Gefühlsstürme: Warum die Trotzphase so anstrengend – und wichtig! – ist

Juhu, endlich kann das Kind laufen und ein paar Worte sprechen und eigentlich müsste doch jetzt die schönste Phase mit dem wachsenden Menschlein beginnen…. Doch das hat andere Pläne. Unbewusst. Schuld ist die berühmte Trotzphase.

Nein! Nein! Nein!„, schreit es, läuft immer genau in die verkehrte Richtung, zornt und schreit. Es kratzt und beißt und schlägt mit dem Kopf gegen Wände oder Böden. Verbote werden konsequent ignoriert, beim Einkaufen die Regale ausgeräumt. Auf den Arm will das Kleinkind nicht, aber auch nicht selbst laufen oder in den Kinderwagen. Ein Wutanfall folgt dem nächsten und es nimmt schier kein Ende.

Die Briten nennen es „Terrible Two“, manche die „Trotzphase“, Pädagogen sagen dazu „Autonomiephase„.

Sie beginnt mit ungefähr 18 Monaten, hat ihren (ersten) Höhepunkt – je nach Kind natürlich – bis ein paar Monate nach dem zweiten Geburtstag.

Fürchterlich für uns Mamas, aber ganz normal. Und die positivste Nachricht ganz am Anfang: Die Trotzphase ist nicht nur normal, sondern sogar wichtig für unsere Kleinkinder. Ja, wirklich.

Denn sie markiert einen großen Entwicklungsschritt: Das Kind beginnt, sich selbst als Individuum wahrzunehmen, das eigene Fähigkeiten und einen eigenen Willen hat. Es fängt langsam damit an, die Symbiose mit der Mutter, die es im ersten Lebensjahr gebildet hat, zu lösen.

Dazu braucht es das Wort NEIN und die eigenen Füße, die es dorthin tragen, wohin es selbst möchte und nicht dorthin, wohin die Mutter möchte. So kommt es zu einer sehr wichtigen Erkenntnis:

Ich bin jemand, habe Einfluss und kann etwas bewirken!

Und wollen wir nicht alle, dass unser Kind genau das weiß und sein Leben danach ausrichtet? Schon, aber…. geht das auch ohne so viel Verzögerung im Alltag und ohne so viel Gebrüll?

Leider nein.

Inzwischen hat unser Gerade-Warst-Du-Doch-Noch-Ein-Baby nämlich auch gelernt, dass es selbst Dinge erschaffen und tun kann, und zwar die selben, die auch die anderen Menschen, also die Erwachsenen oder älteren Geschwister, tun. Das meint es zumindest und die Grundkenntnisse sind ja wirklich schon da.

Leider sind diese noch nicht so ausgereift, weshalb es oft schief geht, wenn unser kleiner Schatz seine Hose selbst anziehen möchte oder im Kochtopf rühren. Weil Kleinkinder aber vollkommen auf ihr Ziel fixiert sind und noch nicht gelernt haben, diese situationsabhängig zu verändern, führt das zu großer Frustration und in der Folge zu einem Wutanfall – eigentlich doch verständlich.

Kleine Trotzmäuse haben eine große Wut im Bauch – und brauchen Mamas Verständnis Foto: Bigstock

Das erklärt auch, warum es so fürchterlich ist, wenn Mama dabei helfen möchte, die Hose anzuziehen oder im Kochtopf zu rühren, bevor es schief geht. Schließlich ist unserem zweijährigen Kind völlig egal, dass wir zu spät zu einem Termin kommen oder das Essen anbrennt. Es wird wütend, weil wir ihm verweigern, es sein Ziel erreichen zu lassen – unabhängig davon, ob es dieses erreichen könnte oder nicht.

Wir Eltern sollten das Bedürfnis nach Unabhängigkeit erkennen, ernst nehmen und achten, sagt auch Familienexpertin Marei Theunert.

So können wir unser Kind durch dieses Wechselbad der eben erst entdeckten Gefühle begleiten.

Das heißt allerdings nicht, dass wir immer nachgeben sollten, im Gegenteil. Nur durch konsequentes Verhalten unsererseits entwickelt sich nach und nach ein Verständnis dafür, dass Wut oft nicht weiterhilft und zumindest der Ansatz einer Frustrationstoleranz.

Wichtig ist aber, dass wir versuchen, viele Situationen zu schaffen, in denen es für das Kind in Ordnung ist, sich auszuprobieren. Das heißt, wir sollten genügend Zeit einplanen, damit es doch versuchen kann, sich die Hose selbst anzuziehen und ignorieren, dass diese verkehrt herum ist. Und das Kind beim Kochen gleich anderweitig beschäftigten oder ihm einen eigenen Kochtopf und -löffel anbieten.

Mehr Tipps, wie wir Mamas entspannt durch die Autonomiephase kommen, gibt es hier:

Rebecca

Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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