Trennung mit Kindern: Diese Fehler machen Mamas viel zu oft

Eine Trennung ist nie leicht – aber wenn Kinder involviert sind, wird sie oft zur Zerreißprobe. Plötzlich stehen Mütter vor schwierigen Entscheidungen, kämpfen mit Schuldgefühlen und müssen gleichzeitig einen kühlen Kopf bewahren. Wie sorgt man für Stabilität für die Kinder? Wie schützt man sich selbst? Und welche Fehler sollten Mütter unbedingt vermeiden?

Scheidungsanwältin Martina Ammon kennt die Herausforderungen, mit denen Mütter in dieser Situation konfrontiert sind. „Gelingt es den Eltern nicht, verlässliche Absprachen zu treffen, wird die Trennungssituation zur Dauerbelastung für alle Beteiligten”, weiß Martina Ammon, Fachanwältin für Familienrecht. „Mütter haben das Wohl ihrer Kinder meist klar im Blick, trauen sich aber nicht, im Scheidungsprozess entsprechend entschlossen aufzutreten.”

Im Interview erklärt sie, worauf es im Trennungsprozess mit Kind wirklich ankommt – und wie Mütter für sich und ihre Kinder die besten Entscheidungen treffen.

Scheidungsanwältin erklärt: Das sind die häufigsten Stolperfallen für Mütter

Echte Mamas: Gibt es Fehler, die Müttern im Scheidungsprozess häufiger unterlaufen?

Martina Ammon: Da gibt es tatsächlich Häufungen. Oft erfolgt die Trennung in einer emotionalen Situation und ohne Plan. Das ist riskant, weil die Betroffenen dann meist gar nicht wissen, wie die rechtlichen Grundlagen aussehen und ungewollte Zugeständnisse machen. Das fängt schon damit an, dass die Mütter weder sich noch ihren Kindern gegenüber klar formulieren, dass der Lebensmittelpunkt weiter bei der Mutter sein soll.

Aus Angst vor weiteren Konflikten und der Reaktion des Ehemanns und Vaters wird die Mutterrolle im Selbstbild außerdem so stark geschwächt, dass die Mutter in vielen Fällen Betreuungslösungen zustimmt, bei denen sie weiß, dass sie für die Kinder falsch sind.

Es geht aber auch um die finanzielle Absicherung der Mutter, die bei übereilten Entscheidungen schlecht geregelt ist – und später zu Altersarmut führt. Nicht zuletzt ist es oft für die Frau zum Nachteil, wenn der Mann einen „gemeinsamen” Anwalt engagiert – der eigentlich der Anwalt des Mannes ist.

Echte Mamas: Gibt es Verhaltensweisen, vor denen Sie getrennte Mütter besonders warnen?

Martina Ammon: Wenn die Trennung im Affekt erfolgt, möchten Frauen häufig aus der Situation flüchten und ziehen überstürzt aus der gemeinsamen Wohnung aus. Die Kinder bleiben vorerst beim Ehepartner. Dadurch entsteht jedoch ein strategischer Nachteil, der kaum mehr ausgeglichen werden kann. Deshalb ist die Vorbereitung der Trennung so wichtig.

Echte Mamas: Eine Mutter vertraut Ihnen an, dass sie über eine Scheidung von ihrem Partner nachdenkt. Was raten Sie ihr?

Martina Ammon: Damit die Bedürfnisse der Frau optimal vertreten werden, sollte sie sich an einen Fachanwalt für Familienrecht wenden. Dort wird sie zu ihrer individuellen Situation beraten. Diese Beratung sollte stattfinden, bevor die Frau ihren Partner informiert, damit sie ihre Rechte kennt und sich zu keinen unnötigen Zugeständnissen hinreißen lässt.

Wenn der Ehemann später zu diesem Anwalt dazu kommt, damit sie sich die Kosten teilen können, ist das eine gute Lösung. Es ist aber essenziell wichtig, dass der Anwalt von der Mutter engagiert wird, damit er ihre Bedürfnisse optimal vertreten kann.

Parallel dazu kann die Mutter Unterstützung bei öffentlichen Beratungsstellen, Trennungsbegleitern oder in Mentorenprogrammen suchen. Gerade Letzteres macht deshalb Sinn, weil solche Programme ein Bindeglied zwischen den rechtlichen Informationen und persönlichen Aspekten sind. Hier geht es auch um das Mindset der Mutter, das in einem Scheidungsprozess besonders wichtig ist.

Echte Mamas: Wie geht es weiter, wenn die Trennung ausgesprochen wurde?

Martina Ammon: In Amerika wird diese Phase ‚family in transition“ genannt. Das soll ausdrücken, dass die Trennung ein Prozess von einem Lebensabschnitt in einen neuen ist. Mit dieser Sichtweise wird aber auch verdeutlicht, dass nicht gleich nach der Trennung die finale Lösung präsentiert werden muss. Stattdessen sollten die Bedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt stehen. Das kann dann auch bedeuten, dass die Eltern vorübergehend im gemeinsamen Haus wohnen bleiben, bis ein besserer Zeitpunkt für die räumliche Trennung gekommen ist.

Echte Mamas: Welche Aufgaben übernimmt der Fachanwalt in dieser Phase?

Martina Ammon: Er berät seine Mandantin und gewährleistet, dass sie sich in rechtssicherem Raum bewegt. Außerdem kämpft er für die Durchsetzung der Ziele, die die Mandantin verfolgt. Dazu gehört auch, dass er oder sie rechtzeitig Ansprüche für die Mama geltend macht. Unterhaltsleistungen können beispielsweise nicht rückwirkend eingefordert werden. Mütter lassen hier regelmäßig hohe Summen liegen, weil sie es versäumen, ihren Expartner zur Zahlung aufzufordern.

Echte Mamas: Was können Frauen tun, um sich schon vor der Eheschließung für den Fall einer Scheidung abzusichern?

Martina Ammon: Ich empfehle jeder Frau, dass sie auf einem Ehevertrag beharrt, wenn sie zugunsten der Kinder ihre Karriere hinten anstellt. Die gesetzlich vorgeschriebene Aufteilung der Rentenanwartschaften im Scheidungsfall reicht nämlich üblicherweise nicht aus, um Altersarmut abzuwenden. Mütter sollten deshalb rechtzeitig mit ihren Ehepartnern faire Lösungen entwickeln, die sie finanziell absichern.

Du bist nicht allein – und du darfst für dich einstehen!

Eine Trennung mit Kindern bringt viele Herausforderungen mit sich, aber du musst diesen Weg nicht allein gehen. Gut informiert zu sein, gibt dir Sicherheit und die Möglichkeit, selbstbewusst für deine Rechte und die deiner Kinder einzutreten. Scheue dich nicht, rechtliche Unterstützung in Anspruch zu nehmen – es geht nicht um Streit, sondern darum, eine faire Lösung für alle zu finden.

Martina Ammon.

Martina Ammon

Martina Ammon ist Fachanwältin für Familienrecht mit über 25 Jahren Erfahrung und hat mehr als 3.500 Familien durch Trennungen begleitet. Als Scheidungsmentorin unterstützt sie Paare bei einer friedlichen Trennung und hat über 500 Frauen geholfen, den Scheidungsprozess selbstbewusst zu meistern. Mehr Infos zu ihr HIER.

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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