Rasenmäher-Eltern: Aus dem Weg, hier kommt mein Kind!

Unermüdlich schiebt sich der Rasenmäher vor dir durch den Garten und stutzt das Grün zurecht. Was ihm in den Weg kommt, wird einfach zerkleinert. Mit diesem Bild kannst du dich auf die Rasenmäher-Eltern einstimmen, denn sie sind die Steigerung der Helikopter-Eltern. Um in der bildlichen Sprache zu bleiben: Rasenmäher-Eltern kreisen also nicht beständig über ihren Kindern (wie die Heli-Eltern), sondern laufen vor ihnen her – im ständigen Bemühen sämtliche Hürden aus dem Weg zu räumen.

Es gibt vermutlich so viele Erziehungsstile wie es Mamas und Papas gibt, doch ein paar sich wiederholende Muster sind dennoch zu erkennen. Wir stellen euch hier immer mal wieder die absoluten Eltern-Klischees vor und haben euch unter anderem bereits über Crunchy Moms, Delfin-Eltern und U-Boot-Eltern informiert. Nun knöpfen wir uns die Rasenmäher-Eltern vor, eine weitere, gefürchtete Spezies unter den Müttern und Vätern.

Woran erkenne ich die Rasenmäher-Eltern?

Der Begriff „Rasenmäher-Eltern” ist vergleichsweise neu. Er kam auf, nachdem 2018 ein Lehrer, der anonym bleiben möchte, auf der Website Wearetheachers.com über seine Erfahrungen mit Eltern und Schülern berichtet hat. Er erklärt den Begriff so: „Rasenmäher-Eltern tun alles, was nötig ist, um ihr Kind vor Rückschlägen, Auseinandersetzungen oder Misserfolgen zu bewahren. Anstatt ihre Kinder auf Herausforderungen vorzubereiten, mähen sie Hindernisse nieder, sodass ihre Kinder sie gar nicht erst zu spüren bekommen.”

In der Grundschule erkennen Lehrerinnen und Lehrer die Rasenmäher-Eltern oft daran, dass die Kinder stets makellose Hausaufgaben vorweisen, aber in den Klassenarbeiten keine vergleichbare Leistung erbringen können. Dann wird schnell deutlich: Mama hat die Hausaufgaben gemacht, damit das Kind in der Schule glänzen kann.

Typisch auch für diese Eltern: Das Kind spielt mit einem anderen, plötzlich interessieren sich beide Kinder für das gleiche Spielzeug. Ein Rasenmäher-Elternteil wird sofort eingreifen, noch bevor ein Konflikt überhaupt aufkommt, geschweige denn, dass die Kinder selbst versuchen dürfen, ihn zu lösen.

Was ist so problematisch an den Rasenmäher-Eltern?

Rasenmäher-Eltern wollen das Beste für ihr Kind. Oft handelt es sich bei ihnen um Menschen, die in ihrer Kindheit auf sich allein gestellt waren und nun ihrem Kind unbedingt zur Seite stehen wollen – ohne zu merken, dass sie dabei zu weit gehen. Infolgedessen ist ihr Nachwuchs es nicht gewohnt, auf Hindernisse oder Konflikte zu stoßen. Er ist damit überfordert, Herausforderungen selbst zu lösen und leider oft auch in hohem Maß unselbstständig. Schließlich geben ihm Mama und Papa immer ganz genau vor, was zu tun ist oder erledigen die Dinge gleich selbst.

Im schlimmsten Fall erziehen Rasenmäher-Eltern ihre Kinder nicht nur zur Unselbstständigkeit, sondern auch zu handlungsunfähigen und konfliktscheuen Menschen, die niemals für sich einstehen und keine eigenen Ziele entwicklen können. Warum sollte ich mich anstrengen, wenn ich doch bisher immer erfahren habe, dass sich scheinbar alles von selbst fügt?

Gleichzeitig werden Kinder von Rasenmähern oft von einem niedrigen Selbstwertgefühl geplagt. Ihnen fehlt die Erfahrung, dass sie sich auf sich selbst verlassen und ohne Hilfe Probleme lösen können. Und noch weitere unschöne Eigenschaften können durch Rasenmäher-Eltern entstehen: Häufig suchen ihre Kinder auch noch als Erwachsene die Schuld grundsätzlich bei anderen, sie sehen sich schließlich nicht in der Verantwortung.

Rasenmäher-Eltern: Noch schlimmer als die Helikopter-Eltern

Das alles führt zum traurigen Schluss, dass Rasenmäher-Eltern die Helikopter-Eltern noch übertreffen und ein echtes Negativ-Beispiel sind. Gleichzeitig scheinen sie leider ein Phänomen unserer Zeit zu sein. Woran das liegt? Das lässt sich nicht eindeutig beantworten. Vielleicht wollen Rasenmäher-Eltern einfach nur, dass ihre Kinder es leichter haben als sie selbst oder sie fürchten, dass sie in der heutigen „Leistungsgesellschaft” ohne ihre Hilfe untergehen könnten.

Was denkst du über Rasenmäher-Eltern? Findest du die Beschreibung passend und hast du selbst schon welche erlebt? Verrate es mir gerne in den Kommentaren!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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