Toxoplasmose: „Ich hatte solche Angst, was der Parasit meinem Baby antun würde.”

Manchmal genügt ein einziger Satz, um eine ganze Welt ins Wanken zu bringen. Für Luise war es der Moment, in dem ihre Frauenärztin sagte, sie sei mit Toxoplasmose infiziert – einer Krankheit, die ihrem ungeborenen Kind gefährlich werden könnte. Was folgte, war eine Schwangerschaft voller Angst, medizinischer Kontrollen und psychischer Belastungen. Doch am Ende steht eine echte Geschichte, die trotz allem Hoffnung macht.

„Im Juni machte ich einen positiven Schwangerschaftstest – wir waren überglücklich. Ende Oktober flogen wir in den Urlaub, und ich war einfach nur dankbar. Ich kann es kaum in Worte fassen: Ich bin glücklich verheiratet, habe eine wundervolle Familie – und jetzt würden wir unsere eigene kleine Familie gründen.

Meine Schwangerschaft verlief soweit normal.

Abgesehen von der täglichen Übelkeit war alles so, wie es sein sollte. Nach dem Urlaub ging ich wie gewohnt zur Kontrolle bei meiner Frauenärztin. Die MFA sprach mich auf einen Toxoplasmose-Antikörpertest an, den man selbst bezahlen müsse. Ich stimmte zu – und dachte danach nicht weiter darüber nach.

Am 03.11. rief mich meine Ärztin plötzlich an und bat mich, noch am selben Tag in die Praxis zu kommen. Ich setzte mich ins Wartezimmer. Nach und nach war ich die Einzige, die noch da saß. Irgendwann bemerkte ich, dass die Praxistür abgeschlossen wurde. Dann rief mich die Ärztin ins Besprechungszimmer – auch die MFA setzte sich dazu. Es wurde ganz still.

Ich wusste sofort: Irgendetwas stimmt nicht.

Meine Frauenärztin teilte mir mit schwerem Herzen mit, dass ich aktuell mit Toxoplasmose infiziert bin – und dass sich der Parasit auf das Kind übertragen könnte. Ich wusste überhaupt nicht, was das ist. Seit über 16 Jahren ist sie Ärztin, aber so etwas hatte sie noch nie erlebt. Ich fing sofort an zu weinen – meine Ärztin und die MFA ebenfalls. Sie umarmten mich fest und sagten mir, dass wir das gemeinsam schaffen.

Noch am selben Tag stellte meine Ärztin einen Medikamentenplan auf: zwölf Tabletten täglich, wöchentliche Blutabnahmen und jede Woche ein Termin in der Pränataldiagnostik. Meinen Mann rief sie direkt selbst an – er holte mich ab, denn ich war nicht mehr in der Lage, Auto zu fahren.

Vier Monate lang nahm ich diese Medikamente.

Ich hatte fast täglich Panikattacken, Erbrechen und diese ständige Angst um mein Kind. Meine Lymphknoten waren geschwollen, meine Arme zerstochen von den Blutabnahmen – sie sahen aus, als hätte mich ein Schwarm Mücken erwischt.

Jedes Mal, wenn mein Baby sich bewegte, musste ich weinen. Ich hatte das Gefühl, sie kämpft mit dem Parasiten – so winzig und schon so stark.

In der Pränataldiagnostik rieten mir die Ärzte zu einer Fruchtwasseruntersuchung, aber ich lehnte ab. Ich wollte uns beiden diesen Stress nicht zumuten. Außerdem hätte man auch dann nicht mit Sicherheit sagen können, ob sich das Baby infiziert hatte – Klarheit würde es erst bei der Geburt geben.

Die Unsicherheit war schwer zu ertragen.

Es bestand das Risiko, dass mein Baby blind auf die Welt kommt oder später an epileptischen Anfällen leidet. Ich hatte keine Kraft mehr für eine normale Geburt – also entschied ich mich für einen geplanten Kaiserschnitt.

Die Geburt verlief zum Glück komplikationslos. Die Ärztinnen und das ganze Team waren wundervoll. Und als ich meine Tochter endlich in den Armen hielt, war ich der glücklichste Mensch auf Erden.

Natürlich wurde ihr Blut sofort untersucht und ins Speziallabor geschickt.

Ich selbst war weiterhin positiv – aber mein Baby hatte nichts vom Parasiten abbekommen. Ich war einfach nur dankbar. Unendlich dankbar.

Heute ist meine Tochter 16 Monate alt und ein richtiger kleiner Wirbelwind. Noch immer fällt es mir schwer, über das alles zu sprechen. Aber ich weiß: Alles, was ich durchgemacht habe, war es wert – wegen dieses kleinen Wunders.

Zum Glück geht es Luises Tochter heute gut.

Zum Glück geht es Luises Tochter heute gut. Foto: Privat

Wo ich mir den Parasiten eingefangen habe, konnte nie geklärt werden.

Die Infektion wird häufig über Katzen übertragen – aber wir haben keine Katze. Auch unsere Familie und Freunde nicht. Im Nachhinein denke ich, dass vielleicht im Urlaub etwas nicht richtig gewaschen war – aber das bleibt eine Vermutung.”


Liebe Luise (Name von der Redaktion geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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