Essig in der Schwangerschaft: Wann er lieber im Schrank bleiben sollte

Linsensuppe, Salate, Bowls oder Bohnengerichte – ohne einen Schuss Essig fehlt diesen Speisen der Pfiff. Essig verleiht Gerichten eine unverwechselbare Geschmacksnote. Doch war da nicht was mit Alkohol? Und was ist mit der Säure? Das bringt uns direkt zur Frage: Ist Essig in der Schwangerschaft erlaubt oder tabu? Die gute Nachricht: Er ist erlaubt, kann aber zum unangenehmen Brandbeschleuniger für typische Schwangerschaftsbeschwerden wie zum Beispiel Sodbrennen werden.

Das Wichtigste zum Essig in der Schwangerschaft

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.

  • Du kannst Essig in der Schwangerschaft bedenkenlos verzehren
  • Der geringe Alkoholgehalt im Essig ist unschädlich für Mama und Kind
  • Bei Sodbrennen solltest du jedoch lieber darauf verzichten
  • Auch bei Zahnfleischentzündungen heißt es: Finger weg vom Essig
  • Natürlicher Essig enthält viele gute Vitamine und Mineralstoffe
  • Essigessenz ist frei von Vitaminen oder Mineralstoffen – deshalb kannst du darauf getrost verzichten
  • Setze am besten auf Essig in Bioqualität.

Ist Essig in der Schwangerschaft erlaubt?

Generell spricht nichts gegen den Genuss von Essig in der Schwangerschaft. Der ursprünglich enthaltene Alkohol wird größtenteils während des Herstellungsprozesses abgebaut. Übrig bleibt nur ein sehr geringer Restgehalt – und der ist in kleinen Mengen verwendet unproblematisch für dich und dein ungeborenes Kind.

Essig wird eine Reihe gesundheitsfördernder Wirkungen nachgesagt. Er soll den Stoffwechsel ankurbeln, antibakteriell und antiseptisch wirken und zudem den Cholesterinspiegel, also den Blutfettwert, senken.

Daneben versorgt Essig den Körper mit Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen. Verantwortlich für die gesunden Inhaltsstoffe sind in erster Linie die Grundzutaten wie Äpfel oder Weintrauben. Während der Gärung entstehen zusätzliche Nährstoffe.

Apfelessig enthält beispielsweise:

Die Menge an gesunden Inhaltsstoffe ist jedoch überschaubar, wenn du Essig in der Schwangerschaft nur als Gewürz anwendest. Die positive Wirkung des Essigs konnte zudem bisher in wissenschaftlichen Studien nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden. Zu negativen Ergebnissen kamen die Wissenschaftler aber auch nicht.

Allerdings enthält Essig sehr viel Säure – verträgst du diese gut, kannst du dir gutgelaunt einen Schuss in die Erbsensuppe kippen.

Woher kommt die Säure im Essig?

Essig entsteht aus gegorenen Weintrauben oder anderen gegorenen Früchten wie Äpfeln. Um den alkoholhaltigen Apfelmost oder den Wein in Essig zu verwandeln, werden ihnen Essigsäurebakterien zugefügt. Diese setzen einen chemischen Prozess in Gang, bei dem der Alkohol in Säure umgewandelt wird.

Ein minimaler Restalkoholgehalt von unter 0,3 Prozent bleibt jedoch erhalten. Dieser ist für Schwangere und ihr Ungeborenes aber unbedenklich.

Macht dir die Säure im Essig während der Schwangerschaft zu schaffen, solltest du einmal schauen, welche Qualität dein Essig aufweist. In der Regel besitzen die Essigarten von minderer Qualität einen höheren Säuregehalt als die mit hoher Qualität.

Am besten verwendest du während deiner Schwangerschaft Essig in Bio-Qualität. Durch seine schonende Herstellungsmethode, den hochwertigen Zutaten und den Verzicht auf künstlichen Stoffen enthält er mehr gesunde Inhaltsstoffe als andere Essigsorten.

Wann du auf Essig in der Schwangerschaft verzichten solltest

Bei Sodbrennen

Viele Schwangere leiden insbesondere in den letzten Wochen vor dem Entbindungstermin unter einem brennenden, stechenden Schmerz unter dem Brustbein – dem Sodbrennen. Verursacht wird der Schmerz durch den sogenannten „Reflux“, einem Rückfluss der Magensäure. Dabei wird die ätzende Säure aus dem Magen in die Speiseröhre hochgedrückt und reizt dort die empfindliche Schleimhaut. Diese entzündet sich und es kommt zu dem oben beschriebenen Schmerz.

Essig enthält sehr viel Säure, die der bereits angegriffenen Schleimhaut zusätzlich zu schaffen macht. Wenn du also unter Sodbrennen in der Schwangerschaft leidest, solltest du den Essig für eine Zeit lang im Schrank stehen lassen. Andernfalls kannst du beherzt zugreifen – denn der Genuss von Essig stellt kein gesundheitliches Risiko in der Schwangerschaft dar.

Warum leiden Schwangere häufig an Sodbrennen?

Der erste Grund ist der veränderte Hormonhaushalt während der Schwangerschaft. Der weibliche Körper produziert nun fleißig die Hormone Östrogen und Progesteron. Diese sorgen dafür, dass der Schließmuskel, der sich im Übergang zwischen Speiseröhre und Magen – sozusagen als Torwächter – befindet, weich und durchlässiger wird. Der Muskel schließt infolgedessen nicht mehr zuverlässig und die Magensäure schwappt in die Speiseröhre. Zu allem Überfluss hat sich der kleine Zwerg zu diesem Zeitpunkt bereits ziemlich viel Platz in deinem Bauch erkämpft. Er drückt von unten gegen den Magen und unterstützt diesen Prozess so.

Bei Zahnproblemen

Viele Frauen leiden während der Schwangerschaft unter Zahn- und Zahnfleischproblemen, da sich die Zusammensetzung des Speichels mit dem Hormonhaushalt ebenfalls verändert. Die Säure im Essig kann dieses Problem in der Schwangerschaft verstärken, da sie den Zahnschmelz angreift.

In welchen Fertigspeisen steckt Essig drin?

Manche fertige Speisen enthalten Essig – und niemand ahnt das. Ein Blick auf die Zutatenliste auf der Verpackung schafft Klarheit. In der Regel wirst du bei Linsen-Eintopf, eingelegtem Gemüse, Salatdressings und Essiggurken fündig.

Ist Essigessenz in der Schwangerschaft erlaubt?

Essigessenz ist ein chemisch hergestellter Essig, der keinerlei natürliche Vitamine oder Mineralien enthält und nicht einmal einen Eigengeschmack besitzt. Zudem ist der Säuregehalt sehr hoch, da die Essenz hochkonzentriert ist. Daher eignet er sich ohnehin eher zum Putzen als zum Verfeinern von Speisen. Möchtest du trotzdem Essigessenz während der Schwangerschaft verwenden, solltest du diese großzügig mit Wasser verdünnen und zuvor Rücksprache mit deinem Arzt halten.

Köstlich: Rezept für eingelegtes Gemüse mit Essig

Essig kannst du also problemlos während der Schwangerschaft zu dir nehmen. Richtig genießen lässt sich das saure Gewürz in Kombination mit einigen Speisen, die auch noch gesund sind. Wie wäre es beispielsweise mit eingelegtem Gemüse? Schwangere haben ja oft Lust auf saures (wie zum Beispiel auf den Klassiker namens „saure Gurken“).

Um für ein wenig Abwechslung zu sorgen, mit dem ihr köstliches, eingelegtes Gemüse herstellen könnt.

Dafür braucht ihr:

  • Zucchini
  • Auberginen
  • Paprika
  • Zwiebeln
  • Balsamico
  • Thymian
  • Oregano
  • Salbei
  • Qualitativ hochwertiges Olivenöl

Und so funktioniert’s:

  1. Zucchini, Auberginen und Paprika waschen, Zwiebeln schälen und alle in Streifen schneiden
  2. Olivenöl in der Pfanne erhitzen und Gemüse scharf anbraten
  3. Kräuterzweige abwaschen
  4. Fertig gebratenes Gemüse mit Essig marinieren und abwechselnd mit den Kräuterzweigen schichtartig in zuvor heiß ausgespülte Einmachgläser legen
  5. Olivenöl nach jeder Schicht über das Gemüse geben, bis das Glas randvoll und die letzte Schicht gut mit Öl übergossen ist
  6. Einmachglas mit Antipasti verschließen und das Gemüse ziehen lassen

Und danach nach Herzenslust genießen… guten Appetit!

Unsere Expertin

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Pamela Koch ist Diplom-Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin. Seit 14 Jahren berät sie Familien und Multiplikator*innen wie Erzieher*innen zu den Themen Allergieprävention, Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie von Säuglingen und Kindern.

In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kinderärzten und Hebammen hat sie in Ihrer Praxis mittlerweile mehr als 2.000 Familien beraten. Als dreifache Mutter liegen ihr die gesunde Ernährung und die therapeutische Unterstützung von Familien besonders am Herzen.

Dieser Artikel wurde von echten Menschen geschrieben.

Diese Quellen haben wir verwendet:

hengstenberg.de
deutschlandfunk.de
oetker.de
edeka.de
ndr.de
riopan.de
klinik-gastroenterologie.de

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Ilona Utzig
Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Meine journalistische Ausbildung abolvierte ich bei Hamburger Jahreszeitenverlag, um anschließend Skandinavistik, Politikwissenschaft und Germanistik zu studieren. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit am Herzen.

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