Wir fragen Erzieherinnen: Wann darf mein kränkelndes Kind in die Kita?

Grippe, Corona, RSV – die allherbstliche Krankheitswelle überrollt uns dieses Jahr besonders stark. Laut Tagesschau sind derzeit rund 7,9 Millionen Menschen in Deutschland krank.

Dazu zählen natürlich auch viele, viele Kinder.

Der Klassiker: Viele Eltern haben das (berechtigte) Gefühl, dass ihre Kinder in den kalten Monaten quasi durchgängig krank sind.

Das tut einem nicht nur wahnsinnig leid für die Kleinen, es ist auch quasi unmöglich zu händeln. Zwar gibt es die Möglichkeit, Kind-Krankentage zu nehmen (alle Infos dazu findest du HIER), aber auch diese sind irgendwann aufgebraucht. Außerdem wissen wir alle, dass Kindern, wenn sie nur noch einen leichten Schnupfen haben, es zu Hause ganz schön langweilig werden kann.

Deshalb kann man ganz leicht ins Grübeln kommen: Kann mein Schatz nicht schon wieder in die Kita?

Oder ist die Gefahr doch noch zu groß, dass der Trubel zu viel ist und andere Kinder angesteckt werden? Und: Wie finden das denn die Erzieherinnen, wenn sie von kleinen Rotznasen umgeben sind?

Zumindest in die letzte Frage konnten wir ein wenig Licht bringen. Wir haben die Erzieherinnen einfach mal ganz offen gefragt 😉

Hier lest ihr die Antworten von Melda (28, aus Langenberg) und Anna (28, aus Varensell), beide haben schon einige „Kita-Viren-Winter“ als Erzieherinnen er- und überlebt.

Ihr beiden, aus eurer ganz persönlichen Sicht als Erzieherin, ganz ohne den Regelkatalog: Findet ihr es okay, wenn Eltern ihr Kind mit Husten und Schnupfen in die Kita bringen – wenn es ansonsten fit ist?

Melda: „Ich finde es in Ordnung, wenn man weiß, dass die Erkältung an sich überstanden ist. Also wenn das Kind z.B. vorher krank zu Hause war und das jetzt nur noch die ,Überreste‘ sind. Aber wenn ein Kind ,ok‘ drauf ist, aber aus jeder Pore grüner Schleim kommt, ist es ja dann für andere trotzdem ansteckend! Das hängt ja nicht vom Zustand des Kindes ab.“
Anna: „Die Frage würde ich mit ,Jein‘ beantworten. Wenn das Kind kein Fieber hat, und abgesehen von einer Schnupfnase und etwas Husten fit ist, finde ich es vollkommen okay. Denn das bleibt in der Betreuung, vor allem in den Herbst- und Winter-Monaten sowie am Anfang einer Betreuung einfach nicht aus. Sobald farbiger Auswurf dazu kommt oder eine Temperatur, finde ich es aber nicht mehr okay.“

Hast ihr schon erlebt, dass Eltern tricksen (morgens heimlich Fiebersaft gegeben o.ä.), damit sie das Kind abgeben können?

Melda: „Habe ich noch nicht wissentlich erlebt, kann mir aber gut vorstellen, dass das der ein oder andere schon einmal getan hat. Finde ich absolut verantwortungslos.“
Anna: „Ja, das habe ich leider schon sehr oft erlebt. Auf Ansprache haben es leider nur wenige zugegeben – aber Kinder erzählen oft mehr, als man eigentlich denkt 😉 “

Habt ihr schon Kinder „abgewiesen“, wenn ihre Eltern sie morgens krank abgeben wollten? Wie haben die Eltern dann reagiert?

Melda: „Ja, das Kind hatte den Tag zuvor Fieber und dementsprechend durften wir es nicht betreuen. Der Vater fing dann an zu diskutieren, wir haben dann auf den Vertrag verwiesen und die Regelungen, die er auch unterschrieben hat. Seine Reaktion war dann nur, beleidigt zu sein und seinem Kind zu sagen ,Komm, die wollen dich hier nicht haben!'“
Anna: „Ja, habe ich. Das kam oft vor bei Kindern, bei denen ich selbst am Tag zuvor noch Temperatur oder auch Durchfall festgestellt habe. Die Reaktion war durchwachsen. Von ,Ach ja, da habe ich gar nicht mehr drüber nachgedacht, weil am Rest des Tages alles gut war!‘ bis „Das kann ich wahr sein! Ich muss arbeiten! Ich habe Termine!‘  war alles dabei.“

Wann würdet ihr eure eigenen Kinder nicht in die Kita geben? Wo ist für euch die Grenze – und warum?

Melda: „Wenn der Zustand meines Kindes an sich nicht gut ist (müde, ausgelaugt, nörgelig) oder es gegen die Regeln der Kita geht bzw. wenn ich befürchte, dass die Gefahr besteht andere anzustecken. Es ist so ätzend, wenn alle sich gegenseitig anstecken und plötzlich alle Erzieher*innen ausfallen und die Eltern zuhause auf dem Zahnfleisch gehen, nur weil einer meint, sein Kind wäre angeblich fit und es wäre nur bisschen Schnupfen. Darunter leiden am Ende so viele Leute. Wenn man sich unsicher ist, kann man ja immer noch zum Kinderarzt gehen und sich Rat einholen.

Aber aus meiner Sicht fange sich die Kinder viel schneller, wenn sie z. B. am Anfang einer Erkrankung einfach zu Hause bleiben und sich etwas erholen. Meist ist dann nach zwei Tagen die Welt schon wieder in Ordnung. Wenn man allerdings das Kind immer wieder in die Kita schickt, obwohl es nicht fit ist zieht es sich nur unnötig. Das kennen wir ja auch selbst, wenn wir uns krank zur Arbeit schleppen, weil man wegen eines „Schnupfens‘ bleibt man nicht zu Hause – und eine Woche später hat man einen fetten Infekt, weil man es nicht ernst genommen hat. 😄 Und Kita ist für Kinder wie für uns ein Arbeitstag.“

Anna: „Solange mein Kind top fit und (auch ein wichtiger Faktor) gut gelaunt ist, nur ein bisschen die Nase läuft oder es zwischendurch mal hustet, ist es für mich okay. Aber sobald mehr dazu kommt, wie farbiger Auswurf oder Temperatur, bleibt er zuhause. Ich selbst hatte die Situation die letzten Wochen selbst sehr oft. Mein Sohn ist seit WOCHEN ein bisschen am schnupfen und husten, aber er ist gut gelaunt und fit. Seine Eingewöhnung hat am 1. August gestartet und vor allem im ersten halben Jahr (es kann aber auch ein Jahr dauern) hat man leider dieses Dauer-Schnupfen-Thema sehr sehr oft. Und sind wir mal ehrlich, niemand auf der Welt hat genug Kinder-Krankentage, um wegen einer laufenden Nase vier Wochen zu Hause zu bleiben. Daher halte ich mich da genau an die Regeln und spreche auch immer wieder mit den Tagesmüttern: Wenn es im Laufe des Tages doch zu viel werden sollte mit seinem Husten, oder plötzlich doch Auswurf oder Temperatur dazu kommt, sollen sie bitte anrufen. Dann würde ich ihn sofort abholen. Es ist ein echter Balanceakt ;-)“

Vielen Dank, ihr Lieben, dass ihr uns einen Einblick in den winterlichen Kita-Alltag gegeben habt!

Eure Einschätzung wird sicher vielen Eltern helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. Und ansonsten heißt es wie immer: Aufs Bauchgefühl hören – oder den Kinderarzt um Rat fragen!

Kommt gut durch den Winter! ❤️

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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Nicole Schindler
Nicole Schindler
4 Monate zuvor

Als Mama weiss ich das es schwierig ist eine vernünftige Entscheidung zu treffen, wenn das Kind krank ist und man arbeiten muss. Einen adäquaten Ersatz findet man auch nicht, weil nunmal niemand krank werden möchte. Deshalb lass ich mein Kind Zuhause, wenn es Fieber hat, starken Husten und die Nase läuft etc. Als Erzieherin rate ich immer wenn nur die Nase läuft, dann können die Kinder gebracht werden. Wenn das Kind allerdings dann schläfrig wird und wird und es sich heiss anfühlt, dann verständigen wir die Eltern und das Kind muss abgeholt werden. Wir Erzieherinnen werden auch krank, leider . 😅Wenn dann alle Erzieherinnen krank sind, dann wird es schwierig mit der Betreuung. 🤷‍♀️