Alleinerziehend mit Bürgergeld: „Ich habe für Windeln und Babybrei gehungert.”

„Ich bin alleinerziehende Mama von zwei Kindern und lebe aktuell von Bürgergeld, bei mir ist es krankheitsbedingt. Und ehrlich? Wie Leute darauf kommen, mit Bürgergeld besser leben zu können, als wenn sie arbeiten, ist mir absolut unerklärlich. Das müssen echt katastrophale Jobs sein, wenn das Bisschen, was man mit Bürgergeld bekommt, tatsächlich besser sein soll.

Und nein, ich trinke oder rauche nicht. Ich versuche einfach nur, meinen zwei Kindern ein relativ normales Leben zu geben. Dafür muss ich aber viele Entscheidungen treffen, die aufgrund meiner finanziellen Möglichkeiten sehr begrenzt sind.

Ihr glaubt, es ist toll, die Miete gezahlt zu bekommen?

Dann solltet ihr euch mal die Obergrenze anschauen. Ich wohne mit meinen zwei Kindern auf 40 qm, weil das das Einzige ist, was gerade noch so an der Grenze lag. Die Fenster sind undicht, keine richtige Heizung, die ganze Küche war verschimmelt… Aber findet mal eine Wohnung, die dem Amt nicht zu teuer ist, bei der der Vermieter zustimmt, euch als allgemein angesehenen Abschaum zu akzeptieren und die dann auch noch angemessen ist.

Wenn man schauen muss, wie man die letzte Woche mit nur 5 Euro überbrücken kann, es einem nie unterwegs möglich ist, kurz Essen oder Trinken zu kaufen, wenn man seine Kinder nie mit ins Schwimmbad schicken kann, wenn andere gehen, alles mögliche Second Hand gekauft werden muss und die Wohnung aus unterschiedlichsten Möbeln und Geschirr besteht. Wenn das auf eure Situation nicht zutrifft, dann habt ihr es definitiv besser als jemand, der mit Bürgergeld über die Runden kommen muss.

Obwohl ich das Sparen gut im Griff habe, zwingen die teureren Lebensmittel uns doch immer wieder auf Suppen, Toast oder Cornflakes zurückzugreifen.

Ich habe auch schon die Milch mit Wasser verdünnt, um Geld zu sparen. Ich habe gehungert, um Windeln und Babybrei zu kaufen. Es bedarf viel Planung und Übung, mal kurz mit Freundinnen was trinken gehen. Selbst wenn man nur das eine T-Shirt im H&M kaufen möchte, weil es im Angebot ist, muss man sich das gut überlegen. Jeder Kauf hat Auswirkungen, es zählt jeder Cent.

Die Leute die RTL schauen und glauben, was man da sieht ist Standard, die haben keine Ahnung. Es geht nicht darum, dass ich mich darüber beschwere, dass ich keinen Luxusurlaub machen kann, sondern darum, dass meine Kinder immer ausgegrenzt sind. Sie können keine sozialen Kontakte knüpfen, weil wir kein Geld haben. Das Geld muss zum Leben reichen, für Freizeitaktivitäten ist es meistens zu knapp.

Wenn ich dann höre, dass das Bürgergeld zu hoch ist, werde ich wütend.

Ihr wisst nicht, wie es ist, jedes Mal einen Ar*chtritt zu bekommen, wenn man zusammengebrochen ist und dadurch eine Frist verpasst hat. Wenn einem dann auch noch DAS MINIMUM ZUM LEBEN sanktioniert wird, weil man ein Blatt Papier vergessen hat oder ein Schreiben nicht rechtzeitig ankam. Ich weiß, was Armut ist.”


Liebe Sarah, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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