„Single-Dads haben es beim Daten oft leichter als Single-Moms“

Wie funktioniert eigentlich Dating als Alleinerziehende/r? Wann sagt man am besten, dass man schon Papa oder Mama ist? Und wann sollte man eigentlich den Kindern eine/n neue/n Partner/in vorstellen?

In der aktuellen Folge des Echte Papas-Podcasts hat Beziehungsexperte Lukas Klaschinski den beiden Hosts Marco und Flo Rede und Antwort rund um das Thema Dating als Single-Papa gestanden. Lukas ist studierter Psychologe und bekannt aus seinem eigenen Podcast „Beste Vaterfreuden“.

Noch während der Schwangerschaft trennte Lukas sich von seiner damaligen Freundin und Mutter seiner Tochter. Trotzdem lebten die beiden noch knapp zwei Jahre zusammen. Heute ist Lukas‘ Tochter 6 Jahre alt und wohnt im Wechselmodell bei ihm und seiner Ex-Freundin – in getrennten Wohnungen, aber im selben Mehrfamilienhaus. Aber wie ist das denn eigentlich, wenn man sich als Allerinerziehende/r dann wieder in den Dating-Dschungel wagt?

„Für einen Mann ist es aus meiner Erfahrung leichter mit Kind zu daten, als für eine Frau“

Das sei zumindest das, was Lukas in seinem Umfeld und von Single-Mamas immer widergespiegelt wird. Viele Männer fühlten sich demnach auf eine bestimmte Art und Weise direkt in die Verantwortung gezogen, als müssten sie direkt nach dem zweiten Date das Sorgerecht für die „fremden“ Kinder übernehmen und Dates bekommen dadurch eine Schwere. 

„Das ist natürlich überhaupt nicht der Fall. Die meisten kommen super gut klar und haben auch nicht den Plan und irgendwie stellt sich die Frage umgekehrt als Single Dad nie bei den Müttern. Ich habe noch nie eine Frau erlebt, ob sie jetzt Kinder hat oder nicht, die mich datet, die irgendwie das Gefühl hätte, sie müsste das Sorgerecht meiner Tochter übernehmen. Weil die weiß ganz genau, da ist jemand im Hintergrund, der sich drum kümmert, und dass alle das gut hinkriegen auch ohne ihr Zutun“, erzählt Lukas im Podcast.

Und wann sollte man dem Date sagen, dass man Kinder hat?

Tja, auch das ist eine Frage, die Lukas oft gestellt wird; „Ich sag immer: Wenn es sich natürlich anfühlt, und gerne schon bevor man sich trifft. Und das kann man ganz natürlich machen, dass man sagt, ‚Hey, übrigens, ich habe eine Tochter, ich muss noch einen Babysitter finden für die. Ich freue mich auf das Treffen, fertig.‘ Oder, ‚Hey, da habe ich keine Zeit, das ist das neue Vorstellungsgespräch bei der Schule von meiner Tochter. Meine Tochter wird jetzt sechs, was auch immer.'“

Wichtig ist nur, dass man es ganz selbstverständlich kommuniziert und Kinder nicht verheimlicht, als wäre es ein Defizit Mama oder Papa zu sein. Im schlimmsten Fall fühlen sich so am Ende alle Seiten betrogen, weil so ein großer Teil vom Leben hinter einer „Mogelpackung“ versteckt wurde. Außerdem schürt es eher das Misstrauen des Dates, denn wenn ein so wichtiger Teil verheimlicht wird, dann scheint da ja irgendwas komisch zu sein.

Für Lukas ganz klar, dass er es schon vorher oder beim ersten Date mitteilt: „Jo, ich bin ein Papa und ich bin auch stolz drauf. Ich freue mich darüber, und ich erzähle darüber auch gerne Dinge. […] Ich umschiffe das Thema nicht, weil für mich ist ganz klar, wenn eine Frau, die ich daten möchte, damit ein Problem hat, dann hat sie auch mit mir ein Problem.“

Kinder können beim Dating auch eine Bereicherung sein

Denn durch Kinder lernen wir emotionale Vielfalt und das ist das, was sich die meisten vom Gegenüber wünschen und was auch nötig ist, um überhaupt tiefe Beziehungen eingehen zu können. Gleichzeitig geht man als Mama oder Papa auf eine gewisse Weise auch emotional „gesättigter“ in das Datingleben. Denn viele Bedürfnisse, wie zum Beispiel menschliche Aufmerksamkeit oder Austausch, werden schon in der „anderen Lebenshälfte“ als Mama oder Papa in bestimmtem Maße erfüllt.

Wann stellt man eine/n neue/n Partner/in eigentlich den Kindern vor?

„Es ist nichts gegen flüchtige Bekanntschaften zu sagen, aber wenn man sich für sein Kind etwas wünscht, und ich wünsche mir für mein Kind, wenn sie dazu Lust hat, dass sie in der Lage ist, stabile, langanhaltende Beziehungen einzugehen, dann muss ich das irgendwie vorleben.“ Denn Eltern sind immer noch die größten Vorbilder für Kinder.

Deshalb hat Lukas mit seiner Ex-Freundin eine 8-Monatsregel eingeführt: Im Schnitt lässt das Gefühl völliger Verliebtheit zwar erst nach etwa 12 Monaten nach. Aber schon nach etwa 8 Monaten kann man seiner Meinung nach abschätzen, ob es mehr als nur ein Flirt oder wirklich eine Person ist, die im Leben bleiben wird. Trifft letzteres zu, spricht nix dagegen, dass seine Tochter sie kennenlernt.

Letzten Endes liegt die Entscheidung bei jedem selber. Oft sind ja auch die Lebensumstände entscheidend, je nach dem wie viel Zeit das Kind bei einem verbringt und inwiefern Dating praktisch überhaupt möglich ist, ohne dass das Kind sofort etwas davon mitbekommt. „Wenn jemand 24/7 seine Kinder hat, für den wird das schwierig.“

4 Dating-Tipps von Beziehungsexperte und Psychologe Lukas Klaschinski:

  1. Die vergangene Beziehung ordentlich verarbeiten: „Was habe ich aus der Partnerschaft lernen können? Was waren die Sachen, die ich gerne wieder hätte in der neuen Partnerschaft? Was wünsche ich mir eigentlich? Was möchte ich nicht mehr erleben?“. Überlege dir, was dir wichtiger ist und erstelle dir ein Wertesystem sozusagen als Dating-Standards.
  2. Kommuniziere offen, dass du ein Kind hast: Gehe selbstverständlich mit der Tatsache um, dass du Mama bist. Sei stolz auf diesen Teil deines Lebens und sieh es nicht als Störfaktor an. Sprecht auch offen darüber, wie es euch in der Situation geht und was eure Sorgen und Ängste sind. So könnt ihr eine gute Basis schaffen für eine neue, stabile und wertschätzende Partnerschaft.
  3. Stell nicht jeden Partner deinem Kind vor: Erst nach einer gewissen Routine oder Stabilität mit dem neuen Partner sollten alle zusammenkommen und sich kennenlernen.
  4. Aufmerksamkeit für alle: „Ich glaube, viele Eltern versäumen es, offen zu kommunizieren und zu sagen: ‚Nur weil meine Partnerin jetzt da ist, meine Neue, bedeutet das nicht, dass ich mich nicht mehr um dich kümmere.‘ Man sollte bewusst die Aufmerksamkeit bei seinem Kind lassen und dem Kind Aufmerksamkeit schenken, während man natürlich auch der Partnerin Aufmerksamkeit schenkt. Das ist der Spagat, den viele nicht hinkriegen.“ Alle Beteiligten sollten merken und wissen, dass es keine Konkurrenz um die Aufmerksamkeit braucht, sondern dass genug für alle da ist.

Und last but not least: Ohne Zugang zu den eigenen Gefühlen ist auch keine tiefe Beziehung zu anderen möglich

Für Lukas ist „Gefühlsbereitschaft“ die Grundvoraussetzung für ein erfüllendes Dating und gesunde Beziehungen, egal ob zu Kindern oder Partner/in:

„Am Ende geht es um das Wichtigste, was wir haben, nämlich unsere Gefühle. Wenn wir mal genauer betrachten, was da eigentlich ist, was uns mit anderen Menschen verbindet und mit uns selbst, dann ist es unsere innere Sprache. Denn alles, was wir wahrnehmen – unser Sehen, Tasten, Schmecken, Hören – wird in Gefühle übersetzt.

Viele Menschen haben aufgrund ihrer Sozialisierung, ihres Aufwachsens und bestimmter Erfahrungen, die wir auch als Kinder machen, ein Problem mit ihren Gefühlen. Männer […] haben tendenziell ein größeres Problem mit Scham, Angst und Traurigkeit. Und wenn du dich fragst, warum heutzutage auch Männer so ein großes Problem haben, in tiefe Beziehungen einzutauchen, liegt es eben daran, dass sie ein großes Problem mit diesen Gefühlen haben.“

Und genau aus diesem Grund hat er auch sein gerade erschienenes Buch geschrieben. Für alle, die mehr über sich und ihre Gefühle lernen möchten:

Fühl dich ganz: Was wir gewinnen, wenn wir unsere Emotionen verstehen und zulassen
In seinem ganz neu erschienenen Buch zeigt Psychologie-Podcaster Lukas Klaschinski, warum Gefühlsbereitschaft der Schlüssel zu einem erfüllten Leben ist und wie wir Emotionen zulassen können, um ein selbst bestimmtes Leben zu führen.

Bist du neugierig geworden und möchtest dir die gesamte Podcast-Folge noch anhören?

Dann kannst du das hier nachholen: „Single-Dads fällt Daten oft leichter als Solo-Moms“: Interview mit Lukas Klaschinski, Psychologe und Podcaster“

Jana Krest
Obwohl ich ein absolutes Landkind aus der Eifel bin, lebe ich schon seit einigen Jahren glücklich in Hamburg. Hier habe ich nach meinem Bachelor in Medien- und Kommunikationswissenschaften und Soziologie auch noch meinen Master in Journalistik und Kommunikationswissenschaften gemacht. Während meines Studiums kümmerte ich mich frühmorgens, wenn die meisten noch schliefen, bei der Deutschen Presse-Agentur darum, dass die nächtlichen Ereignisse aus ganz Norddeutschland in die Nachrichten kamen. Und ich hatte jahrelang noch den für mich besten Nebenjob der Welt: Die süßen Kinder von anderen betreuen. Nachdem ich Echte Mamas zunächst als Praktikantin kennenlernen durfte, schreibe ich nun als Redakteurin über alles, was Mamas beschäftigt: Von praktischen Ratgeber-Texten über aktuelle Trends bis hin zu wichtigen Recht- und Finanzthemen.

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