Salzspielplätze für Kinder: Gut für die Gesundheit oder überflüssig?

Der Salzspielplatz sei „ideal um Atemwegsinfekte vorzubeugen oder auch bei Allergien”, Kinder sollen „spielerisch und stressfrei die Wirkung von salzhaltiger Luft” erleben. So bewirbt ein Anbieter das ungewöhnliche Konzept. Das Besondere an Salzspielplätzen ist schnell erklärt: Im Grunde verrät es schon der Name, denn statt voller Sand ist hier alles voller Salz.

Die Salzspielplätze sind gerade im Trend: In Deutschland sind in den letzten Jahren einige Anbieter dazugekommen. Doch was sagen eigentlich Ärzte zu dieser Entwicklung? Bestätigen die Experten einen medizinischen Nutzen?

Salzspielplätze sind Indoor-Spielplätze, deren Boden mit Salz bedeckt ist.

Manche Anbieter arbeiten außerdem mit Soleverneblern, die für den idealen Salzgehalt in der Luft sorgen sollen. Die Idee dahinter: Die Kinder atmen unbewusst die gesunde Salzluft ein, sie inhalieren beim Spielen. Auf dem Spielplatz ganz nebenbei etwas für die Gesundheit tun, das klingt doch eigentlich super, oder?

„Durch das Einatmen von Salz, egal wie dolle, in welchem Klima, tut man was Gutes für die Atemwege, man befeuchtet sie. Es wird alles flüssiger, die Schnupfnase fängt an zu laufen und man kann besser abhusten”, erklärt die Betreiberin eines solchen Spielplatzes in einem Beitrag des Hessischen Rundfunks.

Das Kindersalzparadies in Berlin-Pankow geht in seinem Versprechen sogar noch weiter: „Während Ihre Lieblinge im Salz spielen, inhalieren sie wertvolle Mineralien ein. Diese bewährte Therapie wirkt gegen Allergien, Pilze, HNO-Erkrankungen, Hauterkrankungen wie beispielsweise Neurodermitis oder Schuppenflechten.”

Was ist dran am Salzspielplatz-Versprechen?

„Ein Besuch von Salzspielplätzen macht aus unserer Sicht medizinisch keinen Sinn. Wir empfehlen das Inhalieren auch nicht mehr zur Genesung oder Vorbeugung von Erkrankungen. Die Salzpartikel sind meist nicht klein genug, um dorthin zu gelangen, wo sie hin sollen”, sagt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, laut der Pharmazeutischen Zeitung.

„Man braucht wirklich gute Geräte, um feine Partikel zu produzieren”, erklärt Lungenfacharzt Norbert Mülleneisen, Vorsitzender des Berufsverbands für Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin Nordrhein. Besuche in einem Salzspielplatz seien nicht schädlich für die Kinder, aber man verspreche sich zu viel.  Es sei viel sinnvoller, dem Kind ein paar Tage ein vernünftiges Nasenspray zu geben oder wenn möglich auch mal ein paar Tage an die See zu fahren.

Und wie ist das bei Allergien und Hauterkrankungen?

„Allergien beruhen auf einem Antigen-Antikörper-Mechanismus. Salz bewirkt hier gar nichts”, so Mülleneisen. Und bei Hautkrankheiten? „Räume mit Sole zu benebeln ist eine Idee, die man haben kann. Nachweise für eine therapeutische Wirkung kenne ich nicht”, zieht Professor Dr. Oliver Wiedow, Dermatologe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, ein ernüchterndes Fazit.

Aber was ist dann mit einem Aufenthalt an der See? Schließlich werden Menschen mit Atemwegserkrankungen seit Jahrhunderten Kur-Aufenthalte an der salzigen Seeluft verschrieben. „An der See kann man durch die Brandungsluft kleine Salzpartikelchen einatmen, die dann in den feuchten Atemwegen aufquellen. Das führt dazu, dass sich der Schleim verflüssigt und man besser abhusten kann”, erklärt Pneumologe Mülleneisen.

In verschiedenen Salzbädern werde versucht, diesen Mechanismus nachzuahmen.

„Das kommt aber nicht annähernd an die Qualität der Brandungsluft ran.” Und noch einen Punkt geben die Experten zu Bedenken, die Infektionsgefahr: „Die Sole wird in der Umgebungsluft verdünnt und diese Luft atmet man ein. Wie steril und sauber ist das? Da wäre ich skeptisch. Kranke Kinder sollten generell nicht mit anderen Kindern zusammengebracht werden.”

 

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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