Als Sandra Milan kennenlernte, fühlte sich alles fast zu schön an, um wahr zu sein. Doch hinter den liebevollen Gesten ihres neuen Partners verbarg sich ein kontrollierender, später auch bedrohlicher Mensch. Ihre echte Geschichte zeigt, wie schwer es ist, sich aus einer toxischen Beziehung zu lösen – und wie viel Mut es braucht, für sich und die Kinder einen neuen Weg zu wählen.
„Ich bin Sandra, 36 Jahre alt, und habe drei wundervolle Kinder mit meinem Ex-Mann. Unsere Kinder sind 15, 12 und 10 Jahre alt. Als ich vor fünf Jahren meinen neuen Partner Milan kennenlernte, begann für mich eine aufbrausende Zeit. Zu Anfang wurde ich überschüttet mit Komplimenten – alles, was ich tat, war in seinen Augen perfekt: der Haushalt, die Kindererziehung, mein Kleidungsstil … wirklich alles.
Ich war es gar nicht gewohnt, so viele Komplimente zu bekommen, und konnte anfangs gar nicht damit umgehen – freute mich aber darüber. Milan war bemüht, die Beziehung stets aufrechtzuerhalten. Seinem Motto ‚Um eine Beziehung muss jeden Tag gekämpft werden‘ blieb er zu 100 % treu. Meine Hausschuhe stellte er vor den Kamin, wenn ich fror, ein Glas Wasser stellte er mir bereit, wenn ich zur Tür hereinkam, und mein Auto tankte er, wenn ich eine weitere Strecke vor mir hatte.
Es gab nichts, was er nicht für mich tat – der perfekte Mann.
Eines Tages wollten wir zu zweit ins Kino. Meine großen Kinder waren an diesem Wochenende beim Papa, und ich freute mich sehr auf die Zeit mit Milan. Er sprang noch schnell unter die Dusche, und ich lackierte mir noch rasch die Nägel. Plötzlich kam er unter der Dusche hervor und sagte in lautem, zornigen Ton: ‚Wo ist deine Jacke? Ich habe gesagt, du bringst heute eine warme Jacke mit. Ohne Jacke brauchen wir nicht losfahren!‘
Diesen Ton kannte ich von ihm nicht, machte mir aber erst mal keine Sorgen. Es war Sommer – abends immer noch 20 Grad – und mit meinen damals 31 Jahren empfand ich mich als fähig, richtig einschätzen zu können, ob ich eine Jacke mitnehmen sollte oder nicht.
Nach ca. zwei Jahren kam bei uns beiden der Wunsch auf, ein gemeinsames Baby zu bekommen.
Nach etwa vier Monaten wurde ich schwanger – verlor dieses Baby aber leider. Wir trauerten beide auf unsere Weise, gaben aber nicht auf, und so wurde ich nach weiteren sechs Monaten erneut schwanger – mit unserem Mädchen.
Die Schwangerschaft verlief soweit gut, die kleine Maus entwickelte sich großartig, und die drei Geschwister waren unglaublich aufgeregt. Sie konnten die Zeit bis zur Geburt kaum aushalten vor Neugier, wie denn die kleine Schwester wohl sein wird.
Es folgten leider immer wieder weitere Attacken von Milan.
Ich versuchte, darüber hinwegzusehen – für die Kinder, für uns. Aber mit jedem Streit entfernten wir uns mehr – und das war uns beiden bewusst.
Als unsere Maus Matilda gesund zur Welt kam, bestand Milan auf ein Familienzimmer im Krankenhaus. Schnell überkam mich ein Gefühl von Eifersucht. Er nahm ständig unser Mädchen auf den Arm, nahm sie mir weg, entschied für mich – wenn es ums Füttern ging oder um Schmerzmittel für mich. Die Nachwehen nach dem vierten Kind waren wirklich sehr schmerzhaft.
Ich fühlte mich komplett machtlos.
Als Matilda drei Wochen alt war und sich zu Hause gut eingelebt hatte, hörten die Streitigkeiten zwischen Milan und mir einfach nicht auf. Kurz nach Matildas Geburt starb mein Opa – die Trauer ließ selten die Freude über die Geburt unseres gesunden Mädchens zu. Wie kann man glücklich das Wochenbett genießen, wenn ein geliebter Mensch gegangen ist? Er konnte sie nicht mehr kennenlernen.
Das alles war zu viel für mich. Ich weinte viel, trauerte auf meine Weise. Milan war immer mehr genervt von mir und schob meine Trauer auf eine Wochenbettdepression. An einem Tag ging er so weit und beschimpfte mich, riss mir unser Mädchen aus den Armen und drohte, sie mir wegzunehmen – für immer. Er sagte: ‚Wer behauptet denn, so ein Neugeborenes braucht unbedingt eine Mutter? Das schaffen wir auch alleine, stimmts Matilda?‘
Ich wehrte mich nicht, weinte, schlief erschöpft auf der Couch ein.
Es folgten immer mehr Streits, Gegenstände flogen, die Lautstärke nahm zu. Als Matilda ein Jahr alt wurde, feierten wir zu Hause mit der Familie. Ich gab mir viel Mühe, dekorierte – alles schien perfekt. Aber Milan war anders. Am nächsten Tag entschuldigte er sich – wollte mir diesen Tag nicht ruinieren.
Doch nur wenige Tage später eskalierte es wieder, und Milan nutzte den Streit zur Trennung. Er beendete alles kühl und ruhig. Ich spürte sofort: Es ist vorbei. Er hatte bereits eine Wohnung – zog aus, überwies sofort Unterhalt.
Ich war schockiert, aber tief in mir wusste ich: Es ist besser so.
Drei Monate lebten wir chaotisch, aber ehrlich und liebevoll mit vier Kindern zusammen. Dann ging ich mit einer Freundin aus – sie überzeugte mich, mich bei einer Dating-App anzumelden.
Ich war skeptisch, registrierte mich aber. Nur Minuten später schrieb mich Sebastian an.
Erst wollte ich nicht antworten – genoss einfach den Abend. Am nächsten Tag schrieb ich ihm doch – wir verstanden uns sofort. Nach einer Woche trafen wir uns im Café – es passte sofort. Wir redeten, telefonierten, trafen uns, und wenig später lernte er meine Kinder kennen.
Seit zwei Jahren sind wir nun ein glückliches Paar.
Milan hat auch wieder eine neue Partnerin. Es war die beste Entscheidung, trotz Baby nicht mehr zurück in die kaputte Beziehung zu gehen. Mein Leben heute ist voller Liebe, Lachen, Patchwork-Wahnsinn. Und ja: Wir fahren dieses Jahr schon zum zweiten Mal mit fünf Kindern in den Urlaub.
Ich möchte jeder betroffenen Frau in einer unglücklichen Beziehung raten, auf ihr Herz zu hören. Man muss nicht beim Partner bleiben – auch nicht fürs Kind. Matilda hat bei Sebastian ihre ersten Schritte gemacht – sie liebt ihn sehr.
Ein Bonus-Daddy ist eben auch etwas ganz Tolles im Leben eines Kindes.”
Liebe Sandra (alle Namen in der Geschichte wurden geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!
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