Sehvermögen beim Säugling: Ab wann können Babys sehen?

Ab wann können Baby sehen wie wir? Das fragen sich viele Eltern nach der Geburt. Schließlich möchte man doch wissen, wann der kleine Schatz Mama und Papa gut erkennen kann. Dass die visuellen Fähigkeiten sich nach der Geburt noch weiterentwickeln müssen, wissen die meisten. Dann hört es aber oft schon auf mit dem fundierten Wissen zur Frage, ab wann Babys sehen können.

Expertinneninterview: Ab wann können Babys sehen – und wie sehen sie?

Wir haben uns deswegen eine Expertin geschnappt, die uns alle Fragen zur Sehfähigkeit deines Kindes beantworten kann. Julia Schwarz ist nicht nur selbst Mama, sondern auch Augenoptikermeisterin. Sie hat gerade ihr eigenes Unternehmen, „Julies Babyticker”, gegründet, bei dem sich alles um die visuelle Wahrnehmung von Babys dreht.

Wenn du dich also fragst, wie Babys sehen und ab wann Babys „richtig” sehen können, dann lies unbedingt weiter.

1. Ab wann können Babys scharf sehen?

„Gleich nach der Geburt sehen die Babys noch unscharf, da ihre Sehschärfe noch nicht komplett ausgebildet ist. Sie können nur in einem Bereich von ca. 25 cm scharf sehen. Ab dem dritten Lebensmonat entwickelt sich auch das räumliche Sehen, weil sie ihre Augen koordinieren können.”

2. Ab wann können Babys Farben sehen?

„Farblich sehen Babys am Anfang alles in schwarz, weiß und grau. Doch schon etwa eine Woche nach der Geburt kommen weitere Farben hinzu, die sie abgeschwächt wahrnehmen können. Ab dem zweiten Monat zeigen Babys vor allem an den Primärfarben Rot, Grün und Blau starkes Interesse.”

3. Welche Farben mögen Babys am liebsten?

„Viele Eltern wissen gar nicht, dass Babys am liebsten Rottöne oder kontrastreiche und leuchtende Farben mögen. Heutzutage sind leider Pastelltöne auch bei Babyspielzeug modern. Die sehen natürlich sehr schön aus, Babys interessieren sie bei ihren ersten Sehversuchen aber wenig.”

4. Wie können Eltern die Entwicklung der visuellen Fähigkeiten ihres Babys unterstützen?

„Bei gesunden Augen entwickelt sich das Sehen von Babys auch ohne Hilfsmittel. Falls Eltern ihr Baby dabei unterstützen möchten, ist es wichtig, dass sie es nicht überfordern. Das könnte z.B. durch Reizüberflutung passieren.

Wieder etwas, was viele Eltern falsch einschätzen: Mobiles sind am Anfang nicht geeignet, um die Sehfähigkeit des Babys zu unterstützen. Da die Augenmuskeln der ganz Kleinen noch nicht komplett ausgebildet sind, ist es für sie einfacher, sich auf ein unbewegliches Bild zu konzentrieren, anstatt auf ein bewegliches Mobile.”

Mit unbeweglichen Bildern oder Gegenständen, können Kinder üben, sich so viele Details wie möglich zu merken. Das fördert ihre visuelle Wahrnehmung. Je länger sie den Gegenstand anschauen, umso interessierter oder neugieriger sind sie. Ein Mobile ist für Babys später zur Ablenkung nützlich, aber nicht in den ersten Monaten und auch nicht zu oft oder zu laut.”

5. Was ist ein typischer Irrglaube von Eltern, wenn es um die Sehfähigkeiten des Babys geht?

„Dazu fällt mir direkt das sogenannte Babyschielen ein. Viele Babys können ihre Augen unter drei Monaten noch nicht immer synchron bewegen. Die Augen sind noch im Training. Und wenn das Kind müde oder gerade aufgewacht ist, gelingt der richtige Blick nicht immer. Die zusätzlichen Hautfalten an den Augenwinkeln (Lidfalten) tragen zum Eindruck des Schielens bei, die bilden sich aber in den nächsten Monaten zurück.

Nach einem halben Jahr sollten die Augenmuskeln soweit trainiert sein, dass die Augen sich synchron bewegen können. Passiert das nicht, so kann es sein, dass ein Baby doch einen Sehfehler hat, was ein Augenarzt oder eine Augenärztin überprüfen sollte.”

6. Was könnte der visuellen Entwicklung von Kindern eher schaden?

„Reizüberflutung durch zu helles Licht, zu grelle Farben oder zu schnelle Bewegungen (z.B. beim Fernseher) kann schädlich sein. Das gilt nicht nur für den Sehsinn, sondern auch für alle anderen Sinne, da ein Baby nach der Geburt Zeit braucht, um alle seine neuen Empfindungen in Ruhe kennenzulernen. Wenn man versucht, es ständig zum Weiterspielen zu animieren, kann man das Baby überfordern.”

7. Woran erkenne ich, dass die Augen meines Kindes überreizt sind?

Da ein neugeborenes Baby die Augen noch nicht reiben kann, erkennt man es meistens an diesen Anzeichen:

  • Es dreht den Kopf weg
  • Quengelt, wirkt müde
  • Schläft unerwartet ein
  • tritt mit den Füßen, ballt die Fäuste
  • Weint”

8. Welchen Einfluss haben Fernseher, Smartphone und Co. auf die Sehfähigkeit von Babys und Kleinkindern?

„Ich glaube heutzutage wissen alle Eltern, dass Fernseher und Handys sehr schlecht für die Kleinen sind, sie können überfordern oder verängstigen. Außerdem beanspruchen die digitalen Endgeräte viel Zeit, die dann für Dinge wie Spielen und ausreichend Bewegung fehlt. Wichtig für die Babyaugen ist, so viel Zeit wie möglich im Tageslicht zu verbringen. Das kann Kurzsichtigkeit vorbeugen.”

9. Ab wie viel Jahren kann mein Kind eine Brille tragen und ab wann ist das sinnvoll?

„Trägt in der Familie jemand eine Brille, sollten die Eltern die Sehleistung von ihrem Baby schon ab einem halben Jahr überprüfen. Augenärzt*innen sind in der Lage mit entsprechenden Sehtests schmerzfrei und spielerisch das Sehvermögen des Kindes zu testen. Sieht das Baby schlecht, kann eine Brille oder ein Augenpflaster in den meisten Fällen schon weiterhelfen. Da es viele unterschiedliche Fehlsichtigkeiten gibt, entscheiden Augenärzt*innen, ab wann und welche Augenkorrektur sinnvoll ist.”

10. In welchen Situationen kann ich mir optische Reize zu Nutze machen?

„Es gib es sehr viele Situationen! Zum Beispiel:

  • bei Kopfverformungen hat ein Baby meistens eine Lieblingsseite und soll den Kopf mehr in die andere Richtung drehen. Dafür eignen sich zum Beispiel die von mir entwickelten Julies Babysticker. Die Aufkleber können Eltern auf die entgegengesetzte Seite im Kinderwagen kleben, um ihr Baby für die andere Seite zu begeistern.
  • Über optische Reize können Eltern ihr Baby zum Krabbeln animieren, indem man ein Spielzeug außerhalb der Reichweite platziert. Kinder sind neugierig und werden sich anstrengen, um das Spielzeug zu erreichen.
  • Die Bauchlage ist für Babys eine ganz tolle Position, bei der sie nicht nur ihre Muskeln stärken, sondern auch ihr Umfeld ganz anders betrachten können. Das Köpfchen sollte dabei am besten angehoben sein. Das erreicht man mit einem bunten Spielzeug auf Höhe des angehobenen Köpfchens.”

Vielen Dank, liebe Julia, dass du dein Expertenwissen mit uns geteilt und uns unsere Fragen beantwortet hast! Ihr seid neugierig auf Julia und ihre Babysticker geworden? Dann besucht gerne ihren Online-Shop unter juliesbabysticker.de >>>

Julia Schwarz

Julia Schwarz. Foto: Privat

Julia Schwarz ist Augenoptikermeisterin und Mama von zwei Kindern. In den letzten 11 Jahre war sie in einer Augenklinik tätig und vor zwei Jahren hat sie die Marke „Julies Babysticker” gegründet. Dabei handelt es sich um gemeinsam mit Augenärzt*innen entwickelte Aufkleber aus hochwertiger Acetatseide, die die visuelle Wahrnehmung von Babys fördern und sie unterwegs unterhalten.

Ab wann können Babys sehen: Unser Fazit

Hättest du gedacht, dass Pastellfarben nicht dazu geeignet sind, um die Sehfähigkeiten deines Kindes zu fördern? Vielleicht lohnt es sich, dass eine oder andere Spielzeug auszutauschen und mit visuellen Reizen in kräftigen Farben zu ersetzen. Außerdem ist es überraschend, dass die hübschen Mobiles, die über vielen Babybettchen hängen, in den ersten Monaten zu viel für deinen Schatz sein könnten. Auch hier gilt offenbar: Weniger ist mehr!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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