Trennung oder nicht: Sollen wir für die Kinder zusammenbleiben?

Zusammenbleiben für die Kinder…. das hat wohl noch nie so richtig gut funktioniert. Trotzdem gibt es viele Paare, die sich genau das fragen: Unsere Beziehung ist am Ende; ist eine Trennung okay, obwohl wir Kinder haben?

Die Antwort darauf lautet ganz eindeutig: JA! Leichtfertig sollte man diesen Schritt trotzdem nie machen. Hat man Kinder zusammen, hat man eine gemeinsame Verantwortung, die das ganze Leben bestehen bleibt.

Versuchen, die Beziehung zu retten

Darum sollten gerade Eltern vor einer Trennung alle anderen Möglichkeiten ausprobieren. Von Beratung über Gespräche bis hin zur Paar-Therapie – es gibt viele Optionen, um für eine Beziehung zu kämpfen. Am Ende könnte eine erneuerte, vielleicht sogar bessere Beziehung stehen und das hätte einen sehr guten Lerneffekt. Nicht nur für die Erwachsenen, sondern auch für die Kinder.

Scheitern diese Versuche aber und die gemeinsame Zukunft ist absolut nicht mehr zu retten, dann ist es wohl besser, sich vernünftig und in Ruhe zu trennen. Auch für die Kinder, die schließlich die Eltern als Vorbilder haben.

Streit belastet Kinder oft mehr als Trennung

Wenn sich Eltern nur streiten, schaffen sie dadurch eine Atmosphäre, die auch für die Kinder belastend ist. Sätze wie „Wir streiten nie vor den Kindern“ oder „Die bekommen den Großteil ja gar nicht mit“ sind keine gute Rechtfertigung und entsprechen schlicht nicht der Wahrheit. Kinder haben feine Antennen und merken Spannungen und emotionale Situationen sehr deutlich.

Dauernder Streit nimmt Kinder mit und kann sie prägen. Foto: Bigstock

Sie lernen daraus, dass Beziehungen nicht glücklich machen, Streit normal ist und das wird sie mehr prägen und mehr Einfluss auf ihr zukünftiges Leben haben als ein klarer Schnitt.

Der tut zwar ebenfalls weh, allerdings wird er grundsätzlich besser verkraftet als das ständige Hin und Her von Eltern, die nicht mehr miteinander können, meinen Psychologen: „Die Trennung ist für alle Beteiligten eine schwere Lebenskrise und zugleich eine große Chance. Für die Erwachsenen eine Chance auf mehr Lebenszufriedenheit – alleine oder in einer neuen Partnerschaft – und für die Kinder eine Chance auf bessere Entwicklungsbedingungen als in einem Konfliktmilieu“, so Helmuth Figdor, Familienpsychologe und Pädagogik-Professor.

Versuchen, das schlechte Gewissen abzustellen

Die gute Nachricht: Hat man nach einer Trennung ein schlechtes Gewissen dem Kind gegenüber, dann bedeutet das, dass man Verantwortungsgefühl hat, also ein gutes Elternteil ist. Die schlechte Nachricht: Dieses schlechte Gewissen muss man dringend abschalten, so gut es geht.

Denn irgendwann überträgt sich das auch aufs Kind, sagt Psychologe Claus Koch, Autor des Buches „Kindern bei Trennung und Scheidung helfen. Psychologischer und juristischer Rat für Eltern“. Er verweist auf Studien, die besagen, dass „nur“ knapp ein Viertel aller Scheidungskinder später Probleme wie Bindungsängste oder mangelndes Selbstvertrauen entwickeln. Alle anderen „kämen gut weg“, meint er.

So kommen Kinder am besten durch die Situation:

Voraussetzung dafür ist eine Trennung im Guten, ohne Rosenkrieg, ohne Einbeziehen der Kinder, mit regelmäßigem Umgang beider Elternteile, um den Kindern Sicherheit und Stabilität zu vermitteln. Ganz wichtig ist außerdem, wie immer, die Liebe: „Beide Eltern müssen die Kinder bedingungslos lieben, auch wenn sie wieder einnässen oder in der Schule auffällig werden“, so Claus Koch gegenüber lunamag.de.

Ebenso wichtig ist es, darüber zu sprechen, was passiert. So offen wie möglich, aber kindgerecht, rät der Psychologe. Auch vor den Kindern zu weinen ist kein Tabu. Schließlich merken sie selbst, dass Mama und Papa traurig sind.

Und so merken sie auch, wenn es nach einiger Zeit wieder besser wird und der Weg frei ist für neues Glück, neue Leichtigkeit und ein Leben ohne Streit und Negativität zwischen den Eltern.

Rebecca
Schon seit rund einer Dekade jongliere ich, mal mehr, mal weniger erfolgreich, das Dasein als Schreiberling und Mama. Diese zwei Pole machen mich aus und haben eines gemeinsam: emotionale Geschichten!

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„Mein Mann bereut zutiefst, dass er Vater geworden ist.“ | Echte Mamas
3 Jahre zuvor

[…] mich angestrengt habe, es half nichts mehr. Er wollte einfach nicht mehr mit mir zusammensein und trennte sich an Neujahr. Ich glaube, er steckt in einer handfesten Sinnkrise oder Midlife-Crisis. Ich wünsche […]

Thomas Hallas
Thomas Hallas
3 Jahre zuvor

Ein guter und nachdenklicher Artikel. Es geht nicht nur um die Kinder. Manchmal ist es sinnvoll in der Beziehung über andere Lebensmodelle nachzudenken. Doch was ich erlebt habe, dass gerade von Fachleuten als Lösung i. d. R. Trennung vorgeschlagen wird. Denn. auch die Berater haben keine anderen Lösungskonzepte erlernt. Gerade für Mütter wird es m. E. besonders leicht gemacht. Da gibt es eine unsichtbare rote Leitschnur die mit dem Attribut „Alleinerziehende“ alle Amtstüren öffnet. Da brauche ich mir keine Sorge zu machen. UVG, Unterhalt und Kinder bleiben bei der Mutter. Steuerecht, Meldewesen alles ist auf Alleinerziehende abgestimmt. Selbst wenn man wollte verhindert die Struktur des System eine alternative Idee… Gerade jetzt is das Dossier der Familienministerin zur Männer.- und Jungenarbeit heraus gekommen. Auf Seite 15. wird ganz klar was man von mir als Mann will. Wörtlich „Einfach mal die Klappe halten“. So ist eine Kommunikation auf Augenhöhe nicht möglich.

Estefania Garosz
Estefania Garosz
4 Jahre zuvor

Eine Trennung mit Kindern ist meiner Meinung nach nie leicht. Vor allem nicht für das Kind. Meiner Erfahrung nach kann eine Beratung oder Therapie helfen, wie Sie auch selbst empfehlen. Wenn die Trennung nicht einvernehmlich ist, ist ebenfalls ein Anwalt hinzuzuziehen eine Option die es abzuwägen gilt.

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Alleinreisende Kinder: So klappt der Flug ohne Mama
4 Jahre zuvor

[…] musste ich in meinen 15 Jahren schon trocknen, es war aber nie etwas Wildes. Meistens sind es Scheidungskinder, die einfach traurig sind, wenn sie von einem Elternteil wieder wegmüssen. Aber mit ein paar […]

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Mythen über alleinerziehende Mamas - Echte Mamas
4 Jahre zuvor

[…] sind schlau, die kapieren so was.“ Auch da können wir Constance Hall nur zustimmen. Kinder haben feine Antennen und merken viel mehr als das, was sie merken sollen. Außerdem beweisen Studien, dass es […]