Familienkost – Tschau Babybrei: So gelingt die Umstellung leichter

Dein Baby verweigert Brei oder schnappt nach allem, was auf deinem Teller liegt? Bei vielen ist rund um den 10. Lebensmonat eine neue Etappe angebrochen: Familienkost. Sie ersetzt nach und nach die Brei- und Milchmahlzeiten. So die Theorie. In der Praxis: Die Umstellung kann dauern, die feste Kost ist oft erstmal eine Ergänzung. Wir haben uns gefragt, wie man am besten anfängt und was man beachten sollte, um Stress möglichst gering zu halten – und den Spaß hoch.

1. Was ist Familienkost?

Familienkost bedeutet nichts anderes, als dass dein Baby langsam das essen kann, was für die ganze Familie auf den Tisch kommt (solange ihr euch gesund ernährt). Mit ein paar Ausnahmen. So sollte z. B. auf scharfe Gewürze, Salz und Zucker möglichst verzichtet werden, auch harte bzw. glatte, runde Lebensmittel wie Nüsse oder Oliven sind noch zu gefährlich für die Kleinen. Sie könnten sich verschlucken.

Wenn du Brei gegeben hast, gehen die Breimahlzeiten nun also nach und nach in feste(re) Nahrung über und verteilen sich wahrscheinlich auf Frühstück, Mittagessen, Abendessen und zwei kleinere Zwischenmahlzeiten. Auch die übrigen Milchmahlzeiten werden allmählich weniger. Die Betonung liegt auf allmählich. 

2. Ab wann Familienkost fürs Baby?

Die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt ist gar nicht so leicht zu beantworten. Eine Zeitspanne trifft es wohl eher: Im Alter zwischen 9 bis 12 Monaten wollen die meisten Babys das probieren, was für die Großen auf den Tellern landet. Manche eher, manche später. Das ist ganz unterschiedlich.

Dein Kleines gibt den Takt vor, indem es z. B. den Brei verweigert, ständig nach deinem Essen greift und Kaubewegungen nachahmt. Manche Kids wollen sogar von Anfang an keinen Brei essen und sind erst zufrieden, wenn sie endlich am Brot naschen dürfen.

Wie bei meinem Kleinen: Mittagsbrei ist ok (aber nur Süßkartoffel), die Getreidebreie sind geht so. Gedünstetes Obst oder Gemüse hingegen gehen immer, genau wie Fläschchen und Stillen. Deshalb fahren wir eine Kombi: Stillen, Brei, Flasche und Fingerfood (Baby Led Weaning).

Und wieder andere Babys wollen lange Zeit nur mal hier und da probieren. All das ist vollkommen in Ordnung. Vorausgesetzt natürlich, dein Kleines macht einen gesunden Eindruck.

3. Wie führe ich Familienkost ein? Tipps für den Übergang

Wie mit Familienkost anfangen und das Baby dran gewöhnen?

Langsam lautet die Devise, jedenfalls für die meisten. Auch die Familienkost ist eine Phase, die Zeit brauchen darf.

Viele fahren gut damit, sich erst einmal auf eine Mahlzeit zu konzentrieren und etwas Fingerfood on top anzubieten bzw. einen Teil des Breis nicht vollständig zu pürieren. Beobachtet euer Baby und tastet euch mit Neugier an die ganze Geschichte ran. Einen Fahrplan gibt es nicht. Du kannst deinem Baby also auch zu jedem Gang etwas vom Familientisch anbieten.

Fingerfood ahoi – ein Ja zum Chaos (zumindest ein, naaaagut)

Fühlen, schmecken, matschen. Die Kleinen haben am meisten Spaß, wenn sie mitmachen dürfen. Deshalb eignet sich gesundes Fingerfood, das sie selbst in die Hand nehmen können, ziemlich gut für den Start. Und zwar alles, was die Kids mit ihren wenigen Zähnchen gut einspeicheln, zerdrücken und einweichen können:

  • Ein wenig feines Vollkorn-Brot (am Anfang ohne Rinde),
  • gedünstetes Gemüse oder Obst,
  • Avocado,
  • weiche Nudeln oder gegarte Kartoffeln. 
  • Auch Bananen mögen viele Kinder. Außer meiner – wobei Experten sagen, dass ein Kind mindestens sieben Mal probieren muss, bis es etwas wirklich mag oder eben nicht. Drei Mal hab ich schon geschafft beziehungsweise er. Wie auch immer. Was ich damit sagen will ist: Auch beim Thema Familienkost ist Geduld gefragt, sich nicht verrückt machen (äh, nicht mein Steckenpferd). Und: ausprobieren.

Anti-Sauerei-Tipp: Ganzkörperlätzchen und Silikon-Schälchen bzw. Teller, die nicht verrutschen. Nach dem Essen etwas Wasser auf den Tisch kippen. Spart Händewaschen. Jedenfalls ein bisschen. Letztlich hilft am Ende wohl nur Durchatmen und sich auf das Glück der Kinder konzentrieren, das sie beim Experimentieren haben.

Wichtig: Honig, rohe Eier, rohes Fleisch, rohen Fisch und Rohmilchprodukte bitte nicht geben.

Thema Verschlucken

Wer auf harte bzw. glatte, runde Lebensmittel verzichtet, minimiert schon einmal die Gefahr. Wenn du dennoch Angst hast, dass sich dein Kleines verschlucken könnte oder dies schon passiert ist, hilft es, wenn du erst einmal den Brei mit groberen Stücken versiehst oder beim Fingerfood mithilfst und z. B. etwas gedünstetes Gemüse in deiner Hand zerdrückst und in den Mund schiebst.

Ansonsten gilt: Am besten nichts überstürzen. Mach es so, wie es für dich und dein Kind richtig ist. Ein Erste Hilfe-Kurs ist auch nicht verkehrt, um zu wissen, was man beim Verschlucken tun kann. 

4. Einführung in die Familienkost – Ideen und Rezepte für jeden Tag

Wir haben Rezepte und Ideen herausgesucht, die schnell gehen und von der ganzen Familie gegessen werden können. Perfekt also für den oft trubeligen Start.

Frühstück, Zwischenmahlzeiten

  • Schnittchen mit Frischkäse, Butter oder Mandelmus, dazu Banane oder gedämpftes Obst
  • Porridge/Getreidebreie mit Obst
  • Pfannkuchen/Pancakes (ein zuckerfreies Rezept findest du hier)
  • Vollkorn-Waffeln: Halbe Banane zerdrücken, 1 EL Rapsöl, 1 EL Mandelmus, 100 ml Hafermilch, 100 g Vollkornmehl, 20 ml Mineralwasser
  • Weiche Apfelkekse – der Hit bei vielen Babys: Für 9 Stück brauchst du 50 g Apfel, 50 g weiche Butter (vegane Butter geht auch), 1 Ei, 115 g Apfelmark, 100 g Dinkelvollkornmehl, 1 Tl Backpulver. Den geschälten Apfel würfeln, Butter und Ei verrühren, Apfelmark unterrühren, Mehl und Backpulver hinzufügen und schnell zu einem Teig vermengen. Nun die Äpfel dazugeben und 9 Kekse mit einem Esslöffel aufs Backblech portionieren. Im vorgeheizten Ofen bei 175 Grad Ober/Unterhitze ca. 20-25 Minuten backen.
  • Gedämpftes bzw. gedünstetes Obst

Weitere Ideen und Rezepte für Kleinkinder findest du in diesem Artikel. 

Trick: Pancakes und Brot kann man super einfrieren und portionsweise über dem Toaster auftauen. Die Kekse und Waffeln können noch am nächsten Tag gegessen werden.

Mittagessen/Abendessen

  • Vollkorn-Nudeln aller Art, z. B. Dinkel-Spirelli mit gedünstetem Gemüse wie Zucchini, Möhre oder Brokkoli
  • Kartoffelbrei, z. B. mit Rührei und TK-Mischgemüse
  • Schnittchen mit Aufstrich
  • Frikadellen
  • Gemüsemuffins
  • Gemüsepfannkuchen
  • Zucchinipuffer
  • Couscous mit gedünstetem Gemüse
  • Immer im Haus bei uns: TK-Gemüse. Der schock-gefrostete Brokkoli oder das Mischgemüse ist vitaminreich und schnell zubereitet.

Trinken nicht vergessen: Einfach Wasser oder ungesüßten Tee zu und zwischen den Mahlzeiten reichen. Ernährungswissenschaftler raten, Kuhmilch als Getränk außerhalb von Beikost erst nach dem ersten Geburtstag zu geben. Mehr dazu hier: Kuhmilch fürs Baby – ab wann ist sie geeignet?

Ähnlich sieht es bei Joghurt aus. Dieser leckere und durchaus gesunde Snack sollte optimalerweise erst im zweiten Lebensjahr auf den Tisch kommen (weiterlesen). Der Grund bei beidem: zu viel Eiweiß für die kleinen Babymägen.

Familienkost  – welches Brot?

Experten empfehlen, möglichst salzarmes, fein gemahlenes Vollkorn-Brot zu verwenden. Graubrot tut´s ab und zu auch. Eine gute Bäckerei kann dir sicher bei der Auswahl helfen.

Lust zu backen? Auf breifreibaby gibt es ein tolles Brotrezept ohne Salz und Zucker.

Übrigens: Die Vollkorn-Variante ist nicht nur gesünder als Weißmehl, sondern lässt sich von den Kleinen auch besser verarbeiten, da sie nicht so verklebt.

Unser Wochenplan als Hilfe

Einfach runterladen, ausdrucken und liebste Rezepte bzw. Ideen eintragen. Auf kindergesundheit.info findest du ein Beispiel dafür, wie ein Tag mit Familienkost so aussehen könnte. Mengenangaben sind allerdings immer mit Vorsicht zu genießen. Denn, jedes Kind is(s)t unterschiedlich.

Was gibt es wann zu essen? Das kannst du von nun an perfekt planen, mit unserem Wochenplan!

Hier gehts zum Download des Wochenessensplans.

5. Was tun, wenn Baby Familienkost verweigert?

Die Nachbarskinder essen schon alle fleißig ihre Brote? Dein Kind mag nur stillen/Fläschchen, etwas Brei oder hier und da ein wenig Fingerfood? Du fragst dich, ob du etwas anders machen solltest?

Nein, du machst alle super!

Vielleicht ist dein Mäuschen schlichtweg noch nicht so weit. Ihr könnt einfach eine Pause einlegen und es in ein paar Tagen oder Wochen noch einmal probieren, vielleicht mit anderen Lebensmitteln. Milch und Brei stehen ja immer noch griffbereit. Und das ist gut so, denn Muttermilch bzw. Pre-Milch sind im ersten Lebensjahr sehr wichtig. Sie liefern Nährstoffe und sättigen.

Wie bei der Beikost gilt also auch hier: Alles kann, nichts muss. Anbieten und Rumprobieren. Zwingen im Sinne von Überreden sollten wir unser Kleines nie, auch wenn es nur wenig isst.

Für alle, die sich Sorgen machen, empfehle ich das Buch: „Mein Kind will nicht essen.“ Der Autor (und Kinderarzt) Dr. Carlos Gonzalés ist sich sicher: Alle Babys benötigen unterschiedliche Mengen, Kalorien und Nährstoffe – und die meisten von ihnen weniger, als man annimmt. Ihre Mägen sind noch klein. Ihr „Nein“ sollten wir also immer akzeptieren und darauf vertrauen, ohne schlechtes Gefühl. Schon Babys nehmen sich, was sie brauchen und sind sehr sensibel, was Sättigung angeht. 

Alles in eurem Tempo

Ganz ehrlich, nur wenig kann so sehr stressen wie die ganzen Umstellungen, die das erste Babyjahr so mit sich bringt und die Unsicherheit, die damit einhergeht. Da hat man sich gerade an das Stillen bzw. Fläschchen geben gewöhnt, kommt der Beikoststart und wirft alles durcheinander. Funktioniert das mit dem Brei (oder auch nicht), soll jetzt festes Essen gegeben werden. Und immer wieder heißt es: Loslassen vom Alten und sich aufs Neue einlassen, fürs Kind genauso wie für uns Mamas. Du bist nicht allein!

6. Fazit: Keine Sorge, das wird!

Rantasten, dem Baby vertrauen, sich möglichst nicht stressen, so könnte das Motto beim Thema Familienkost lauten. Denn: Jaja, irgendwann werden alle Kinder essen. In der Zwischenzeit hilft es, sich mit Freunden austauschen, die bereits die Familienkost-Phase gewuppt haben. Oder am besten mit uns: Wir freuen uns über Erfahrungen und Tipps in den Kommentaren. 

Sina Wendt
Mit meinem Partner und Sohn lebe ich in meiner Wahlheimat Hamburg. Jedenfalls dann, wenn es uns nicht in die Welt verschlägt. Als freie Redakteurin, Thailand-Buchautorin und Reisebloggerin liebe ich es, Reisen und Schreiben miteinander zu verbinden - und darüber zu texten, was mich bewegt. Zum Glück gibt´s Echte Mamas. Und: Kaffee, Kuchen und Yoga.

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