Risiko Altersarmut: Weshalb eine gute Altersvorsorge für Frauen so wichtig ist

Frauen (und vor allem auch Mütter!) sind von Altersarmut wesentlich öfter betroffen als Männer, weil die gesetzliche Rente in den meisten Fällen nicht ausreicht. Umso wichtiger ist es, frühzeitig vorzusorgen. Die Mission heißt: Rentenlücke schließen. Aber wie? Viele schrecken davor zurück, sich mit diesem – für Laien nicht ganz unkomplizierten – Thema auseinanderzusetzen. Wir zeigen euch hier die wichtigsten Schritte zur passenden Altersvorsorge für Frauen und stellen euch zwei Expertinnen zur Seite, die es euch wesentlich leichter machen.

Dieser Artikel wurde fachlich begleitet von den Vorsorge-Expertinnen Nina Paiska und Anne Fröbel.

Altersvorsorge für Frauen: Die Ursachen der Altersarmut

Für uns Frauen ist die Rentenvorsorge besonders wichtig, denn wir sind diejenigen, die zu 90 Prozent die Care-Arbeit leisten und bei gleicher Position oft weniger verdienen. Wir managen den Haushalt und die Familie und arbeiten deswegen oft weniger Stunden. Dadurch haben wir mit Beginn der Rente meist sehr viel weniger im Portemonnaie.

Laut Statistiken der Deutschen Rentenversicherung (Quelle: Rentenversicherung in Zeitreihen 2021) haben Frauen im Jahr 2020 in Westdeutschland durchschnittlich 767,91 Euro Rente pro Monat erhalten.

In Ostdeutschland waren es mit 1.085 Euro etwas mehr. Das kann durch Steuern, sofern diese anfallen, und Krankenversicherungsbeiträge noch deutlich geringer ausfallen.

Die niedrigen Renten haben unter anderem folgende Ursachen:

  • Teilzeitjobs
  • Geringerer Verdienst bei gleicher Position (Gender Pay Gap)
  • Höhere Lebenserwartung von Frauen
  • Care-Arbeit zu Hause = häufig weniger Arbeitsjahre = weniger Rentenbeiträge

Trotz so manch positiver Entwicklung in Bezug auf die Gleichberechtigung: Wir Frauen sind immer noch diejenigen, die die Kinder bekommen und versorgen. Oftmals hat dies zur Folge, dass Frauen Karriere- und Gehaltschancen verpassen, weil es sich gar nicht anders organisieren lässt.

Doch die vermehrte Teilzeit-Arbeit von Frauen hat ebenfalls erhebliche Folgen für unsere Rente.

Denn wer grundsätzlich weniger in die gesetzliche Rente einzahlt, bekommt am Ende auch grundsätzlich weniger raus.

Eine gute Lösung: Selbst vorsorgen – mithilfe von Vater Staat und Riester

Für eure private Altersvorsorge ist es nie zu spät. Noch besser: Euch steht ein zusätzlicher Sponsor zur Verfügung, nämlich der Staat – Stichwort: Riester-Rente, mit der ihr eine lebenslange, garantierte, zusätzliche Rente erhaltet, durch die ihr die gesetzliche Lücke schließen könnt.

Alle Arbeitnehmer, die Pflichtbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, haben Anspruch auf diese staatliche Förderungen in ihrer privaten Altersvorsorge.

Darüber hinaus können jedoch auch Ehegatten/innen sowie Beamt*innen, Soldat*innen, Richter*innen und Landwirt*innen von der Förderung profitieren. Als Alternative zur regelmäßigen Auszahlung ist bei Riester übrigens auch eine 30-prozentige Kapitalauszahlung bei Rentenbeginn möglich.

Wie viel muss ich in die Altersvorsorge Riester investieren?

Um die volle Förderung vom Staat zu erhalten, müssen Spielregeln eingehalten werden. Die Wichtigste lautet: Es müssen 4 Prozent aus dem rentenversicherungspflichtigen Bruttoeinkommen des Vorjahres abzüglich der Zulage(n) für das betreffende Jahr eingezahlt werden. Zudem gibt es einen Sockelbeitrag, der mindestens zu zahlen ist, dieser beträgt 60 Euro im Jahr. Der Höchstbeitrag liegt bei 2100 EUR pro Jahr.

Dafür bekommt ihr folgende Vorteile:

  • 175 Euro Grundzulage – erhält jeder förderberechtigte Sparer
  • 185 Euro Kinderzulage – erhaltet ihr für jedes kindergeldberechtigte Kind, das vor 2008 geboren wurde
  • 300 Euro Kinderzulage – erhaltet ihr für jedes kindergeldberechtigte Kind, das ab 2008 geboren wurde
  • 200 Euro Berufseinsteiger Bonus – erhält jeder förderberechtigter Sparer einmalig, der das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet hat

Die bis zum Höchstbeitrag selbst eingezahlten Beiträge können bei der Steuererklärung angegeben werden und sorgen eventuell auch für eine zusätzliche Steuerersparnis.

So individuell wie unsere Lebenslagen sind, fallen auch die staatlichen Förderungen aus. Grundsätzlich bekommt ihr die staatliche Förderung so lange ausgezahlt, wie auch die Spielregeln des Vertrags eingehalten werden. Zum Renteneintritt werden die selbst getätigten Einzahlungen und alle Zulagen aus dem Vertrag garantiert. Die Riester-Rente ist eine von vielen Möglichkeiten privat für das Alter vorzusorgen – die staatlichen Förderungen machen die Riester-Rente jedoch sehr attraktiv.

Da der Gesetzgeber den Garantiezins ab 01.01.2022 erheblich herabsenkt (von 0,9 auf 0,25 Prozent), kann es durchaus sinnvoll sein noch in 2021 aktiv zu werden.

Praxisbeispiele für eine Altersvorsorge bei Frauen

Wir wollen einmal anhand von zwei Beispielen zeigen, wie so eine Altersvorsorge für Frauen mit Riester aussehen kann.

Alleinerziehende mit Niedrigeinkommen

Petra D. ist alleinerziehende Mutter eines Kindes, 6 Jahre alt, und verdient als Halbtagskraft 10.000 € pro Jahr. Sie ist direkt förderberechtigt.

  • Rentenversicherungspflichtiges Jahres- Bruttoeinkommen aus Vorjahr: 10.000 €
  • 4% v. Jahres- Bruttoeinkommen: 400 €
  • Grundzulage: 175 €
  • Kinderzulage: 300 €
  • Was Petra selbst einzahlen muss (4% minus Zulagen, aber min. 60 €): 400€ – 475€ < 60€, daher = 60 €

Somit zahlt Petra in dem Jahr 60 Euro in den Vertrag ein und bekommt 475 Euro an staatlichen Zulagen hinzu.

Kombi-Ehe mit 2 Kindern

Klaus und Heike B. sind verheiratet und haben 2 Kinder (4 und 16 Jahre). Klaus verdient 30.000 € pro Jahr. Heike ist Hausfrau; sie kann die Förderung nur bekommen, wenn beide einen eigenen Vertrag abschließen. Heike ist mittelbar förderberechtigt.

  • Rentenversicherungspflichtiges Jahres- Bruttoeinkommen aus Vorjahr: Klaus 30.000 Euro, Heike (-), Summe 30.000 Euro
  • 4 % vom Jahresbruttoeinkommen: 1.200€, Heike (-), Summe 1.200 €
  • Grundzulagen: Klaus 175 €, Heike 175 €, Summe 350 €
  • Kinderzulagen: Klaus (-), Heike 185 € (für 16 Jahre altes Kind, da vor 1.1.2008 geboren) + 300 € für 4 Jahre altes Kind (da nach 1.1.2008 geboren), Summe 485 €
  • Was Klaus und Heike selbst einzahlen müssen: 4% minus Zulagen, aber min. 60€: Klaus 1.025 €, Heike 60 €, Summe 1.085 €

Klaus und Petra zahlen in diesem Jahr insgesamt 1.085 Euro in ihre Altersvorsorgeverträge ein und bekommen zusätzlich insgesamt 835 Euro an Zulagen (Grundzulagen plus Kinderzulagen) in ihre Verträge eingezahlt.

Altersvorsorge von Frauen für Frauen – mit Hilfe von Expertinnen

Die private Altersvorsorge ist extrem wichtig, um Altersarmut vorzubeugen, gerade für uns Frauen. Eine individuelle Beratung und kontinuierliche Betreuung durch eine Fachfrau für eine erfolgreiche Strategie ist absolut empfehlenswert und hilfreich, denn unser Leben ist ständig im Wandel.

Gerne stehen euch die Vermögensberaterinnen Anne Fröbel und Nina Paiska zur Seite, damit das Ganze für euch möglichst unkompliziert und einfach wird und ihr in der dritten Lebensphase genauso leben könnt, wie ihr es euch wünscht!

Dazu veranstalten sie einen regelmäßigen, kostenlosen Online-Workshop “Frauen und Finanzen”, in dem ihr alle eure Fragen zum Thema private Altersvorsorge stellen könnt und kostenfrei und unverbindlich erste Impulse bekommt. Anmelden könnt ihr euch kostenfrei über: [email protected] oder [email protected]. Der Workshop findet über Zoom statt.

Weitere Lösungen rund um die Altersvorsorge für Frauen

Die staatliche Förderung durch Riester sollte sich niemand entgehen lassen, der dazu berechtigt ist, weil man sonst bares Geld verschenkt. Daneben gibt es aber auch noch weitere  Vorsorgemöglichkeiten, die ihr damit kombinieren könnt, um nachhaltig für später vorzusorgen. Wir wollen sie euch an dieser Stelle ebenfalls einmal kurz vorstellen – und zeigen auch, welche sich lohnen und welche nicht.

Betriebliche Altersvorsorge

Wusstet ihr, dass als ihr als Angestellte einen Teil eures Lohns in eine betriebliche Altersvorsorge zu investieren könnt? Das kann sich richtig lohnen, denn euer Arbeitgeber muss euch mit mindestens 15 Prozent eures Zahlbeitrags unterstützen. Manche Arbeitgeber übernehmen das Einzahlen in die bAV sogar komplett für euch. Die Beiträge dazu gehen von eurem Bruttolohn ab, sodass ihr nebenbei auch Lohnsteuer und Sozialabgaben spart.

Fondsgebundene Rentenversicherung

Bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung legt ihr regelmäßig einen gewissen Betrag in bestimmte Fonds an, die ihr selbst auswählen könnt. Hier sind die Chancen auf gute Renditen wesentlich höher – allerdings steigt auch das Verlustrisiko. Da Ihr bei einem Altersvorsorgeprodukt allerdings einen langen Zeithorizont habt, können euch kurzfristige Kursschwankungen nichts anhaben.

Das Thema fondsgebundene Rentenversicherung ist ein sehr weites Feld. Um genau die richtige Mischung aus etwa riskanteren, aber auch meist lohnenswerteren Fonds-Rentenversicherungen mit klassischen, etwas konservativeren Rentenversicherungen zu finden, solltet ihr euch unbedingt beraten lassen. Auch die Kombination von Altersvorsorge und Gesundheitsabsicherung kann sinnvoll sein.

Private Rentenversicherung

Mit der privaten Rentenversicherung sind Leistungen im Alter garantiert, und ihr könnt sie sowohl als monatliche Rente oder als Einmalzahlung erhalten, sobald ihr bezugsberechtigt seid. Zudem lassen sich z.B. eure Angehörigen über eine private Rentenversicherung im Todesfall absichern. Diese klassische Form der Altersvorsorge ist aufgrund der aktuellen Zinsen allerdings nicht mehr attraktiv.

Das Wichtigste bei der Altersvorsorge für Frauen: Loslegen!

Von nichts kommt nichts – das gilt vor allem für eure Altersvorsorge. Für welchen Weg ihr euch letztendlich auch entscheidet: Das Wichtigste ist, dass ihr aktiv werdet und den ersten Schritt macht. Mit der Hilfe der Expertinnen Anne und Nina wird euch das mit Sicherheit viel leichter fallen, denn sie geben euch eine erste Orientierung und beantworten eure Fragen rund um das Thema Altersvorsorge für Frauen (und Mütter!).

Ilona Utzig
Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Meine journalistische Ausbildung abolvierte ich bei Hamburger Jahreszeitenverlag, um anschließend Skandinavistik, Politikwissenschaft und Germanistik zu studieren. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit am Herzen.

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