Hallo Sonntagabend-Blues, da bist du ja schon wieder!

Immer wieder sonntags… sitze ich abends auf dem Sofa und wundere mich, dass das Wochenende schon wieder vorbei ist. Das war es jetzt schon? Diese zwei Tage, auf die ich mich so gefreut hatte – um ehrlich zu sein, ganze fünf Tage lang?

Diese zwei Tage, die meine kleine Familie und ich am liebsten ganz ohne Termine belassen. Damit wir ganz viel Zeit für uns haben. Für uns drei – und jeder einzelne auch ganz für sich. Denn ich liebe meinen Job, noch viel mehr liebe ich meinen Freund und unsere Tochter, meine Freundinnen liebe ich auch, ein ganz bisschen (hass)liebe ich sogar meinen Sportkurs, die Hausarbeit dagegen akzeptiere ich höchstens – aber das alles innerhalb von 24 Stunden unter einen Hut zu bekommen, das artet regelmäßig in Stress aus.

Meine Freundinnen und ich stellen immer wieder fest, dass es wohl offiziell zum Erwachsenwerden gehört, ständig aufs Wochenende hinzuleben. Dabei lachen wir. Ehrlich lustig findet es aber keine von uns, glaube ich. Warum das so ist, da muss sich wohl jeder an die eigene Nase fassen. Das ist ein ganz anderes Thema.

Irgendwann ist es dann ja aber soweit und der lang ersehnte Freitagabend ist endlich da. Mein Freund holt unsere Tochter aus der Kita ab, ich kaufe noch Unmengen an Leckereien für unser Kuschelwochenende ein.

Und dann ist es endlich soweit, wir sitzen beim Abendbrot und langsam setzt die Entspannung ein. Oder?

Ist unsere Tochter im Bett, räume ich die Einkäufe weg, leere und/oder fülle den Geschirrspüler, überlege schon einmal, wann wir am besten welche Wäsche waschen und ob ich Sonntag mal wieder die Küche gründlicher putzen müsste. Ach ja, und eigentlich könnte mein Freund ja endlich mal den neuen Spiegelschrank im Bad montieren, unter der Woche kommt er immer zu spät nach Hause. Wir besprechen, ob wir etwas Größeres unternehmen wollen am Wochenende oder ob wir einfach auf den Spielplatz gegenüber gehen. Hat die Eisdiele schon wieder geöffnet und wenn wir schwimmen gehen, sollen wir dann auch der Lieblingstante Bescheid geben, ob sie mit will?

Ja, es ist Wochenende… aber die Wäsche macht sich ja nun auch nicht von allein, oder!? Foto: Bigstock

Man merkt es schon: Der Alltagsstress hat am Freitagabend vielleicht ein Ende. Aber im Kopf beginnt bei mir schon fast ein ganz anderer. Ich erinnere mich noch an mein jüngeres Ich, dass den Freitagabend als besten Zeitpunkt der Woche huldigte: Mehr als zwei ganze Tage lagen vor mir, um zu feiern und zu schlafen. (Mein Gott, wie lange ist das denn nur her?)

Fakt ist aber: Wir schaffen am Ende kaum etwas von unseren großen Plänen. Und das ist gut so. Denn am Samstagmorgen, wenn wir nicht vom Wecker, sondern vom Kitzeln unserer Tochter geweckt werden, dann legt sich ein Schalter um. Gemächlich mache ich das Frühstück, während meine Lieben schon mal ein Buch lesen oder puzzeln. Räumen wir den Frühstückstisch schließlich gemeinsam wieder ab, ist es oft schon später Vormittag. Dann kuscheln und spielen wir. Alle zusammen oder „Mama“ und „Papa“ wechseln sich ab, damit jeder in Ruhe mal ein paar Dinge erledigen kann, die von Montag bis Freitag zu kurz kommen. Dann ist es plötzlich zu spät für einen großen Ausflug und kurz will bei mir schon wieder die Hektik ausbrechen: Warum nur schaffen wir es nicht, wie ALLE anderen am Wochenende megatolle Sachen zu machen, die MAN als Familie eben so macht?

Radtouren, Picknick, Baumhäuser bauen – machen alle anderen so viel coolere Sachen als wir? Foto: Bigstock

Aber halt – ist das nicht völlig egal? Am Samstag und Sonntag, da zählen nur wir. Wir drei geben den Rhythmus an. Und der ist eben… langsam. Traumhaft gemächlich. Mal trägt er uns an die Ostsee, oft aber eben auch nur in den Park am Kanal zwei Straßen weiter. So what!? Hauptsache, wir haben Spaß – und uns.

Wir tanken Liebe und Ruhe, um den hektischen Alltag gut zu überstehen. Wir atmen durch und haben Zeit, uns gegenseitig wirklich zuzuhören.

Sonntag nachmittag allerdings, da spüre ich, wie der Takt schon wieder etwas rascher wird. Die Stunden vergehen auf einmal deutlich schneller, kann denn das sein? Um fünf sollten wir unsere Tochter baden, um sechs essen, damit sie pünktlich im Bett liegt. Schließlich muss sie morgen wieder früh raus. Danach packe ich schon mal meine Siebensachen für den Arbeitstag zusammen und versuche, zumindest noch ein Stündchen auf dem Sofa zu liegen.

Und dann spüre ich, dass sie schon leise an die Tür klopft, meine neue Woche. Mit all ihren Terminen und viel zu kurzen Nachmittagen nach Kita und Arbeit: „Laura, ich bin bereit – kommst du?“ „Nein!“, möchte ich am liebsten brüllen, „Noch nicht!“

Er hat mich, der Sonntagabend-Blues.

Er macht mich träge, selbstmitleidig und lässt mich zweifeln, ob wir das Wochenende denn überhaupt richtig genutzt haben. Da ginge sicher noch mehr, darf ich bitte, bitte, ausnahmsweise noch einmal zurückspulen auf Samstag morgen? Zurück zu diesem Gefühl, das ein ganzer Tag ohne „Müssen“ vor uns liegt? Diesmal genieße ich die Zeit noch ein bisschen mehr, versprochen!

Und dann klingelt am Montagmorgen mein Wecker. Ich öffne die Augen und überlege, was mir der Tag bringen wird. Ich bin mit meiner Lieblingskollegin zum Mittag verabredet. Durchs Fenster scheint tatsächlich die Sonne herein und ich könnte nachmittags mit meiner Tochter in den Stadtpark fahren. Abends wollen mein Freund und ich uns eine Pizza bestellen.

Und da merke ich: Könnte alles schöner sein, nämlich ganz ohne Zeitdruck. Vor allem merke ich aber: Könnte doch auch alles sehr viel schlimmer sein!

Also, komm schon Montag, altes Haus. Ich bin bereit.

Laura Dieckmann
Als waschechte Hamburgerin lebe ich mit meiner Familie in der schönsten Stadt der Welt – Umzug ausgeschlossen! Bevor das Schicksal mich zu Echte Mamas gebracht hat, habe ich in verschiedenen Zeitschriften-Verlagen gearbeitet. Seit 2015 bin ich Mama einer wundervollen Tochter.

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