Plötzlich alleinerziehend: „Warum Rückhalt im Job so wichtig ist.”

Janina war noch sehr jung, als sie plötzlich mit ihrem kleinen Sohn alleine dastand. Die Trennung vom Kindsvater kam unerwartet und stellte ihr Leben komplett auf den Kopf. Zwischen finanziellen Sorgen, Wohnungssuche und emotionaler Überforderung musste sie von einem Tag auf den anderen funktionieren – für sich und vor allem für ihr Kind. In dieser schweren Zeit erlebte aber auch, wie viel es ausmacht, wenn der Arbeitgeber Rückhalt gibt.

„2016 stand ich plötzlich alleine da – mit meinem einjährigen Sohn.

Alleinerziehend, von heute auf morgen.

Eine Situation, mit der ich nie gerechnet hatte – und die mir den Boden unter den Füßen wegzog. Neue Wohnung, ein neuer Kitaplatz, die eigenen Emotionen und die meines Kindes auffangen – und gleichzeitig im Job weiterhin ‚funktionieren‘.

Die Trennung war eine notwendige Konsequenz, aber auch ein riesiger Schock. Wir waren sehr jung, finanziell war es schwierig. Der Kindsvater versuchte mit Aushilfsjobs Geld in die Familienkasse zu bringen, aber das wurde uns zum Verhängnis. Er fing in seinem Job etwas mit einer Kollegin an. Ich erfuhr es durch Zufall – eine Nachricht von ihr auf seinem Handy, es ging um ein Hotelzimmer.

Mir war sofort klar, was hier los war.

Mir wurde schlecht und meine ganze Welt brach von heute auf morgen zusammen. Gleichzeitig war mir klar, es gibt keinen weiteren Weg mehr zusammen als Familie.

Ich habe mich stark zusammengerissen für meinen Sohn. Er sollte nicht merken, dass da zwischen Mama und Papa etwas im Argen ist. Ich machte mich auf die Suche nach einer Wohnung für uns. Aber Alleinerziehende werden nicht gerne als Mieterinnen genommen.

Es war hart.

Ich musste viele Wohnungen besichtigen. Schließlich bastelte ich eine Art Bewerbungsmappe von mir und meinem Sohn – und tatsächlich gab es einen Makler, der das Herz am rechten Fleck hatte und mir das Vorrecht auf eine Wohnung gab.

Besonders schwer war, dass ich familiär so gut wie keine Unterstützung und noch viel weniger Mitgefühl hatte. Ich war abends allein mit meinen Emotionen und weinte leise in mein Kissen, wenn mein Sohn schlief.

Und trotzdem musste ich funktionieren.

Als junge Frau am Anfang meiner Karriere fühlte sich das wie ein doppeltes Handicap an.

Was mich in dieser Zeit am meisten belastete, waren die Angst, meinem Sohn nicht mehr gerecht zu werden, finanzielle Sorgen und das Alleinsein. Dazu kam das Loslassen meiner Idealvorstellung vom Familienkonzept. Dass ich es nicht geschafft habe, meinem Sohn eine stabile Familie zu erhalten. Versagensängste, Zweifel.

Janina machte sich damals auch viele Sorgen um ihren Sohn.

Janina machte sich damals auch viele Sorgen um ihren Sohn. Foto: Privat

Gleichzeitig habe ich aber auch erfahren, wie viel es ausmacht, wenn Menschen einem beistehen. Eine enge Freundin und Kollegin hat uns für ein paar Wochen bei sich aufgenommen.

Und meine Chefin war für mich da.

Ich erinnere mich gut: Ich bat um ein Gespräch und wusste erst nicht genau, wie ich es ihr sagen sollte. Dann liefen die Tränen – auch bei ihr. Sie tröstete mich, fluchte mit mir und sprach mir Mut zu. Sie versprach mir totale Verschwiegenheit und Rückendeckung.

Sollte ich Zeit für Wohnungsbesichtigungen oder auch nur zum Trauern brauchen, dann sollte ich sie mir nehmen. Sollte ich anders Hilfe brauchen, sollte ich mich melden. Dieses Verständnis, ihre Unterstützung hat mir so viel Licht und Mut gegeben.

Und ich habe etwas erlebt, das alles veränderte: Dieses Gefühl von Vertrauen und psychologischer Sicherheit am Arbeitsplatz. Wirklich gute Führung zeigt sich nicht in KPIs, sondern in genau solchen Momenten.

Finanziell war es trotzdem schwierig.

Zumal es lange dauerte, bis das Thema Unterhalt geregelt war. Ich bin ehrlich: Es gab Phasen, da war der Kühlschrank sehr leer. Und es kam auch der Moment, in dem ich einen kleinen Kredit aufnehmen musste, um überhaupt flexibel und flüssig sein zu können. Es war hart, aber es besserte sich mit der Zeit.

Natürlich gab es auch Reaktionen von außen, die verletzten. Ich bin selbst ein Scheidungskind und die Reaktion meiner Familie hätte weitaus herzlicher und mitfühlender ausfallen können. Es fielen Kommentare wie: ‚Zu einer Trennung gehören immer zwei, und du wirst da sicher auch einen Teil dazu beigetragen haben.‘

Umso schöner war es, wenn Freunde und Kolleg:innen Verständnis zeigten und mich auffingen.

Oh, es gab genug Momente, in denen ich traurig und verbittert war und am liebsten alles hingeschmissen hätte. Aber da war ja dieser kleine, wunderbare Mensch, der mir abends beim Zubettgehen über den Arm streichelte oder dessen Augen strahlten, wenn ich ihn von der Kita abholte. Aufgeben war keine Option.

Mein Sohn war immer mein Antrieb. Er hat mich nach einem anstrengenden Tag wieder zum Lächeln gebracht, er hat mir gezeigt, dass wir auch mit kleinen Dingen glücklich sein konnten.

Ohne ihn hätte ich vielleicht zwischendurch aufgegeben.

Heute weiß ich: Ich kann alles schaffen, wenn ich will. Der Weg mag nicht der schnellste und einfachste sein, aber was habe ich da in den ersten Jahren durchgehalten und geleistet.

Als Kind und junge Erwachsene war ich immer sehr schüchtern und zurückhaltend, ich wollte nicht stören oder negativ auffallen. Heute kann ich viel besser für mich – und mein Kind – einstehen.”


Liebe Janina, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Wenn ihr mehr über Janina erfahren wollt, folgt ihr gerne bei Linkedin: Janina Keller

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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