„Mein Ex machte mich psychisch krank und nahm mir dann mein Kind.”

TRIGGERWARNUNG

Dieser Text thematisiert häusliche Gewalt. Er behandelt also Inhalte, die für einige Menschen sehr beunruhigend oder verstörend sein könnten. Wenn du dich mit dem Thema unwohl oder überfordert fühlst, solltest du den Text nicht lesen.


„Ich bin 34 Jahre alt, Single und Mama. Meine Tochter wohnt allerdings überwiegend bei ihrem Papa.

Ich bin mit 26 Jahren Mutter einer zuckersüßen Tochter geworden. Ich war verheiratet und wir hatten ein schönes Zuhause. Mein Ex-Mann ging mir leider schon während der Schwangerschaft fremd. Da ich Angst hatte alleine mit einem Baby zu sein, habe ich ihm ‚verziehen‘. Die Elternzeit war so wundervoll und ich habe es geliebt Hausfrau, Mutter und Ehefrau zu sein.

Mein Ex ging mir dann ein zweites Mal fremd, als meine Tochter ein Jahr alt war.

Und da hat es mir gereicht. Ich habe mich von ihm getrennt und bin drei Monate später mit meiner Tochter ausgezogen. Ich hatte ganz schön Angst vor der Herausforderung, die da auf mich zukommt, konnte es aber einige Zeit gut meistern. Hätte ich meinen Ex nur da gelassen, wo er war.

Doch leider ließ ich ihn, nachdem er seine (unsere gemeinsame Wohnung) verloren hatte, bei mir einziehen, wirklich nur als Vater meiner Tochter. Und da ging das Drama so richtig los. Er war so kontrollsüchtig und besitzergreifend, dass ich gar keine Luft mehr zum Atmen hatte. Ich bekam Panikattacken, unter denen auch meine Tochter leiden musste. Einmal haben wir uns so doll gestritten, dass er sogar handgreiflich wurde und mir ins Gesicht geschlagen hat.

Danach habe ich mich in die Psychiatrie einweisen lassen.

Dort blieb ich drei Monate aufgrund einer schweren Depression. Während des Aufenthalts entschieden wir, gemeinsam mit den Ärzten, dass meine Tochter vorerst bei ihrem Papa leben sollte, bis ich wieder stabil bin. Das war der größte Fehler meines Lebens. Das war 2017 und inzwischen haben wir einen Gerichtstermin und unzählige Termine beim Jugendamt hinter uns.

Vor zwei Jahren lernte er seine jetzige Partnerin kennen. Seitdem werde ich von ihm und ihr in den Dreck gezogen, meine Krankheit zur Schwäche erklärt und in einer Tour massakriert. Letztes Jahr wollte er mir sogar das Sorgerecht entziehen lassen. Zum Glück haben Jugendamt und Gericht erkannt, dass ich nach so langer Zeit sehr wohl eine gute Mama für mein Kind sein kann und ich habe das ‚kleine Wechselmodell‘ erhalten.

In unserer Konstellation bedeutet das, dass ich meine Tochter in den geraden Wochen von Donnerstag bis Montag und in den ungeraden Wochen von Donnerstag bis Freitag bei mir habe. Und natürlich die halben Ferien.

Dieses Jahr wollte ich dann das richtige Wechselmodell für mich und mein Kind.

Mein Ex und seine Lebensgefährtin tun jedoch alles dafür, damit ich es nicht erhalte. Sie redet sogar ganz böse über mich vor meiner Tochter. Und wo stehen wir jetzt? Wir haben Familienhilfe erhalten und das Jugendamt stimmt einem Wechselmodell nicht zu, da wir so viele Konflikte haben.

Manchmal mache ich mir große Vorwürfe und bin unendlich traurig. Dann würde ich meinen Ex am liebsten schütteln und fragen, warum er das mir und unserer Tochter antut. Manchmal würde ich gerne seine Neue anschreien, warum sie sich in unser Leben drängt und alles kaputtmacht.

Aber was bringt mir das, außer dass es meine Kraft kosten würde?

Ich kann nur immer weiter dafür kämpfen, dass meine Tochter trotz allem eine normale Kindheit hat, in der sie zufrieden und glücklich mit Mama und Papa groß wird. Und hoffentlich auch irgendwann ihre Mama zu gleichen Teilen hat wie ihren Papa.


Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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