Trennung: „Ich konnte es meinen Kindern nicht antun, nicht zu gehen.“

Eine Trennung tut immer weh. Wenn aber Kinder im Spiel sind, fällt die Entscheidung zu gehen noch einmal deutlich schwerer. Doch was ist schlimmer für die Kinder: Eltern, die nicht mehr zusammenleben oder ein Zuhause mit beiden Elternteilen, die aber nicht mehr harmonisch miteinander umgehen?

Diesen Zwiespalt kennt auch Janina Sarah Westphal. Die Mama von vier Kindern, die auch als Doula arbeitet, hat sich 2021 von ihrem Partner getrennt. Auf ihrem Instagram-Account @janinasarahwestphal nimmt sie uns mit durch ihren Alltag – und auch mit in ihr Datingleben.

In unserem Podcast Ehrlich gesagt hat Janina mit Nora über diese Themen gesprochen. Hier kannst du ihn hören, klick einfach auf das Cover:

Eines der großen Themen war dabei, wie es überhaupt zu der Trennung von ihrem Partner kam:

„Ich bin sehr lange mit meinem Ex-Partner Henry zusammengeblieben, obwohl ich wusste, dass es nicht gut für mich war.

Ich glaube, wenn ein Paar ein Kind bekommt, belastet das die Beziehung erstmal in jedem Fall. Das ganze bisherige Konstrukt ändert sich: Die Paarbeziehung ist keine Paarbeziehung mehr, sondern ein Familiensystem. Gerade in den ersten ein, zwei Jahren ist das für eine Partnerschaft eine große Prüfung. Die Mama ist in den meisten Fällen damit beschäftigt, das Kind am Überleben zu halten. Und der Vater steht oft daneben und denkt: Was ist jetzt meine Rolle?

Ich hab mein erstes Kind mit 21 Jahren bekommen, ungeplant, als schönste Überraschung überhaupt! Aber eben als Überraschung. Die Beziehung hat das aber ja auch nicht überlebt.

Mein Ex-Partner Henry und ich haben uns dagegen sehr bewusst für unsere Erstgeborene entschieden. Wir haben gesagt: Ja, wir fühlen uns bereit! Und alles ging auch sehr gut. Meine erste Tochter war schon elf Jahre alt und Henry und ich konnten gut auf uns als Paar aufpassen. Wir hatten jede Woche eine Date-Night, wie haben weiterhin Dinge getan, die uns Freude machen.

Das Elternsein fiel uns gar nicht schwer.

Unsere drei gemeinsamen Kinder haben alle so anderthalb, zwei Jahre Altersunterschied. Und schon bei unserem zweiten Kind habe ich schnell gemerkt: Uh ja, zwei kleine Kinder, nur noch schlaflose Nächte, das ist schon ein ganz anderer Schnack! Zumal unser zweites Kind auch nicht bei einem Babysitter bleiben konnte, es war sehr sensibel.

Irgendwie ist in dieser Zeit unsere Beziehung schon ein wenig eingeschlafen. Wir haben nur noch funktioniert als Eltern und hatten keine eigenen Themen mehr.

Und dann kam unser drittes gemeinsames Kind. Wir haben nur noch als Eltern existiert, wenn wir uns unterhalten haben, ging es nur um Organisatorisches.

Da habe ich bald gemerkt, dass sich bei mir eine Unzufriedenheit einstellte. Wahrscheinlich auf beiden Seiten. Wir haben nicht mehr richtig kommuniziert, das wissen wir heute. Wir haben nur organisiert oder uns Vorwürfe gemacht – wer denn gerade mehr macht und so weiter.

Wir haben gar nicht mehr darüber geredet, wie wir uns fühlen, welche Bedürfnisse wir haben. Wir haben uns nicht mehr im Blick gehabt. Und das ist eine Katastrophe.

Und ab einem gewissen Zeitpunkt ist es schwer, das wieder hinzubekommen. Ich habe lange für mich überlegt: Ist das jetzt nur so ein Gefühl? Oder will ich eine Trennung? Dann habe ich oft mit Henry gesprochen und ihm gesagt, wie unzufrieden und unglücklich ich bin. Rückblickend weiß ich, dass ich das gar nicht gut gemacht habe! Sondern immer sehr vorwurfsvoll: Du gibst mir dies und das nicht! Das würde ich heute komplett anders angehen.

Denn so haben sich die Fronten ganz schnell verhärtet. Henry konnte gar nicht mitbekommen, in welcher Not ich war. Wir haben es irgendwann nicht mehr geschafft, so miteinander zu sprechen, dass wir begreifen konnten, was gerade passierte und was wir wirklich gebraucht hätten.

Wir haben uns auch keine Hilfe geholt. Ich dachte nämlich immer, dass es besser wird, wenn ich es noch einmal anspreche. Und nochmal. Und irgendwann dachte ich: Ich rede mir hier doch den Mund fusselig! Er hört nicht zu! Und Henry dachte: Was will sie denn von mir? Ich mache doch alles!

Ich dachte an Trennung, dachte aber auch, dass ich das nicht tun könne – um der Kinder willen.

Wir haben drei Kinder zusammen. Was tue ich ihnen an, wenn ich mich von ihrem Vater trenne? Jetzt zu gehen, das wäre doch irgendwie egoistisch.

Ab einem gewissen Punkt dachte ich dann aber: Ich kann es den Kindern aber erst recht nicht mehr antun, nicht zu gehen. Jeden Tag gab es bei uns zu Hause Spannungen und Streit. Wir haben versucht, nicht vor den Kindern zu streiten, aber Kinder haben so feine Antennen, die spüren das natürlich. Und sie haben uns auch deutlich gezeigt, dass etwas im Argen liegt. Und das war der Punkt, an dem ich wusste: Wenn wir das Beste für die Kinder wollen, muss ich jetzt gehen. Wir müssen die Reißleine ziehen.

Und das war erstmal sehr schwer. Ich war ja diejenige, die die Trennung vorangetrieben hat, Henry wollte das gar nicht. Er sagte immer: Vielleicht bist du nur müde. Vielleicht erschöpft, irgendwas – aber du meinst das bestimmt nicht ernst!

Das hat mich sehr wütend gemacht und die Lage weiter verschärft. Wir haben uns im Sommer 2021 getrennt. Dann aber noch lange zusammengewohnt, zwei Jahre.

Wir haben das komplette Familiending weiter durchgezogen, nur mit getrennten Schlafzimmern. Das hat mich fast krank gemacht. Und ich dachte auch: Das leben wir unseren Kindern als eine Beziehung vor? Ich möchte nicht, dass sie später so eine Beziehung führen…

2023 habe ich endlich Nägel mit Köpfen gemacht und zu Henry gesagt: So, ich suche uns eine Wohnung und wir gehen. Ich weiß, du findest das nicht gut, aber ich muss das machen, sonst wird es nicht besser.“

Laura Dieckmann

Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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