Guaraná in der Schwangerschaft: Ähnliche Wirkung wie Kaffee

Die Nacht war wieder mal alles andere als erholsam. Der Krümel hat im Bauch geturnt wie ein Weltmeister und der werdende Papa hat dazu ein taktreines Schnarchkonzert geliefert. Wenn du dich nach so einer durchwachten Nacht morgens erschöpft aus dem Bett hievst, ist ein Muntermacher genau das richtige – zum Beispiel das noch nicht ganz so bekannte Guaraná. Das Extrakt aus der gleichnamigen Pflanze setzt auf natürliche Weise frische Energie frei und schont dabei den Magen. Dennoch ist Guaraná in der Schwangerschaft in größeren Mengen tabu. Wir sagen dir, warum das so ist.

Das Wichtigste über Guaraná in der Schwangerschaft in Kürze

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.

  • Bei Guaraná handelt es sich um ein Pflanzenextrakt, das hierzulande als Nahrungsergänzungsmittel verkauft wird.
  • Guaraná ist so beliebt, weil es wach macht.
  • Allerdings hat Guaraná einen hohen Koffeingehalt.
  • Bis zu 200mg Koffein pro Tag (= etwa 5 Gramm Guaraná) sind in der Schwangerschaft okay.
  • Allerdings: Koffein kann das Wachstum des Kindes und seine Leberfunktion beeinträchtigen.
  • Wer gar kein Risiko eingehen will, verzichtet besser auf Guaraná in der Schwangerschaft.
  • Bei Bluthochdruck ist Guaraná ebenfalls nicht empfehlenswert.

Was ist Guaraná überhaupt?

Guaraná (Paullinia cupana) ist eine lianenartige Pflanze aus den Tropenwäldern des Amazonas. Ihre orangenroten Kapselfrüchte enthalten Samen, die getrocknet und gemahlen Getränken oder Speisen zugesetzt werden. Guaraná-Extrakt ist in Kapsel- oder Pulverform auch als Nahrungsmittelergänzung erhältlich und besonders beliebt bei Sportlern und Studenten, die sich in einer Prüfungsphase befinden. Auch werdende Mütter leiden in der Schwangerschaft oft unter Schlaflosigkeit und können einen Energiekick am Tag gebrauchen.

Der Grund: Guaraná kurbelt den Blutdruck an, hält wach und entfaltet eine leistungssteigernde und konzentrationsfördernde Wirkung. Verantwortlich dafür ist ein spezieller Inhaltsstoff – das Koffein.

Zur Wirkung von Guaraná

Guaraná enthält eine Reihe von Alkaloiden, also chemische pflanzliche Verbindungen. Für die muntermachende Wirkung der Guaraná sind die Alkaloide Theobromin, Theophyllin und vor allem Koffein verantwortlich. Der Koffeingehalt der Guaraná-Samen übersteigt bis zu fünf Mal den der Kaffeebohne.

Und es gibt noch einen weiteren entscheidenden Unterschied zur Wirkung von Kaffee: Das Guaraná-Koffein wird im Körper langsamer freigesetzt und belebt so langandauernder und sanfter als das Koffein des Kaffees. Das liegt an dem hohen Gerbstoffanteil der Pflanze, der die Stoffwechselprozesse beeinflusst und die Aufnahme des Koffeins bremst.

Koffein ist eine chemische Verbindung, die natürlicherweise in Pflanzen wie der Kakao- und der Kaffeebohne, Teeblättern, Kolanüssen oder eben Guaraná-Samen vorkommt. Das Koffein bringt das zentrale Nervensystem auf Trab und verhilft so zu frischer Energie.

Da Guaraná-Samen anders als Kaffeebohnen vor der Verarbeitung nicht geröstet werden, reizen sie die Schleimhäute des Verdauungstraktes weniger und gelten daher als magenschonender, was in der Schwangerschaft ein großer Vorteil sein kann. Viele Schwangere leiden ohnehin schon an Sodbrennen und möchten das durch den Kaffeegenuss nicht noch weiter befeuern.

Wie genießt man Guaraná?

Guaraná schmeckt herb-bitter und wird vor allem in verarbeiteter Form in Kombination mit anderen Geschmacksträgern angeboten. Du findest den tropischen Samen unter anderen in speziellen Speisen und Getränken wie:

  • Energy-Drinks
  • Energy-Riegel
  • Cola
  • Mate Tee
  • Grüntee
  • Schokolade
  • Kaugummi
  • Weingummi

Indigene Völker genießen Guaraná übrigens schon seit langem, indem sie die pulverisierten Samen mit Wasser und Honig mischen und als Getränk servieren.

Warum besser kein Guaraná in der Schwangerschaft?

Frischekick, magenschonend, natürlich – es hört sich erst einmal prima an, was Guaraná so zu bieten hat. Aber während der Schwangerschaft gelten andere Regeln. Und eine davon besagt: Guaraná während der Schwangerschaft besser vom Speiseplan streichen! Grund dafür ist der hohe Koffeingehalt. Koffein ist ein stimulierendes Nervengift – und das kommt in ähnlich hoher Konzentration bei deinem Baby an, in der du es zu dir genommen hast.

Generell gilt für Schwangere aktuell der Konsum von 200 mg Koffein am Tag als unbedenklich, das entspricht etwa 5 Gramm Guaraná – also einer sehr kleinen Menge. Eine Tasse Filterkaffee enthält etwa 96 Milligramm Koffein – zwei Tassen Kaffee in der Schwangerschaft pro Tag wären also auch noch im Rahmen.

Was ist an Koffein in der Schwangerschaft so problematisch?

Mehr Koffein kann möglicherweise das spätere Wachstum des Kindes und dessen Leberfunktion beeinträchtigen. Die übrigen Inhaltsstoffe des Guaraná-Samens sind zudem noch nicht ausreichend in Studien getestet. Daher empfiehlt es sich, sicherheitshalber während der Schwangerschaft auf Guaraná zu verzichten. Das gilt übrigens auch, falls du ohnehin schon unter Bluthochdruck leidest – dieser wird durch Guaraná eher noch verstärkt.

Doch nicht nur in Guaraná und Kaffee steckt Koffein, sondern auch in Speisen und Getränken wie:

Symptome bei einem zu hohen Guaraná-Konsum – nicht nur in der Schwangerschaft

Wenn du dir zu viele Energy-Riegel mit Guaraná gegönnt hast, dann kann dir dein Körper zeigen, dass er diese Menge an Koffein nicht verkraftet. Zu den Nebenwirkungen von Guaraná – wir reden hier aber von einem sehr hohen Konsum – zählen die Symptome, die auch bei einem zu hohen Konsum an koffeinhaltigem Kaffee auftreten. Beispielsweise:

  • Schlafprobleme
  • Herzrasen
  • erhöhter Puls und Blutdruck
  • Konzentrationsprobleme
  • Durchfall
  • Angstzustände
  • Hyperaktivität
  • Zittern und Muskelschmerzen
  • erhöhte Reizbarkeit

Ab einer Menge von etwa einem Gramm Koffein können erste Vergiftungserscheinungen auftreten. Ob du mehr oder weniger Koffein verträgst, ist abhängig von dem Grad der Gewöhnung an Koffein und deine individuelle Konstitution. Zur Einordnung: Um diese Menge zu erreichen, müsstest du an einem Tag etwa zehn Liter koffeinhaltige Cola trinken.

Wenn du vor deiner Schwangerschaft regelmäßig Getränke mit Guaraná zu dir genommen hast und diese nun nicht mehr trinkst, kann es aufgrund des fehlenden Koffeins für einige Zeit zu Entzugserscheinungen wie Kopfschmerzen kommen.

Kein Guaraná während der Stillzeit

Ebenso wie in der Schwangerschaft solltest du auch in der Stillzeit auf Guaraná möglichst verzichten oder es nur in kleinen Mengen kontrolliert zu dir nehmen. Dein Baby nimmt das enthaltene Koffein zwar nicht mehr über die Nabelschnur, dafür aber über die Muttermilch auf – und das tut ihm nicht gut. Der Organismus eines Säuglings reagiert schon wegen der geringeren Größe empfindlicher auf Koffein als der Körper eines Erwachsenen. Der Zwerg kann dann unruhig werden, unter Blähungen und Bauchschmerzen leiden. Etwa drei Tage braucht der kleine Körper, um das Koffein wieder abzubauen. Daher gilt auch für stillende Mamas: Während der Stillzeit bitte nicht mehr als 200mg Koffein täglich zu sich zu nehmen.

Unsere Expertin

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Pamela Koch ist Diplom-Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin. Seit 14 Jahren berät sie Familien und Multiplikator*innen wie Erzieher*innen zu den Themen Allergieprävention, Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie von Säuglingen und Kindern.

In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kinderärzten und Hebammen hat sie in Ihrer Praxis mittlerweile mehr als 2.000 Familien beraten. Als dreifache Mutter liegen ihr die gesunde Ernährung und die therapeutische Unterstützung von Familien besonders am Herzen.

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Ilona Utzig
Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Meine journalistische Ausbildung abolvierte ich bei Hamburger Jahreszeitenverlag, um anschließend Skandinavistik, Politikwissenschaft und Germanistik zu studieren. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit am Herzen.

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