dass mein Vater mit uns spielte oder sich bewusst Zeit für uns nahm. Von meiner Mutter weiß ich, dass er mich und meine Schwester kein einziges Mal ins Bett gebracht, uns kein einziges Mal die Windeln gewechselt hat. Wir Kinder haben und hatten nie eine innige Beziehung zu ihm.

Schon als junger Mann stand deswegen für mich fest, dass ich es anders machen möchte. Ich bin Grundschullehrer und habe mich im Studium mit Kindheitspädagogik und Erziehungsmodellen auseinandergesetzt. Danach war für mich klar: Sollte ich jemals Kinder haben, möchte ich es richtig machen.

Ich möchte da sein.

Meine Frau konnte sich nie vorstellen, lange in Elternzeit zu gehen. ‚Ich bin einfach nicht diese typische Spielplatz-Mami mit Maisstangen in der Tupperdose‘, sagt sie immer lachend. Sie hat unser Baby neun Monate unter ihrem Herzen getragen und es unter Schmerzen zur Welt gebracht. Nun bin ich an der Reihe.

Als Beamter an der Grundschule war das für mich problemlos möglich, auch wenn meine Schulleitung etwas überrascht geschaut hat. Von meinen Kolleginnen habe ich sehr viel Lob bekommen. Wenn eine von ihnen in Elternzeit geht, wird nie applaudiert.

Für viele ist es immer noch selbstverständlich, dass die Mutter die Elternzeit allein stemmt.

Nur mein Vater, der fand es überhaupt nicht gut, dass ich zuhause bleiben und meine Frau wieder arbeiten gehen würde. Er hat nur kopfschüttelnd gefragt: ‚Wirst du jetzt Hausfrau?‘

Auch wenn ich mich bewusst dazu entschieden habe, in Elternzeit zu gehen, gibt es auch Momente, die schwierig sind. Bei uns in der Nähe lebt kein anderer Vater, der gerade in Elternzeit ist. Unter meinen Freunden sind zwar auch schon ein paar Väter, aber die wenigstens haben überhaupt Elternzeit genommen, und wenn doch, dann waren es die zwei obligatorischen Reisemonate gemeinsam mit der Frau.

Manchmal fühlt es sich deswegen sehr einsam an, mit einem Baby als Vater allein zuhause.

Wenn meine Frau unterwegs ist, vermisse ich es, mich mit Erwachsenen auszutauschen. Wenn ich Freunde oder Kollegen anrufe, sind die Themen dünn, die meisten von ihnen wissen nicht, wie es ist, ein Vollzeit-Vater zu sein.

Trotz Einsamkeit und Schlafmangel: Ich habe es noch an keinem Tag bereut, dass ich in Elternzeit gegangen bin. Ich finde es schön, dass meine Tochter und ich so ein inniges Verhältnis haben.

Jeden Tag lernt sie etwas Neues und ich darf sie dabei begleiten.

Ich glaube, viele Männer wissen gar nicht, wie wichtig und prägend die ersten Monate im Leben eines Kindes sind. Ich möchte mit meiner Tochter jetzt eine Basis bauen, die ein sicheres Fundament für sie wird, auf das sie immer zurückgreifen kann. Wenn mir das einigermaßen gelingt, dann ist das das Größte und Schönste, was ich je erreichen könnte.”


Lieber Papa, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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