Wie du dein Kind so erziehst, dass Rassismus keine Chance hat

Neben Corona beherrscht in den letzten Tagen vor allem ein Thema die Nachrichten: Rassismus. In Amerika ist George Floyd bei einem Polizeieinsatz erstickt, weil ein Polizist sich minutenlang auf seinen Hals gekniet hat. Und das, obwohl der farbige Mann mehrfach sagte, dass er nicht atmen könne und ihm alles weh tue. Einfach unfassbar. Aber leider kein Einzelfall. Auch in unserer Community berichten Mamas immer wieder von Anfeindungen, die sie selbst oder ihre Kinder erleben mussten. Selbst in Kindergärten kommt es vor, dass Kinder ausgegrenzt werden, weil sie eine andere Hautfarbe haben oder einfach anders aussehen. Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren Kindern von Anfang an beibringen, wie wichtig Toleranz ist – und dass Rassismus in unserem Leben nichts zu suchen hat. Unsere Tipps können dir dabei helfen.

Ich erinnere mich noch genau an meine erste Babypuppe

Sie hieß Molly, hatte eine rote Hose, eine bunte Jacke samt Mütze, schwarze Locken und dunkelbraune Haut. Ich habe Molly heiß und innig geliebt und sie stolz überall hin mitgenommen. An einem Tag haben wir dann bei meiner Tante im Garten gegrillt, zusammen mit Besuch aus Amerika. Die Frau kam strahlend auf mich zu, nahm meine Molly hoch – und gab sie mir ganz erschrocken zurück mit den Worten „Aber die ist ja schwarz!“ Ich weiß nicht genau, wie alt ich damals war, vielleicht 5 oder 6. Aber diese Erinnerung hat sich eingebrannt. Denn ich wusste schon damals überhaupt nicht, was das Problem war. Molly sah anders aus als wir, na und?

Meine Eltern waren in der Beziehung zum Glück sehr offen. Sie haben mir schon früh erklärt, dass Menschen nun einmal verschieden aussehen, dass das aber nichts an ihrem Wesen oder Charakter ändert. Dass man keine Angst haben muss, wenn jemand „anders“ ist. Und dass auch niemand „besser“ oder „schlechter“ ist, nur weil er eine andere Hautfarbe hat. Meine Mutter hat dem Besuch dann auch freundlich, aber sehr bestimmt klargemacht, dass solche rassistischen Sprüche bei uns keinen Platz haben.

Für mich war immer klar: Genauso ein Vorbild will ich für meine Kinder auch sein

Die Geschichte mit meiner Puppe ist über 30 Jahre her. Und trotzdem leider noch genauso aktuell wie damals. Denn immer noch werden Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Aussehens diskriminiert, angefeindet oder ausgegrenzt. Und zwar nicht „nur“ in Amerika, sondern direkt vor unserer Haustür. Sogar bei den Kleinsten ist Rassismus schon ein Thema – auch wenn sie sich dessen noch nicht bewusst sind. Und genau hier sind wir Eltern gefragt.

Denn kein Kind ist von Natur aus rassistisch veranlagt. Aber unsere Kleinen übernehmen viele Verhaltensweisen von Mama und Papa. Deshalb sind wir dafür verantwortlich, ihnen von Anfang an zu erklären und zu zeigen, dass Rassismus nicht okay ist. Nur wir haben die Chance, unsere Kinder zu weltoffenen und toleranten Menschen zu erziehen. Indem wir ihnen genau das vorleben: Toleranz und Respekt anderen gegenüber.

Wir müssen unseren Kindern zeigen, dass Rassismus keine Meinung ist – sondern ein Verbrechen

Unsere Kinder beobachten uns und unser Verhalten genau. Dabei bekommen sie häufig mehr mit, als wir vielleicht denken. Schon ein Blick, ein Rollen mit den Augen oder eine (vielleicht auch ungewollt) abfällige Handbewegungen können unseren Kindern im Gedächtnis bleiben. Auch ein unbedachter Spruch, der vielleicht in dem Moment als „Witz“ gemeint ist, kann Folgen haben. Wenn Kinder den Eindruck bekommen, dass ihre Eltern Vorurteile haben, werden sie diese mit großer Wahrscheinlichkeit übernehmen.

Deshalb ist es wichtig, dass wir uns ganz klar von jeder rassistischen Geste abgrenzen. Und dass wir reagieren, wenn wir eine entsprechende Situation beobachten. Wenn auf dem Spielplatz ein Kind von den anderen ausgegrenzt wird, sollten wir das nicht ignorieren. Sondern unserem Kind erklären, was da gerade passiert, und warum es absolut nicht in Ordnung ist. Wir sollten unser Kind ermuntern, auf das ausgegrenzte Kind zuzugehen.

Ihm zeigen, dass es keine Rolle spielt, welche Hautfarbe jemand hat, um miteinander zu spielen. Außerdem können wir die ausgrenzenden Kinder direkt auf ihr Verhalten ansprechen. Sie fragen, warum sie so handeln, und ihnen sagen, dass es nicht okay ist. Dadurch vermitteln wir nicht nur unserem eigenen Kind, dass das Verhalten falsch war, sondern auch allen anderen, die sie Szene beobachtet haben.

Diese Tipps helfen dabei, unsere Kinder gegen Rassismus immun zu machen

Wir Eltern möchten oft am liebsten alle unangenehmen oder „bösen“ Themen von unseren Kindern fernhalten. Aber früher oder später werden unsere Kleinen vermutlich leider trotzdem mit Rassismus in Berührung kommen. Das können wir wohl leider nicht verhindern. Aber die gute Nachricht ist: Wir können einiges tun, damit die rassistischen Gedanken bei unseren Kindern nicht fruchten:

1. Frühzeitig erklären, dass Menschen verschieden aussehen – und das völlig normal ist

Kennt ihr das auch? Ihr steht mit eurem Kind in der Bahn, und plötzlich zeigt es auf jemanden und fragt „Mama, warum sieht der Mann da so komisch aus?“ Wir möchten am liebsten im Boden versinken. Stattdessen sollten wir die Chance nutzen, um unserem Kind zu erklären, dass Menschen eben verschieden aussehen. Dass sie unterschiedliche Haut-, Haar- und Augenfarben haben, und dass das alles nichts über ihr Wesen oder ihren Charakter aussagt.

2. Rassismus nicht totschweigen, sondern darüber sprechen

Damit unsere Kinder wissen, was Rassismus ist, und was er anrichten kann, sollten wir möglichst früh – natürlich kindgerecht – mit ihnen darüber sprechen. Ihnen erklären, was er bedeutet und was er anrichten kann. Dass Rassismus dazu führt, dass Menschen diskriminiert, ausgegrenzt, verletzt oder im schlimmsten Fall sogar getötet werden. Und dass er uns alle angeht, auch wenn wir vielleicht nicht selbst direkt betroffen sind.

3. Eingreifen, wenn wir Rassismus beobachten

Wann immer wir eine rassistische Situation beobachten, sollten wir sie nicht hinnehmen und ignorieren, sondern eingreifen. Wenn wir zum Beispiel mit unserem Kind auf dem Spielplatz sind und mitbekommen, dass ein anderes Kind ausgegrenzt wird („Du darfst nicht mitspielen, weil du schwarz bist“), sollten wir nicht darüber hinwegsehen, weil es „ja nur Kinder“ sind, sondern eingreifen. Unserem Kind erklären, dass das Verhalten nicht in Ordnung ist. Dass es nicht normal ist, jemanden auszuschließen, nur weil er anders aussieht. Genau das wird unser Kind nämlich denken, wenn wir das Verhalten ignorieren – und das auch so in seinem Kopf abspeichern.

4. Zeigen, dass es nicht ausreicht, zu schweigen

Dadurch, dass wir aktiv werden, wenn wir Rassismus im Alltag beobachten, vermitteln wir unserem Kind noch eine andere wichtige Botschaft: Schweigen reicht nicht aus. Nur wenn wir uns gemeinsam für andere stark machen, hat Rassismus keine Chance. Es ist wichtig, klar Stellung zu beziehen und eine Haltung zu zeigen – gegen jede Art von Diskriminierung.

5. Multikulti kindgerecht erklären

Auch wenn unsere Kinder noch zu klein sind, um zu verstehen, was Rassismus bedeutet, können wir trotzdem schon früh den Grundstein für Toleranz anderen gegenüber legen. Zum Beispiel mit multikulturellen Kinderbüchern, in denen die Hauptperson auch mal eine andere Hautfarbe hat. Oder mit Bilderbüchern, in denen es um das „Anderssein“ geht. Gute Beispiele sind „Freundschaft ist blau, oder?“ oder „Der Rabe, der anders war“ (Affiliate-Links).

Auch mit Spielzeug und Puppen (wie meiner dunkelhäutigen Babypuppe) könnt ihr euren Kindern spielerisch vermitteln, dass es vollkommen normal ist, dass nicht alle Menschen gleich sind.

6. Verschiedene Lebensformen und Kulturen erklären

Spätestens in der Kita treffen in den meisten Fällen Kinder aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen zusammen. Das ist gut so – und wichtig! Spätestens, wenn die Kleinen dann fragen, warum bei der und der Freundin so vieles anders ist, ist der perfekte Zeitpunkt, um die verschiedenen Kulturen zu erklären. Auch zu diesem Thema gibt es viele tolle Kinderbücher wie zum Beispiel „Du gehörst dazu – das große Buch der Familien“ (Affiliate-Link). Neben den unterschiedlichen Kulturen werden hier auch viele verschiedene Formen und Größen von Familien kindgerecht erklärt.

Ihr seht also, wir Eltern können einiges tun, um unseren Kindern von Anfang an zu vermitteln, wie wichtig Toleranz und Respekt anderen gegenüber sind. Damit sie selbst irgendwann eine klare Haltung zeigen. Sich für Gleichheit und Gerechtigkeit einsetzen. Und „Nein!“ sagen zu Rassismus, Gewalt und Diskriminierung.

Wie ist es denn bei euch zuhause: War Rassismus schon ein Thema? Habt ihr mit euren Kindern darüber gesprochen? Und wenn ja, wie? Oder musstet ihr vielleicht selbst schon rassistische Übergriffe erleben? Erzählt doch mal!

Wiebke Tegtmeyer
Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur an der Uni Hamburg, einem Volontariat zur Online-Redakteurin und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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Rassismus Darauf kommt es in der Erziehung deines Kindes an, damit Rassismus keine Chance hat | Magazinn.de
3 Jahre zuvor

[…] Toleranz als Wert zu vermitteln und dem Rassismus keine Chance zu geben. Auf dem Online-Portal „echtemamas.de“ gibt die Mutter und Autorin Wiebke Tegtmeyer wertvolle Tipps, wie man sein Kind an dieses Thema […]

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Rassismus Darauf kommt es in der Erziehung deines Kindes an, damit Rassismus keine Chance hat | Meghanmarklee.de
3 Jahre zuvor

[…] Toleranz als Wert zu vermitteln und dem Rassismus keine Chance zu geben. Auf dem Online-Portal „echtemamas.de“ gibt die Mutter und Autorin Wiebke Tegtmeyer wertvolle Tipps, wie man sein Kind an dieses Thema […]

Mehl
Mehl
3 Jahre zuvor

Meine erste barbie war inderin, die zweite war dunkelhäutig mit ordentlichen afrolocken. Für mich als kind hatte das nix mit rassen oder gleichberechtigung zu tun, es war einfach mal was anderes zum stereotyp. Blond und blauäugig bin ich schon selber. Trotzdem muss ich nicht alle sitten und riten anderer völker gut finden und bin trotzdem kein rassist. Ja ich schreibe rassist und nicht rassistin oder rassistix 😉 die hautfarbe hat nix mit der weltanschauung zu tun, das macht die erziehung oder der äußere einfluss. Und meistens ist es die weltanschauung und die art zu leben, die einem nicht gefällt und was dann als rassistisch bezeichnet wird. Aber es muss ja nicht jedem alles gefallen. Wir müssen unseren kindern zugestehen unterschiede zu erkennen und auch benennen zu dürfen ohne auf die rassistische schiene gedrängt zu werden. Heutzutage darf ein dunkles kind nicht mal einen pullover mit dem schriftzug „dschungelkönig“ tragen ohne dass ein shitstorm über rassismus losgeht. Wie rassistisch is das denn bitte?! Wie rassistisch müssen meine hintergrundgedanken sein, damit mir daran überhaupt eine mögliche anstößigkeit auffällt? Hat ein helles kind ein weißbrot auf dem tshirt regt sich niemand drüber auf… toleranz bedeutet auch einfach mal gutsein zu lassen und nicht in allem eine mögliche diskrimminierung zu sehen. Vielleicht darf ein dunkelhäutiger junge nur nicht mitspielen, weil er gerne das spiel kaputt macht und die kinder zeigen ihm grade dass es so nicht geht und dann zwingen wir unsere kinder ihn trotzdem mitspielen zu lassen, “ nur weil er schwarz ist „. Es gibt nicht nur schwarz und weiß, man muss immer hinter die dinge blicken, bevor schwerwiegende vorwürfe rausgekramt werden.