„Die Unordnung bei uns zuhause löst bei mir Panikattacken aus.”

„Manchmal stehe ich an der Tür zum Wohnzimmer und sehe den Boden, der mit Spielzeug bedeckt ist, die benutzten Tassen und Teller auf dem Wohnzimmertisch, die Krümel auf den Möbeln und dem Fußboden. Überall dazwischen liegt Schmutzwäsche von den Kindern und von meinem Mann. Und dann spüre ich, wie sich eine Panikattacke anbahnt.”

Mit diesen ehrlichen Worten beschreibt Mama Wendy Wisner die Ängste, die sie angesichts der Unordnung in ihrem Zuhause empfindet.

Auf Scarymommy.com berichtet sie von ihren wiederkehrenden Panikattacken – ausgelöst vom Chaos in ihren eigenen vier Wänden. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich es an einer nervlichen Überreizung, Müdigkeit, Wut oder an allem zusammen liegt, aber meine Reaktion auf Unordnung ist mehr als nur Frustration oder ein gesundes Augenrollen. Ich habe das Gefühl, im Raum eingeschlossen zu sein, dass die Welt untergeht, ich fühle mich extrem deprimiert und verzweifelt.”

Wendy ist sich bewusst, dass sich das ziemlich extrem anhört, schließlich ist ein unaufgeräumtes Wohnzimmer für viele Mütter ganz normaler Alltag. Trotzdem hilft ihr dieses Wissen nicht, die aufsteigende Panik zu bekämpfen. Und die Mutter kennt viele Frauen, die Ähnliches durchmachen wie sie. Ihnen möchte Wendy sagen: Ihr seid nicht alleine, wenn ihr zum „Wutputzer” oder „Ordnungsfreak” mutiert, um mit der Angst vor dem Chaos klarzukommen.

Kann Unordnung tatsächlich Panikattacken auslösen?

Doch uns interessiert, ob es tatsächlich wissenschaftliche Erkenntnisse dazu gibt, dass Unordnung ein Auslöser für Panikattacken ist. Die Antwort ist ein klares Ja! Wie die Psychologin Sherrie Bourg Carter in Psychology Today erklärt: „Unordentliche Wohnungen und Arbeitsplätze bewirken, dass wir uns ängstlich, hilflos und überwältigt fühlen. Dennoch wird Unordnung selten als bedeutende Stressquelle in unserem Leben erkannt.“

Die Psychologin erklärt, dass Unordnung den menschlichen Geist (manchmal unbewusst) auf verschiedenen Ebenen attackiere und damit für jede Menge Stress sorge. Schließlich nimmt der Mensch das Chaos nicht nur visuell wahr, sondern auch über Berührungen und manchmal auch über den Geruchssinn.

Panik durch Unordnung: Ein weibliches Phänomen?

Die Psychologin Audrey Sherman geht noch weiter, sie beschreibt die Wirkung der Unordnung auf die Psyche folgendermaßen: „Emotionales Gepäck baut sich auf und drückt sich dann in einem inneren Aufruhr aus – als ob ein Tornado im Gehirn losgebrochen wäre.

Laut einer Studie des Center on Everyday Lives and Families der UCLA haben Frauen, die in vollgestopften Wohnungen leben, einen höheren Spiegel des Stresshormons Cortisol. Männer hingegen leiden nicht in annähernd im gleichen Maß unter Stress durch Unordnung. Für die meisten Mamas nicht so richtig überraschend, oder? Schließlich sind es leider immer noch überwiegend die Frauen, die sich für den Haushalt verantwortlich fühlen.

Was können Betroffene tun?

Wendy fragt sich nun, was man gegen die wissenschaftlich fundierte Panikreaktion auf Unordnung tun kann. Einfach mal alles wegschmeißen oder gleich das ganze Haus niederbrennen? Glücklicherweise gibt es auch etwas praktikablere Lösungen.

Wenn dein Leidensdruck schon sehr groß ist, dann solltest du dir auf jeden Fall professionelle Hilfe holen und das Gespräch mit dir vertrauten Menschen suchen. Wenn du dich aber noch handlungsfähig fühlst, dann empfehlen Psycholog*innen tatsächlich eine drastische Maßnahme: Reduziere die Dinge in eurem Haushalt auf das Nötigste. Wo nicht viel ist, kann auch nicht viel Chaos entstehen.

Aufräumen ist Familiensache

Die meisten Mamas leiden aber besonders unter dem alltäglichen Chaos, beispielsweise von Schmutzwäsche und benutztem Geschirr, das sich in der Küche stapelt. Dagegen hilft nur eines: Die anderen Mitglieder des Haushaltes einbeziehen! Vielen Müttern erscheint es leichter, alles selbst schnell wegzuräumen, anstatt konsequent darauf zu bestehen, dass sowohl Kinder als auch Partner ihren Kram selbst wegräumen. Ein Trugschluss!

Langfristig führt das nämlich zu einem Gefühl von Frustration und Überforderung, weil sich niemand anderes für die Unordnung zuständig fühlt. Also, falls du in deiner Familie die einzige bist, die aufräumt: Bleibe dran und gib Aufgaben konsequent ab. Schließlich kommt ein aufgeräumter Haushalt euch allen zugute.

Wendy schreibt abschließend: „Wir alle verdienen Momente eines aufgeräumten Lebens – und dass unsere Gefühle gesehen und ernstgenommen werden.

 

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Dani
Dani
Antworten  N.
1 Jahr zuvor

Ja

Mia
Mia
1 Jahr zuvor

Kann ich sehr gut nachvollziehen, mir geht’s genauso. Ich bin dann zwar nicht handlungsfähig, habe aber das Gefühl, als würde sich mein Hals zuschnüren. Nach dem Aufräumen geht’s mir sehr viel besser.

N.
N.
1 Jahr zuvor

„Emotionales Gepäck baut sich auf und drückt sich dann in einem inneren Aufruhr aus – als ob ein Tornado im Gehirn losgebrochen wäre.” Damit fühle mich gerade sehr verstanden. Vielleicht hilft mir die Tatsache, nicht allein zu sein ja nächstensin solchen Momenten.