„Meine Ärztin wollte, dass ich in der Schwangerschaft abnehme.”

„Ich bin gerade schwanger mit unserem zweiten Kind und möchte von meiner Erfahrung bei einer Ärztin, die Pränataldiagnostik macht, erzählen. Die Begegnung mit dieser Frau beschäftigt mich schon tagelang. Und eigentlich ist Stress in der Schwangerschaft nicht gut!

Im Voraus möchte ich sagen, dass ich an PCO leide (Anm. d. Red.: Das Polycystische Ovarialsyndrom ist eine Hormonstörung, die häufig mit Übergewicht einhergeht). Zum Glück habe ich bereits einen gesunden Sohn auf die Welt gebracht. Ein echt tolles, schlankes Kind. Ich habe nach seiner Geburt extrem zugenommen und bin die Kilos nicht losgeworden.

Abzunehmen ist manchmal tatsächlich schwerer, als man glaubt.

Klar, denkt jetzt manch einer ‚Iss weniger, hab‘ Disziplin, mach Sport und heul‘ nicht.‘ Aber für den einen ist das leichter und für den anderen schwerer, besonders mit PCO. Nun ja, jetzt war ich bei dieser Ärztin, die schauen sollte, ob mein ungeborenes Kind soweit gesund ist. Aber sobald sie den Raum betreten hatte, hat sie mich nur auf mein Gewicht reduziert. Es ging ihr dabei nicht um mein Aussehen. Nein, sie belehrte mich, dass es nicht gesund sei, wie ich leben würde. Ohne zu wissen, wie mein Leben aussieht.

Sie fügte hinzu, dass es falsch sei, was ich mit meinem Gewicht meinen Kindern vorleben würde. Dann haute sie auch direkt Anweisungen raus: Ich soll auf Kohlenhydrate verzichten, keine süßen Getränke trinken und vieles mehr. Sie machte mich richtig fertig. Dabei weiß sie doch gar nicht, wie ich lebe, was ich esse. Sie hat mich gar nicht zu Wort kommen lassen. Ich hätte ihr erzählt, dass ich seit der Schwangerschaft nur Dinkel- und Vollkornprodukte esse und nur Wasser trinke.

Aber ich durfte nichts erzählen, sondern musste ihr zuhören und die Vorwürfe über mich ergehen lassen.

Was mich besonders ärgert ist, dass sie mir weiß machen wollte, dass ich in der Schwangerschaft abnehmen und auf Kohlenhydrate verzichten soll. Ich hoffe, jeder Mensch weiß, dass das gefährlich für das ungeborene Kind ist. Durch eine Diät in der Schwangerschaft riskiert man einen Nährstoffmangel des Babys. Auf Kohlenhydrate sollte keine Schwangere verzichten, um die gesunde Entwicklung des Kindes nicht zu gefährden. Sowas von einer Ärztin zu hören, schockiert mich sehr. Ich bin selber Krankenschwester und finde es unmöglich, wie diese Ärztin mit ihren Patientinnen umgeht.

Im Nachhinein habe ich mir ihre Google-Rezensionen durchgelesen und ich bin nicht die einzige, mit der sie so umgegangen ist. Ich kann nur hoffen, dass keine der anderen Frauen danach tatsächlich anfängt, abzunehmen und auf Kohlenhydrate zu verzichten. Die Sorge beschäftigt mich so sehr, dass ich beschlossen habe, bei Echte Mamas noch mal von der Situation zu erzählen und aufzuklären. Ich möchte verhindern, dass übergewichtige Frauen, die schwanger sind, von ihrem Umfeld so verunsichert werden.

Selbstverständlich ist eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft wichtig.

Aber bitte kommt nicht auf die Idee, in der Schwangerschaft radikal abzunehmen. Und wenn ihr mehr als die optimalen 11 bis 16 Kilo zunehmt, lasst euch nichts sagen, so lange es euch und dem Baby gut geht! Schließlich sollte das die Hauptsache sein. Ich habe in der Schwangerschaft 30 Kilo zugenommen und hatte Diabetes. Trotzdem ist mein Sohn gesund und normal auf die Welt gekommen mit 3200g. Jetzt, mit seinen drei Jahren, ist er immer noch ein schlankes Kind, das sich gesund ernährt. Und das obwohl er eine übergewichtige Mutter hat.

Ich habe meinen Mann, der mich tröstet, meine Familie und Freunde. Aber es gibt bestimmt Frauen, die eine solche Erfahrung machen und es für sich behalten und nicht wissen, wie man damit umgeht. Ich finde es wichtig, solchen Frauen zu zeigen: Ihr seid nicht alleine. Ich wollte diese Erfahrung einfach nur mal loswerden und denke, das ist ein Thema, was bestimmt viele beschäftigt.”


Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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