Kaffee in der Schwangerschaft: Ab wann gefährlich?

Ist Kaffee in der Schwangerschaft ohne Bedenken erlaubt? Oder ist Kaffee ab einer bestimmten Menge sogar gefährlich? Wenn du eine leidenschaftliche Kaffee-Trinkerin bist, können wir verstehen, dass es dir schwer fällt, auf deine Tasse(n) Kaffee am Tag zu verzichten. Deswegen möchten wir hier für dich klären, ob und in welcher Menge Kaffee deinem ungeborenen Kind schadet.

1. Das Wichtigste auf einen Blick

Ernährungsexpertin Lydia Wilkens von essenZ Hamburg hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.

  • Wenn du schwanger bist und Kaffee trinkst, gelangt das Koffein über die Plazenta auch ins Blut deines Babys.
  • Es spürt die gleiche Wirkung, der kleine Körper kann das Koffein aber noch nicht richtig abbauen.
  • Deshalb solltest du es mit deinem Kaffeekonsum in der Schwangerschaft nicht übertreiben.
  • Zu viel Koffein kann für dein Baby nämlich gefährlich werden.
  • Außerdem zeigen Studien, dass Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Kaffee trinken, mit einem niedrigeren Geburtsgewicht zur Welt kommen.
  • Laut Experten sind bis zu 200 mg Koffein pro Tag erlaubt – das entspricht ungefähr 2 normalen Tassen Filterkaffee.
  • Bitte bedenke aber, dass Koffein nicht nur in Kaffee enthalten ist, sondern auch z. B. in Cola oder einigen Teesorten.

2. Wie wirkt Kaffee in der Schwangerschaft?

Zu allererst müssen wir über koffeinhaltigen Kaffee allgemein und seine Wirkung sprechen. Denn Koffein ist ein muntermachender Stoff. Er weckt müde Gemüter und ist quasi ein natürliches Aufputschmittel. Die stimulierende Wirkung kann 15 bis 30 Minuten nach dem Trinken einsetzen und mehrere Stunden anhalten.

Und jetzt kommt’s: Genau wie Sauerstoff oder andere Nährstoffe, kann das Koffein ungefiltert die Plazenta passieren. Das heißt, dass das Koffein deines Kaffees ungehindert in die Blutbahn deines Babys gelangt. Und dein Baby hat in kürzester Zeit die gleiche Menge an Koffein im Blut wie du. Es spürt und fühlt die gleiche wachhaltende Wirkung. Und zeitgleich fehlen dem kleinen Babykörper die Enzyme, um das Koffein gesund abzubauen.

3. Wie gefährlich ist Kaffee in der Schwangerschaft?

Auch wenn du es als Kaffee-Trinkerin jetzt nicht gerne hörst: Zu hoher Kaffee-Konsum kann während der Schwangerschaft gefährlich für dein Kind sein. Wie bei anderen Dingen auch, macht allerdings die Dosis das Gift (das gleiche gilt zum Beispiel auch für Ingwer in der Schwangerschaft). Kleine Mengen sind okay, große nicht!

Es ist zum Beispiel wissenschaftlich bewiesen, dass zu viel Kaffee sich auf das Geburtsgewicht deines Babys auswirkt. Durch das Koffein werden Kinder mit geringerem Gewicht geboren.

Für die größte Studie zu dem Thema befragten Wissenschaftler des Norwegischen Instituts für Öffentliche Gesundheit rund 60.000 schwangere Frauen zu deren Kaffeekonsum. Je mehr Koffein diese Frauen täglich aufnahmen, desto mehr wich das Geburtsgewicht der Neugeborenen von der allgemeinen Norm ab. Genauer gesagt verringerten 100 mg Koffein pro Tag das Geburtsgewicht der Babys um durchschnittlich 20 bis 30 Gramm. Je nach Stärke des Kaffees enthält eine Tasse Filterkaffe durchschnittlich etwa 90 mg Koffein.

Ebenso wird in der Wissenschaft diskutiert (es ist aber nicht eindeutig bewiesen!), dass zu viel Kaffee das Risiko von Fehl- und Frühgeburten begünstigt. Wie gesagt, wissenschaftlich bestätigt ist diese Annahme jedoch nicht.

Vorsorglich wird aber allen Schwangeren vor zu viel Kaffee abgeraten.

Worauf Schwangere lieber ganz verzichten sollten, zeigt übrigens unser kostenloser Ratgeber 125 Lebensmittel, die du in der Schwangerschaft meiden solltest.

4. Wie viel Kaffee ist in der Schwangerschaft erlaubt?

Und jetzt die gute Nachricht: Du musst während deiner Schwangerschaft nicht vollständig auf deinen Kaffee verzichten! Kaffee ist auch für Schwangere erlaubt. Laut der „Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA)“ werden zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag als unbedenklich eingestuft.

Das sind ca. 200 Milligramm Koffein täglich!

Eine Tasse normaler Filterkaffee (200 ml) enthält ungefähr 90 mg Koffein.

Ganz konkret kann man die Menge Koffein pro Kaffeetasse leider nicht nennen, da der Koffeingehalt pro Kaffeesorte variert. Arabica Kaffee hat schätzungsweise einen Koffeingehalt von ca. 1,2%, Robusta Bohnen kommen fast auf das Doppelte und haben 2,2% Koffeingehalt.

Bitte denk aber daran, dass du Koffein nicht nur in Form von Kaffee zu dir nehmen kannst. Koffein ist auch in Tees oder in Coca-Cola. Deswegen solltest du nicht zwei Tassen Kaffee + drei Gläser Cola trinken. Es sind wirklich maximal nur 200 Milligramm Koffein pro Tag. Und je weniger Koffein du zu dir nimmst, desto besser!

Koffeingehalt in Lebensmitteln

Alle Angaben sind Näherungswerte, da Koffeingehalt und Portionsgrößen in und zwischen einzelnen Ländern schwanken. Foto: European Food Safety Authority

5. Was gibt es während der Stillzeit zu beachten?

In der Stillzeit gilt die gleiche Regel, wie in der Schwangerschaft. Du darfst zwei bis drei Tassen Kaffee täglich genießen. Nicht mehr!

Das sind wieder ungefähr 200 Milligramm Koffein täglich.

Durch die Muttermilch nimmt dein Baby nämlich auch Koffein auf – und zwar sehr schnell. Das kann zu Schlafstörungen, Unruhe und Bauchschmerzen führen.

Was du auch wissen solltest: Frühchen sind von Koffein besonders gefährdet. Durch ihren zarten Körper und ihre verzögerte Entwicklung können sie Koffein noch viel schlechter verarbeiten, als andere Babys.

Und es gibt noch einen weiteren Tipp für alle Still-Mamas: Wenn du Kaffee trinken möchtest, dann trinke ihn am besten unmittelbar nach einer Stillphase. Dann kann dein Körper versuchen, das Koffein abzubauen – und beim nächsten Stillen kommt hoffentlich weniger Koffein bei deinem Baby an.

6. Welche Alternativen zu Kaffee gibt es für Schwangere?

Glücklicherweise spüren viele Schwangere gar nicht so einen großen Durst auf Kaffee, obwohl sie vor ihrer Schwangerschaft viel Kaffee getrunken haben. Das hängt mit dem veränderten Geschmacksempfinden in der Kugelzeit zusammen.

Wenn du einfach den besonderen Kaffeegeschmack vermisst, sind vielleicht entkoffeinierte Kaffeesorten eine Alternative für dich. Du findest im Supermarkt mittlerweile eine sehr große Auswahl. Allerdings solltest du beachten, dass auch in entkoffeiniertem Kaffee immer ein minimaler Koffeinrückstand ist. Zu 100% Koffeinfrei sind diese Sorten auch nicht, aber schon zu einem sehr großen Teil.

Auch wenn es eine große Umstellung ist: vielleicht ist die Lösung von Kaffee auf Tee zu wechseln? Dann aber natürlich nicht auf Sorten wie Grüner oder Schwarzer Tee (die auch viel Koffein beinhalten!), sondern auf Kamillen,- oder Früchtetee. Kamillen-, oder Früchtetee enthalten gar kein Koffein und können ohne Bedenken getrunken werden.

Um ganz ehrlich zu sein: Es ist schwer eine richtig gute Alternative für Kaffee zu finden! Denn Kaffee ist in seiner Wirkung und seinem Geschmack wirklich einmalig. Aber denk immer daran, du verzichtest für die Gesundheit deines Babys. Und irgendwann ist jede Schwangerschaft und jede Stillzeit zu Ende.

Wir wünschen dir noch eine wunderschöne Kugelzeit!

Mehr Tipps uns Infos zum Thema „Ernährung in der Schwangerschaft“ findest du hier >>>

Kennst du dich schon mit allen Lebensmitteln aus, die während der Schwangerschaft tatsächlich tabu sind? Unser kostenloser Ratgeber 125 Lebensmittel, die du in der Schwangerschaft meiden solltest klärt dich darüber auf.

Wenn du dich mit anderen Schwangeren austauschen möchtest, komm doch einfach in unsere Facebook-Gruppe „Schwangere Echte Mamas„. Wir freuen uns auf dich!

Unsere Ernährungsexpertin

Ernährungsexpertin Lydia Wilkens von essenZ Hamburg hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Dieser Text wurde inhaltlich geprüft von Ernährungswissenschaftlerin Lydia Wilkens. Die Diplom-Ökotrophologin hat 14 Jahre Erfahrung im Bereich der Ernährungskommunikation und -beratung. Als zweifache Mutter liegt einer ihrer Schwerpunkte im Ernährungsteam von essenZ, Dr. Heike Niemeier in Hamburg und der Schule des Essens in der Ernährungsberatung und -therapie von Familien und Kindern.

Außerdem führt sie Ernährungsprojekte für Kinder, Eltern und Multiplikator:innen in Kitas und Schulen durch. Als Expertin rund um das Thema Mütter- und Kinderernährung unterstützt sie die Redaktion von Echte Mamas mit praxisnahem Fachwissen.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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