Missed Abortion: Was ist eine verhaltene Fehlgeburt?

Es ist der Moment, vor dem sich wohl jede Schwangere fürchtet. Du gehst zur Vorsorgeuntersuchung, freust dich darauf, dein Baby endlich wieder auf dem Ultraschall zu sehen, und dann kommt der Satz, der alles verändert: „Ich sehe keinen Herzschlag mehr.“ Dabei hast du dich eigentlich gut gefühlt und keinerlei Anzeichen bemerkt. Das ist leider gar nicht so selten und nennt sich missed abortion oder auch verhaltene Fehlgeburt. Was das ist, wie man es feststellt und wie es nach der Diagnose weitergeht:

1. Was ist eine missed abortion?

Eine missed abortion wird auch als verhaltene Fehlgeburt bezeichnet. Das bedeutet, dass es keine Anzeichen für eine Fehlgeburt gibt. Im Gegensatz zu einer „normalen“ Fehlgeburt hat die Schwangere also keine Schmerzen und auch keine Blutungen. In manchen Fällen gehen aber die typischen Schwangerschaftssymptome wie Übelkeit oder Spannen der Brust zurück.

Das liegt daran, dass der Embryo zwar nicht mehr lebt, aber trotzdem in der Gebärmutter bleibt. In den meisten Fällen stellt der Frauenarzt erst beim nächsten Kontrolltermin per Ultraschall fest, dass das Herz des Embryos nicht mehr schlägt.

2. Wie wird eine verhaltene Fehlgeburt festgestellt?

Wie schon geschrieben, bemerkt die Schwangere selbst von der verhaltenen Fehlgeburt in den meisten Fällen nichts. Deshalb fällt oft erst beim Ultraschall auf, dass der Embryo im Bauch nicht mehr lebt. Der Arzt sieht dann keinen Herzschlag mehr oder stellt fest, dass zwar die Fruchthöhle weitergewachsen ist, der Embryo selbst aber nicht.

Er wird dann den hCG-Wert im Blut der Schwangeren messen, der in der Schwangerschaft normalerweise ansteigt, aber sinkt, wenn der Embryo nicht mehr lebt. Nach der Diagnose empfiehlt es sich trotzdem, auf jeden Fall eine zweite Meinung einzuholen.

3. Welche Symptome gibt es bei einer missed abortion?

Das Tückische an einer missed abortion ist, dass die typischen Symptome einer normalen Fehlgeburt fehlen – deshalb der Name verhaltene Fehlgeburt. Die Schwangere hat weder Schmerzen noch Blutungen. Trotzdem gehen bei manchen Frauen die körperlichen Begleiterscheinungen der Frühschwangerschaft zurück. Die Übelkeit verschwindet, die Brüste spannen nicht mehr, einige fühlen sich auch nicht mehr schwanger.

Wichtig: Wenn du bemerkst, dass die Schwangerschaftsanzeichen wieder verschwinden, heißt das nicht automatisch, dass es sich um eine missed abortion handelt! Dein Embryo kann sich trotzdem vollkommen normal entwickeln.

4. Wie häufig tritt eine verhaltene Fehlgeburt auf?

Das Risiko einer verhaltenen Fehlgeburt lässt sich nicht genau bestimmen, da es von vielen verschiedenen Faktoren abhängt. Allerdings handelt es sich bei etwa 90% aller Fehlgeburten um eine missed abortion. Das liegt auch daran, dass Fehlgeburten am häufigsten in den ersten Wochen der Schwangerschaft stattfinden. Und zwar oft so früh, dass die Frau noch gar nicht weiß, dass sie schwanger ist. Laut der Kinderwunsch Uniklinik Bonn enden bis zu 50 % aller Schwangerschaften schon bis zur 4. oder 5. Woche.

In den ersten 12 Wochen kommt es bei rund 30 % aller Schwangerschaften zu einem Abort. Deshalb wird diese Zeit oft als besonders kritische Phase angesehen. Das ist auch der Grund, aus dem viele werdende Eltern ihrem Umfeld erst nach Erreichen dieser Grenze von der Schwangerschaft erzählen.

5. Was sind die Ursachen einer missed abortion?

Eine verhaltene Fehlgeburt kann viele verschiedene Ursachen haben. In den allermeisten Fällen leidet der Embryo an einer genetischen Störung der Chromosomen und ist deshalb nicht lebensfähig. Bei 50 bis 60 % aller Fehlgeburten bis zur 14. Woche ist das die Ursache. Es gibt aber viele weitere Faktoren, die zu einer missed abortion führen können oder diese begünstigen:

  • Fehlbildung von Plazenta oder Gebärmutter
  • Hormonelle Störung der Mutter
  • Blutgruppen von Mutter und Embryo vertragen sich nicht
  • Infektionen in der Frühschwangerschaft
  • Chronische Erkrankungen der Mutter (z.B. der Schilddrüse)
  • Diabetes mellitus, die nicht richtig eingestellt ist
  • Höheres Alter der Mutter: Ab 45 Jahren liegt das Risiko einer Fehlgeburt bei 75 %
  • Übermäßiger Kaffee-Konsum (Koffein)
  • Rauchen und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft

Wenn eine Frau eine missed abortion erlitten hat und wissen möchte, was die Ursache war, gibt es die Möglichkeit, das abgestoßene Gewebe im Labor untersuchen zu lassen. So lassen sich zum Beispiel Chromosomenstörungen sicher feststellen.

Paar erfaehrt bei Aerztin von missed abortion

In den meisten Fällen wird eine missed abortion oder verhaltene Fehlgeburt erst bei der Routineuntersuchung entdeckt.
Foto: Bigstock

6. In welcher SSW ist eine verhaltene Fehlgeburt am häufigsten?

Wie schon erwähnt finden die meisten Fehlgeburten in der Frühschwangerschaft bis zur 5. Woche statt. Zwischen der 6. und der 8. Woche liegt das Risiko noch etwa bei 18 %. Ab der 17. Woche sinkt es auf 2 bis 3 %. Oder anders gesagt: In den ersten 12 Wochen der Schwangerschaft kommt es zu etwa 80 % aller Fehlgeburten. In dieser Zeit ist also auch das Risiko einer missed abortion am höchsten.

7. Wie wird eine verhaltene Fehlgeburt behandelt?

Wenn der Arzt eine verhaltene Fehlgeburt festgestellt hat, gibt es zwei Möglichkeiten, wie der abgestorbene Embryo aus dem Körper herauskommt. Entweder mit Hilfe einer Ausschabung, oder die Schwangere kann warten, bis ihr Körper das Gewebe von selbst abstößt. Das nennt man dann eine kleine Geburt.

Es gibt allerdings in den meisten Fällen keine Notwendigkeit, sich sofort oder besonders schnell zu entscheiden. Wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, kann sich die Frau also in Ruhe überlegen, welcher Weg der richtige für sie ist.

Ausschabung (Kürettage) / Absaugung

Eine Möglichkeit, den Embryo nach einer missed abortion zu entfernen, ist eine Ausschabung oder auch Curretage. Sie wird meistens unter Vollnarkose durchgeführt und dauert nur einige Minuten. Der Arzt führt ein Spekulum in die Scheide ein und weitet den Muttermund. Dann entfernt er mit einer sogenannten Kürette, das ist eine Art Löffel mit scharfer Kante, die Gebärmutterschleimhaut und das übrige Gewebe samt Embryo. Danach schaut er per Ultraschall, ob auch wirklich keine Reste mehr in der Gebärmutter geblieben sind.

In manchen Fällen wird das Gewebe auch nicht mit der Kürette ausgeschabt, sondern abgesaugt.

Kleine Geburt – natürlicher Abgang

Wenn keine medizinische Notwendigkeit besteht, den Embryo nach der verhaltenen Fehlgeburt sofort aus der Gebärmutter zu entfernen, hat die Frau die Möglichkeit, auf einen natürlichen Abgang zu warten. Das bedeutet, dass der Körper irgendwann feststellt, dass die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist, und den Embryo samt Fruchthöhle und Gebärmutterschleimhaust selbst abstößt.

Bis es soweit ist, kann es allerdings etwas dauern: Laut einer Studie aus dem Jahr 2005 kam es bei mindestens 80 % der Schwangeren etwa 2 bis 6 Wochen nach der missed abortion zu einer natürlichen Fehlgeburt. Vielen Frauen gibt diese sogenannte kleine Geburt die Möglichkeit, den frühen Abgang besser zu verarbeiten und sich von ihrem Kind zu verabschieden. Allerdings verursacht sie auch starke Blutungen und auch Schmerzen. Und danach muss auf jeden Fall ein Arzt prüfen, ob keine Reste in der Gebärmutter geblieben sind.

8. Missed abortion vorbeugen – geht das?

In den meisten Fällen einer verhaltenen Fehlgeburt ist der Embryo aufgrund einer genetischen Störung nicht lebensfähig. Die Mutter hat also keinerlei Einfluss darauf und hätte es auch nicht verhindern können.

Trotzdem gibt es einige Dinge, du tun kannst, um eine verhaltene Fehlgeburt zu vermeiden, wenn dein Embryo gesund ist:

  • Verzichte auf Alkohol, Nikotin und zu viel Kaffee
  • Achte auf eine gesunde Ernährung und sprich mit deiner Ärztin über zusätzliche Schwangerschaftsvitamine, um den erhöhten Nährstoffbedarf zu decken.
  • Nimm alle Vorsorgeuntersuchungen war. So können mögliche Infektionen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
  • Besprich mögliche Vorerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes oder Probleme mit der Schilddrüse frühzeitig mit deinem Arzt.
  • Treibe leichten Sport.
  • Vermeide zu viel Stress.

9. Wann sinkt der hCG-Wert nach einer verhaltenen Fehlgeburt?

Sobald der Körper merkt, dass die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist, beginnt der hCG-Wert in deinem Blut zu sinken. Wenn die Frau sich für eine Ausschabung entscheidet, wird das direkt nach der Operation der Fall sein, weil Embryo und Fruchthülle aus ihrem Körper entfernt werden. Nach ein bis zwei Wochen sollte der Wert schon deutlich gesunken sein.

Bei einem natürlichen Abgang nach einer verhaltenen Fehlgeburt dauert es meistens etwas länger. Der Körper muss erst selbst feststellen, dass der Embryo nicht mehr lebt, bevor er ihn abstößt. Erst dann beginnt langsam auch der hCG-Wert zu sinken.

Generell kann es nach einer missed abortion sogar zwei bis drei Monate dauern, bis der Wert soweit gesunken ist, dass ein Schwangerschaftstest nicht mehr positiv anzeigt.

10. Wann kann ich nach einer missed abortion wieder schwanger werden?

Wenn du eine verhaltene Fehlgeburt hattest, kannst du rein körperlich theoretisch schon ab dem nächsten Eisprung wieder schwanger werden. Du solltest allerdings bedenken, dass deine Gebärmutterschleimhaut sich erst einmal erholen muss. Deshalb gibt es die Empfehlung, nach einer missed abortion mindestens drei Monate zu warten, bevor du wieder schwanger wirst.

Auch seelisch ist eine Fehlgeburt eine große Belastung. Deshalb solltest du sie unbedingt erst verarbeiten, damit du dich voll und ganz auf die neue Schwangerschaft konzentrieren kannst.

11. Wie hoch ist die das Risiko einer erneuten verhaltenen Fehlgeburt?

Wenn eine Frau eine verhaltene Fehlgeburt erleidet, ist das Risiko eines weiteren Aborts bei der nächsten Schwangerschaft erhöht. Nach der ersten missed abortion liegt das Risiko bei 15 %. Ist auch die zweite Schwangerschaft abgegangen, erhöht es sich auf 35 %. Spätestens nach der dritten Fehlgeburt sollte ein Arzt versuchen, die Ursache zu finden.

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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