„Mein Kind wurde mit seinem Namen geärgert, dabei ist der stinknormal.”

„Ich bin Marina, 36 Jahre alt und Mama von zwei wunderbaren Kindern, die mein ganzer Stolz sind. Die Namen meiner Kinder haben mein Mann und ich mit sehr viel Bedacht gewählt und trotzdem konnten wir nicht verhindern, dass unser Sohn für seinen Vornamen in der Schule geärgert wird.

Als unser großer Sohn sich auf den Weg zu uns gemacht hat, haben mein Mann und ich Namen rausgesucht, die uns gefallen würden. Irgendwann setzten wir uns zusammen und glichen unsere Namenslisten ab. Wie alle Eltern wollten wir einen Namen, der nicht zu häufig, aber gleichzeitig auch nicht zu ausgefallen ist.

Wir einigten uns schließlich auf drei Favoriten.

Ich googelte sogar Tipps für werdende Eltern, um den richtigen Babynamen zu finden. Wie angeraten, prüften wir danach extra noch die Bedeutungen der Namen, die Initialen und das Zusammenspiel mit unserem Nachnamen. Wir dachten sogar daran, dass der Vorname nicht nur zu einem Baby, sondern später auch zu einem erwachsenen Mann passen sollte.

Danach waren wir uns sicher, wie unser Sohn heißen wird: Wir entschieden uns für den Namen ‚Damian‘. Bis heute finde ich diesen Namen wunderschön und sehr passend. Deswegen hätte ich auch nie damit gerechnet, dass ausgerechnet der Vorname meines Sohnes ihn zur Zielscheibe im Klassenzimmer machen könnte.

Es fing an, nachdem er eingeschult wurde.

Er war erst seit ein paar Wochen in der Schule, als er abends plötzlich verkündete, dass er seinen Namen doof findet. Zunächst habe ich mir nichts dabei gedacht und nahm es relativ gelassen. Machen nicht viele Kinder mal so eine Phase durch? Ich war mir sicher, dass nichts Ernstes dahintersteckt. Doch nachdem wir Damian dann auf seinen Wunsch hin einige Tage lang ‚Chase‘ genannt hatten, nach seinem Lieblingshund bei Paw Patrol, wurde es mir doch zu bunt.

Abends wartete ich einen ruhigen Moment ab und sprach ihn auf die Sache an. Ich wollte verstehen, was ihn an ‚Damian’ plötzlich störte. Stück für Stück erfuhr ich da, dass mein Sohn offenbar in der Schule mit seinem Vornamen geärgert wurde und er sich deswegen daran störte.

Ich fiel aus allen Wolken, denn damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.

Schließlich hatten mein Mann und ich uns größte Mühe gegeben, einen Namen, der zu Hänseleien führen könnte, auszuschließen. Es fing wohl alles im Spaß an, ein Mitschüler hatte ein Liedchen gereimt und darin spontan, ‚Damian, den Blödian‘ gekürt. Leider stieß das in der Klasse auf sehr viel Begeisterung, weswegen mein Sohn seitdem von allen nur noch ‚Damian-Blödian‘ genannt wurde. Damian ist ein stiller Junge, der Konflikten aus den Weg geht und das stumm über sich ergehen ließ.

Im ersten Moment konnte ich gar nicht richtig glauben, dass die Klasse aus so einem normalen Namen wie Damian tatsächlich einen fiesen Reim gemacht hatte. Aber so sind Kinder eben. Ich selbst erinnere mich noch gut daran, dass ich kurzzeitig geärgert wurde, nur weil ich eine Brille trug. Zwei Jungs aus meiner Klasse fanden es sehr witzig, mich nur noch ‚die Brillenschlange‘ zu nennen. Also versuchte ich ruhig zu bleiben, meinen Sohn zu trösten und sprach danach mit seinem Papa.

Gemeinsam überlegten wir, wie wir nun am besten vorgehen könnten.

Am nächsten Tag setzten wir uns mit Damian hin. Wir übten mit ihm, wie er seinen Klassenkameraden selbstbewusst sagen kann, dass er nicht möchte, dass sie ihn wegen seines Namens aufziehen. Dafür machten wir ein richtiges kleines Rollenspiel und sprachen über seine Stimmlage und die Körperhaltung. Zusätzlich riefen wir seine Klassenlehrerin an, die eingreifen sollte, falls Damian die Situation nicht alleine lösen könnte.

Nach ein paar Tagen schaffte es Damian dann tatsächlich, seine Schüchternheit zu überwinden. Er sagte einer Mitschülerin deutlich, dass er so nicht genannt werden möchte. Das Mädchen war ganz verblüfft, er hatte ihr damit den Wind aus den Segeln genommen, wie die Klassenlehrerin mir später erzählte. Nach und nach hörten die ‚Damian-Blödian‘-Sprüche auf und mein Sohn kann heute wieder gut mit seinem Namen leben.

Das ist nun alles schon ein paar Jahre her.

Auch wenn es in der Situation total unangenehm war und mir mein Kind sehr leid tut, dass es eine solche Erfahrung machen musste, sehe ich inzwischen auch etwas Gutes darin. Wir konnten mit unserem Sohn trainieren, auf eine angemessene, aber bestimmte Art, seine Meinung zu äußern. Ich glaube, das hat ihn auch für spätere Streitigkeiten in der Klasse gestärkt.

Und ich habe gelernt, dass, egal, wie viele Gedanken man sich vorher über eine Sache macht, das Leben doch immer anders kommt als man denkt.


Liebe Marina, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Ralf
Ralf
1 Jahr zuvor

Sagen, dass man so nicht genannt werden will, hat zu meiner Zeit niemanden interessiert. Dann wurde man erst recht damit aufgezogen. Da halfen einem auch keine Lehrerin oder die eigenen Eltern. Da galt nur das Recht des .Stärkeren und notfalls gab es ein paar aufs Maul… Leider!

Holla die waldfee
Holla die waldfee
1 Jahr zuvor

Es wurde mehrfach betont, wie überlegt der Name ausgewählt wurde, wie alle Eventualitäten berücksichtigt wurden. Dennoch wurde gehänselt? Ich hab nur auf den Hammer gewartet und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht. Damien? Der ist fast so belastet wie Kevin. Keiner sollte gehänselt werden, klar, aber dass bei der Namenswahl besonders umsichtig umgegangen würde stimmt leider gar nicht.

Müller
Müller
1 Jahr zuvor

Meine Nichte heißt Mette… Mir graut es schon vor, wenn sie eingeschult wird

Lea
Lea
1 Jahr zuvor

Damit ist ein schöner Name und wem dieser Name nicht gefällt, ist selber schuld. Ist traurig, dass dieser Junge wegen seinem Vornamen geärgert wird.

Heike
Heike
1 Jahr zuvor

Ist Damian nicht der Name des Jungen aus Das Omen? Im Leben hätte ich meinem Sohn nicht so einen Namen gegeben. Warum nichy was ganz normales, wo keiner dumme Scherze machen kann.

Sophia
Sophia
1 Jahr zuvor

Also tatsächlich finde ich es unsinnig sich unter diesem Aspekt Gedanken bei der Namenswahl zumachen, wenn man nicht gerade „Claire Grube“ kombiniert. Ich wurde selbst als Kind wegen meines Nachnamens gehänselt und dann heiratete meine Mutter und ich bekam den Familiennamen und wurde mit dem neuen Namen gehänselt… ja es war doof, aber ich bin eben auch gestärkt aus diesem Konflikt hervorgegangen.
Heute bin ich Lehrerin und werde ggf. wegen ALLEM komisch von Schülern beäugt und die Stärke von damals trägt mich noch heute.

Kinder entwickeln sich an ihren Grenzen und Probleme sind immer eine Chance zu wachsen, daher sollten Erwachsene nicht alle Probleme vorher beseitigen.

Ihr habt es völlig richtig gemacht: Das Kind bei der Lösung begleiten und unterstützen. Das Leben ist zu unberechenbar für Pläne. 😄

David
David
1 Jahr zuvor

Ich hätte jetzt eher „Damin ist ein Rotarschpavian“ genommen aber Damian-Blödian ist auch ganz gut😂

Kathi
Kathi
1 Jahr zuvor

Genau aus dem Grund geh ich alle möglichen Varianten durch wie man einen Namen verunstalten kann, nur der Name der ne Gute Bedeutung hat, schön klingt und eben diesen „Test“ besteht, kommt in Frage. Deswegen musste ich meinem Mann gegenüber oft bei seinen Vorschlägen nen Veto einlegen… Schade, aber manche Kinder sind einfach grausam….
Aber ich finde es absolut gut sein Kind zu mehr Selbstbewusstsein zu erziehen…
Ich war in der Grundschule auch ne Zeitlang Mobbingopfer weil wir uns die teure Markenkleidung ned leisten konnten… Erst als publick wurde, dass mein Vater nen schweren Autounfall hatte, kam der „Coole Klassenliebling“ zu mir und hat angefangen mich zu verteidigen… Mein selbstbewusstsein war damals gleich null…

Melli
Melli
1 Jahr zuvor

Hallo, mein ältester Sohn heißt auch ‚Damian‘. Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich den Bericht gelesen habe. Mein Sohn wird 15 und ist sehr stolz auf seinen Namen. Wir leben eher ländlich und er ist der einzige im ganzen Umkreis, der diesen, wie ich finde, wunderschönen Namen hat. Für meine anderen beiden Kinder, habe ich auch einmalige, wunderschöne Namen gewählt und bereue nichts. Dein Damian, muss wohl lernen drüber zu stehen. Ich bin mir sicher das er ein ganz toller Junge ist mit einem tollen Namen. Ebend was ganz besonderes. Kopf hoch und ganz viel Kraft, auch für die Mama. Außerdem was soll den Blödien sein? Wie seltsam ist das Kind denn? Dieses Wort gibt es gar nicht wirklich. Da merkt man schon, dass es einfach ums ärgern geht. Total lächerlich und ich würde das auch nicht durch gehen lassen.
Da werde ich ja zur Löwin. LG Melli

Kathrin
Kathrin
1 Jahr zuvor

Den Artikel kann ich voll gut nachvollziehen. Die Eltern wählen den Namen, den sie total schön finden und dann wird das Kind deshalb gehänselt, wobei der Name dafür auch Vorwand sein kann. Aus Roman wird Klomann, aus Moritz Poritz, aus Nele Garnele, aus Charlotte Karotte usw. Solange es eher oberflächliche Hänseleien sind und der Konflikt gelöst werden kann, kann das Kind gestärkt daraus gehen. Gefährlich wird es, wenn es nicht beim Namen bleibt, sondern das Kind ausgeschlossen und wegen allem, also auch Klamotten, Frisur usw. aufgezogen wird. Ansonsten sind Namensspiele unter Kindern häufig und meist ungefährlich.