Tandemstillen von Baby und Kleinkind: So funktioniert´s!

Du bist schwanger, hast bereits ein Kind, und möchtest dein „Großes“ nicht abstillen? Dann könnte Tandemstillen was für dich sein. Wie das Stillen von Baby und Kleinkind funktioniert, was du beachten solltest, welche Positionen es gibt und welche Probleme auftauchen könnten – plus: Erfahrungen von Mamas!

1. Das Wichtigste auf einen Blick

  • Tandemstillen bedeutet, dass du mehr als ein Kind stillst.
  • Das ist sowohl bei Zwillingen, als auch bei Baby und Kleinkind möglich.
  • Gleichzeitig? Muss nicht sein. Trotzdem gibt es unterschiedliche Positionen, die das ermöglichen.
  • Wichtig: In den ersten Tag solltest du dein Neugeborenes immer zuerst anzulegen (Kolostrum).
  • Tandemstillen kann helfen, Eifersucht unter Neu-Geschwistern zu reduzieren.
  • Ein Kind ist krank? Nur bei sehr ansteckenden Krankheiten die Brust „aufteilen“.
  • Du kannst auch stillen, während du schwanger bist.

2. Tandemstillen: Was ist das?

Stillen ist für viele Mamas so viel mehr als nur die Ernährung ihres Kindes – es bedeutet für sie Nähe, Bindung, Liebe. Und deshalb stillen einige ihre Kinder auch länger. Manchmal auch noch, wenn sie irgendwann wieder schwanger sein sollten. Und vielleicht auch, wenn dieser kleine Schatz dann auf der Welt ist und ebenfalls Hunger hat. Genau das nennt sich Tandemstillen: Das parallele Stillen vom Baby und Kleinkind – oder mehr Kindern.

Aber: Wie klappt das denn eigentlich, das Tandemstillen? Haben Mamas überhaupt genug Milch für zwei? Und ist das für alle Beteiligten gesund? Hier lest ihr alles, was ihr übers Tandemstillen wissen müsst:

3. So funktioniert Tandemstillen von Baby und Kleinkind

Im Prinzip funktioniert das Tandemstillen genauso wie vorher: Du stillst nach Bedarf. 

Dein Neugeborenes wird in den ersten Wochen wohl sehr häufig stillen, dein Kleinkind wahrscheinlich seltener (obwohl viele Mütter davon berichten, dass nach ein paar Tagen oder Wochen das Stillbedürfnis des größeren Kindes zunehmen kann). Und genau so ist es richtig, deine Milch wird sich danach ausrichten und einpendeln. Beide Kinder bekommen genau das, was sie brauchen.

Die Zusammensetzung der Muttermilch verändert sich natürlich. Dabei ist aber eigentlich nur wichtig, dass du gerade die ersten Tage (ca. 3-4) dein Neugeborenes immer zuerst anlegst, damit es das nährstoffreiche Kolostrum bekommst. Ein Booster für das Immunsystem! Das kann für dein Kleinkind erstmal eine Umgewöhnung sein, die Milch schmeckt einfach anders. Einige stillen sich dann von selbst ab, andere stillen weniger, aber dafür später – wenn die Flüssigkeit wieder in etwa die gewohnte Konsistenz hat – häufiger.

Übrigens: Tandemstillen muss nicht zwingend bedeuten, dass du deine beiden Kinder gleichzeitig anlegst! Es kann auch sein, dass du sie zu völlig unterschiedlichen Zeiten stillst. Besonders wenn du keine Zwillinge hast, sondern ein Baby und Kleinkind.

Diese Positionen können helfen, deine Kinder gleichzeitig zu stillen:

  • Im Liegen: Besonders am Anfang toll, das Stillen im Liegen. Dabei legst du dich auf die Seite, wohlig gepolstert von einigen Kissen in deinem Rücken. Ein Kind kann nun direkt vor dir seitlich liegen, das andere auf dem Bauch quer zur Seite. Oder du legst dich auf den Rücken, deine Babys rechts und links halb auf dir. Variante 3: Du auf dem Rücken, halb sitzend mit Kissen, dein Kleines auf dem Kissen an einer Seite, dein Großes in der Achselhöhle auf der anderen.
  • Über Kreuz im Wiegegriff: Du hältst jeweils ein Kind im Wiegegriff, also rechts und links auf dem Arm. Deine Arme bettest du dabei entspannt auf dem Stillkissen. Die Füßchen deiner Kids berühren sich weiter vorn. Sieht aus wie ein V! Wenn du ein Baby und ein Kleinkind hast, liegen die Füße des Neugeborenen auf denen des Größeren.
  • Der Fußballgriff: Lege deine Babys mit dem Gesicht zu dir, aber mit den Füßen nach hinten auf ein Kissen, sodass der Körper unter deiner Achsel liegt, quasi auf denen Unterarmen. Die Köpfe werden vor dir auf dem Kissen gebettet.
  • Kombination: Du kannst auch ein Kind in der Wiegehaltung und eins im Fußballgriff anlegen.
  • Kleinkinder stillen häufig im Sitzen oder Knien, sodass du deinen Säugling parallel gut im Arm (im Wiegegriff) halten kannst. Vielleicht hat das dein Mäuschen auch schon vorher bereits so gemacht.

Wenn du deine Zwillinge gleichzeitig stillen möchtest, können wir dir ein Zwillings-Stillkissen nur ans Herz legen. Das vereinfacht vieles!

Stillkissen für Zwillinge zum Tandemstillen: Zum Beispiel im Fußballgriff

Stillkissen für Zwillinge zum Tandemstillen: Zum Beispiel im Fußballgriff. Foto: Amazon

4. Tandemstillen – was beachten?

Wenn du Tandemstillen möchtest, helfen dir folgende Punkte enorm. Als erstes, ganz wichtig:

1. Wenn du dich dafür entschieden hast, lass dich nicht beirren

Du wirst in deinem Umfeld und in der Öffentlichkeit auf Skeptiker reffen, du wirst ungebetene Ratschläge bekommen und dich eventuell mit Lästereien konfrontiert sehen. Aber jede Stillbeziehung ist etwas ganz persönliches und individuelles – höre auf dein Bauchgefühl, du weißt, was für dich und deine Kinder gut ist.

2. Achte auf deine Ernährung (ausreichend Kalorien)

Stillen kostet die Mutter einige hundert Kalorien am Tag, ca. 500 sollen es sogar sein! Das Stillen von zwei Kindern verlangt dir noch mehr ab. Du wirst sicher merken, dass du hungriger und durstiger bist als üblich. Ein Glas Wasser in Reichweite hilft.

Ich selbst habe mir beim Stillen immer ein Glas ins Bad und in die Küche gestellt, beim Vorbeigehen getrunken und direkt wieder aufgefüllt, fürs nächste Mal. Und mein Hunger war riesig, auch nachts! Die eine oder andere Süßigkeit ist natürlich voll okay! Für mich durfte es in der ersten Zeit immer Brötchen mit Schokocreme sein, gern auch um 3 Uhr morgens.

Trotzdem raten Experten natürlich dazu, ausgewogen und gesund zu essen, damit du genug Energie bekommst. Ich weiß, das ist nicht immer ganz einfach mit zwei oder mehr Kindern.

Hier ein paar Tipps:

  • Vollkornprodukte vor Weißmehl  – das macht satt!
  • Nüsse als Snacks für gute Fette und Mineralien in der Nähe
  • Pellkartoffeln sind schnell gekocht, und haben viele Nährstoffe
  • Genau wie Gemüse
  • Milchprodukte und Eier versorgen dich mit Eiweiß

Tolle, einfache Rezepte für Groß und Klein findest du hier. 

Und vor allem: Bitte keine Diät machen und regelmäßig essen!

3. Gönne dir reichlich Ruhepausen im Alltag

Nicht nur Liebe für deine Kinder ist wichtig, sondern auch für dich selbst. 

Das geht meist nur mit folgendem Tipp:

4. Hole dir Unterstützung!

Schwangerschaft, Geburt, Tandemstillen von Baby und Kleinkind – du vollbringst seit einiger Zeit Unglaubliches! Deswegen ist es völlig legitim und sogar wichtig, Aufgaben zu delegieren und sich Unterstützung für Haushalt und Co. zu holen.

5. Tandemstillen und Colostrum (Kolostrum) im Blick behalten

Wie bereits geschrieben: Lege dein Neugeborenes bitte immer zuerst an, damit es den Immun-Booster Kolostrum, also die erste Milch nach der Geburt, bekommt. Dein großes Kind hat diese geballte Ladung Nährstoffe nicht mehr nötig, dein Kleines umso mehr.

Falls du dich wunderst: Kolostrum hat eine abführende Wirkung. Für den neuen Erdenbürger und seinen noch unreifen Darm ist das super – größere Kinder können davon sehr weichen Kot bekommen. Das normalisiert sich in den nächste Wochen aber wieder. Es kann auch sein, dass dein älteres Kind von der sämigeren Konsistenz der Milch erst einmal nicht so angetan ist und weniger trinkt. Das ist völlig normal!

5. Probleme? Fragen aus der Community, Antworten von Experten

Reicht meine Milch überhaupt für zwei?

Um dir eine große Sorge zu nehmen: Dein Baby wird auch satt werden, wenn seine große Schwester oder sein großer Bruder ebenfalls aus deiner Brust trinkt. Denn es wird reichlich Milch da sein! Auf stillkinder.de wird Stillberaterin Diane Wiessinger zitiert: „Es wird reichlich Milch für Zwei da sein, wenn das größere Kind sich entscheidet, weiterhin aus der Brust trinken zu wollen.“

Aber bitte beachten: Das Kolostrum ist von der Natur aus als super Starthilfe für Neugeborene konzipiert. Es enthält viele wichtige Nährstoffe in hoher Konzentration. Und die braucht dein Kind dringend! Deswegen lege dein Neugeborenes beim Stillen bitte immer zuerst an, damit es die volle „Dosis“ bekommt.

Ist Tandemstillen anstrengend?

Es kann sein, dass du das Tandemstillen genießt. Oder aber es kann passieren, dass dich das Tandemstillen einfach schlaucht. Dass es sich für sich viel weniger schön anfühlt, als du es erwartet hast. Auch das ist okay, dann ist es vielleicht an der Zeit, das größere Kind abzustillen. Denn eine Stillbeziehung muss sich immer für beide Seiten gut anfühlen, um zu funktionieren.

Habe ich beim Tandemstillen zu viel Milch?

Dass Stillen deines Großen trägt zu einer ausreichenden Milchbildung bei, da hier „das Angebot die Nachfrage bestimmt“. Viele Mamas berichten, dass der oftmals etwas unangenehme Milcheinschuss abgeschwächt wird. Andere berichten allerdings, dass sie auf einmal mit ihrer Milch nicht nur zwei, sondern auch locker zwanzig Kinder hätten ernähren können.

Milchstaus können sich leider immer bilden – ob du ein, zwei oder drei Kinder stillst. Wenn du starke Spannungen oder sogar Knötchen verspürst, sprich bitte umgehend mit deiner Hebamme. Wärme und eine Massage der harten Stelle vor und während des Stillens und Kühlen nach dem Stillen haben mir geholfen, einen Milchstau zu verhindern.

Was muss ich beim Tandemstillen in puncto Hygiene beachten?

Wusstest du, dass die Brustdrüsen eine antibakterielle Flüssigkeit abgeben? Dein Baby ist also vor  Keimen gut geschützt! Eine normale Hygiene reicht daher auch beim Tandemstillen völlig aus, du musst dir nicht häufiger die Brust waschen.

Dusche oder bade einfach regelmäßig und ziehe dir jeden Tag saubere Kleidung an – das reicht.

Was ist, wenn ein Kind krank wird?

Muttermilch ist voll guter Stoffe, die das Immunsystem der Kleinen schützt. Du musst also nicht eine Brust für ein Kind „reservieren“, nur weil eins deiner Mäuse krank wird. Die Erreger haben eh schon die Seiten gewechselt, lange bevor die ersten Anzeichen einer Infektion aufgekommen sind.

Ausnahmen sind Soor (Pilzinfektion) oder andere sehr ernste Erkrankungen. Frage hier bitte immer auch deine Hebamme um Rat.

Kann ich mein Kleinkind weiter stillen, während ich schwanger bin?

Auch diese „Vorstufe zum Tandemstillen“ ist natürlich möglich und eine ganz persönliche Entscheidung. Viele Mütter berichten allerdings, dass es ihnen im Laufe der Schwangerschaft auf einmal körperlich unangenehm wurde, ihr Kind zu stillen. Darüber hinaus kann sich im Laufe der Monate die Milchmenge und deren Geschmack verändern. Es kann also der Zeitpunkt kommen, am dem Du oder dein Kind die Stillbeziehung beendet. (Oder pausiert, bis das Baby auf der Welt ist.)

Wenn ihr allerdings beide noch mögt, ist das völlig okay! Das Ungeborene wird keinen Schaden nehmen und ihm wird es nicht an Nährstoffen fehlen, weil ein großes Geschwisterchen ihm diese klaut. Denn falls dies droht, fährt dein Körper sofort die Produktion der Muttermilch zurück.

Außerdem kann das Stillen keine Wehen auslösen!

Zwar ist das Still- und Kuschelhormon Oxytocin tatsächlich mitverantwortlich dafür, dass der Geburtsprozess beginnt – jedoch nur dann, wenn das Baby auch wirklich bereit ist, auf die Welt zu kommen. Vorher ignoriert die Gebärmutter das produzierte Hormon geflissentlich.

6. Erfahrungen zum Tandemstillen von Mamas

Tandemstillen ist gar nicht so selten, wie wir vielleicht denken. Trotzdem gibt es so wenig Vorbilder. Auf YouTube sind wir auf einige Erfahrungsberichte gestoßen, die wir gern mit dir teilen möchten:

Sandy hat zwei Kinder gestillt, obwohl sie ihr älteres Kind vorher schon abgestillt hatte. Sie erzählt von ihren Erfahrungen, und auch, wie sie Liam, ihren Großen, wieder abgestillt hat:

Auch Laila Maria Witt erzählt von ihren Erfahrungen aus dem Freundeskreis:

Auch auf Instagram finden wir mittlerweile mehr und mehr Erfahrungen zum Tandemstillen:

 

Wenn du lieber ein Buch lesen magst:

Auf Amazon wirst du fündig mit Langzeitstillen in Deutschland: 56 Erfahrungsberichte von Müttern für Mütter

7. Tandemstillen: Vorteile für deine Kids

Was Mamas aus Erfahrung wissen: Das Tandemstillen fördert eine innige Verbindung zwischen den Geschwistern. Viele Mamas berichten, dass sich ihre Kinder während des Stillens anschauen und zart berühren. Was für eine schöne Vorstellung, oder? Doch nicht nur das, das parallele Stillen hat noch weitere Vorteile: Für dein neugeborenes Baby ist die Milch essentiell. Aber auch für dein größeres Kind hat das Stillen weiterhin Vorteile, auch wenn es nicht mehr um Sättigung geht.

Was bedeutet Tandemstillen für das größere Kind? Thema Tandemstillen und Eifersucht

Bei größeren Kindern geht es ja in der Regel nicht mehr darum, sie durch die Muttermilch zu sättigen. Das Stillen bedeutet für Kinder, die schon essen, viel mehr Geborgenheit und eine schöne Pause bei Mama vom trubeligen Alltag. Und das kann wieder besonders wichtig werden, wenn auf einmal das kleinere Geschwisterchen da ist.

Deswegen kann es sein, dass es anfangs noch öfter als sonst gestillt werden möchte. Einige Kinder dagegen stillen sich mit der Geburt des neuen Familienmitglieds selbst ab, da die plötzliche große Milchmenge sie abschreckt. Darüber hinaus profitiert aber natürlich auch die Gesundheit deines älteren Kindes weiterhin von all den gesunden Stoffen, die in der Muttermilch stecken.

Tandemstillen von Baby und Kleinkind: Mama mit ihren zwei Kindern

Tandemstillen von Baby und Kleinkind: Ganz viel Liebe zu dritt Foto: Bigstock

Das gemeinsame Stillen deiner Kinder kann eine (und ich meine eine – und nicht die einzige und/oder zwingend beste!) Möglichkeit sein, die Geschwister einander nahe zu bringen und deinem Größeren zu zeigen, dass es nicht zurückstecken muss.

Doch egal, wie du dich als Mutter entscheidest: Es ist gut und genau richtig, wie du es machst!

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Was sind deine Erfahrungen? Hast du Fragen? Probleme? Wir freuen uns auf deinen Kommentar und wünschen dir eine wunderschöne (Still-)Zeit!

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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