„Früher fand ich meinen Namen peinlich – heute liebe ich ihn!”

„Ich bin gerade schwanger, es wird mein erstes Kind. Zum erstem Mal erlebe ich die Verantwortung, für einen kleinen Menschen große Entscheidungen zu treffen. Gerade sind mein Freund und ich mit der Namenssuche beschäftigt. Dabei musste ich auch an mich und meine eigene Geschichte mit meinem Vornamen denken.

Schon im Kindergarten stellte ich fest, dass mein Name irgendwie anders ist. Viele Erzieherinnen fragten mehrmals nach und auch andere Kinder hatten Probleme damit. Mir war das immer furchtbar unangenehm. Bald ging ich dazu über, nur eine Abkürzung zu benutzen. Weit und breit gab es kein anders Kind mit so einem Vornamen wie meinen. Als Kind wollte ich unbedingt dazugehören und durch die spanischen Wurzeln meines Vaters sah ich sowieso etwas anders aus als die meisten anderen Kinder im dörflichen Kindergarten.

Nun kam auch noch ein verflixter Name hinzu, der schon bei der Vorstellung zeigte: Sie ist anders.

Nun könnte man denken, dass meine Eltern mir einen spanischen Mädchennamen ausgesucht haben, um die Wurzeln meines Papas zu ehren. Falsch, meine Mama hat sich durchgesetzt. Sie wollte unbedingt, dass ich einen traditionellen Namen bekomme und entschied sich für den Vornamen ihrer Tante, zu der sie immer ein gutes Verhältnis hatte und die einen seltenen altdeutschen Namen trug.

Ich bekam also den Namen ‚Thialda‘, genannt Thilda – und ich habe es gehasst. Besonders den Vornamen, der Spitzname war okay. Meine ganze Kindheit und Jugend hindurch graute es mir vor dem Augenblick, wenn der Lehrer zum ersten Mal die Klassenliste laut durchging und bei meinem Vornamen kurz stolperte. Auch wenn es nett gemeint war, ich fand es schrecklich, wenn Nachfragen oder Kommentare zu meinem ungewöhnlichen Vornamen kamen.

Doch nach der Schule veränderte sich meine eigene Wahrnehmung völlig.

Plötzlich war es nicht mehr so wichtig, in der Masse zu verschwinden. Im Gegenteil: Je individueller desto besser. Ich genoss sogar die verwunderten Blicke, wenn ich meinen Namen nannte. Nun erschien es mir wie etwas Besonderes, einen so einzigartigen Namen zu haben. Wenn er fiel, wusste jeder gleich, wer gemeint war, denn eine Thialda gab es nur einmal an der ganzen Uni. Ich war in ihn ‚hineingewachsen‘, wenn man so will.

Da ich nun meine eigene kleine Familie gründen werde, verstehe ich auch die Bedeutung, die mein Name für meine Mutter hatte. Ihre Tante Thialda ist vor fünf Jahren gestorben und ich bin stolz, dass ich mit meinem Namen auch ein Stück Erinnerung an sie weitertrage. Ich finde den Gedanken ebenfalls schön, einen Vornamen aus meiner Familie weiterzugeben. Wir wissen aber noch nicht, was es wird. Mein Freund und ich haben uns darauf geeinigt, dass ein Mädchen einen Namen aus meiner Familie bekommt und ein Junge einen aus seiner.

Selbstverständlich gibt es auch Vornamen in unseren Familien, die dafür nicht infrage kommen.

Der Opa meines Freundes heißt Helmut und meine Oma Ursula. Auch wenn wir die Namensträger sehr mögen, diese Namen sind für unseren Geschmack einfach nicht zeitlos genug, um sie einem kleinen Kind zu geben. Aber meine Uroma hieß Helene, ein klassischer Name, der sich außerdem gut sprechen lässt. Ich kann mir gut vorstellen, diesen Namen an meine Tochter weiterzugeben.

Irgendwann, wenn sie mich dann nach ihrem Namen fragt, kann ich der kleinen Helene meine eigene Namensgeschichte erzählen. Wer weiß, vielleicht führt sie die Tradition ebenfalls fort und irgendwann heißt eines ihrer Kinder wieder Thialda. Ein schöner Gedanke, oder?”


Liebe Thialda, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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