Harzer Käse in der Schwangerschaft – lieber nicht!

Harzer Käse scheint allein aufgrund seiner aromatischen Züge während der Schwangerschaft wie gemacht für die kleine Fressattacke zwischendurch. Leider gehört Harzer Käse in der Schwangerschaft zu den Lebensmitteln, die bedenklich sein können. Woran das liegt, erklären wir hier.

Das Wichtigste rund um den Harzer Käse in der Schwangerschaft

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.

  • Harzer Käse kann krankmachende Keime – beispielsweise Listerien – enthalten.
  • Zwar ist das Risiko, daran zu erkranken, äußerst gering.
  • Es ist dennoch ratsam, auf Harzer Käse in der Schwangerschaft zu verzichten.
  • Dasselbe gilt für andere Käsesorten mit einer ähnlichen Oberflächenschmiere, die eine gute Grundlage für Keime bietet (z.B. auch Limburger, Tilsiter)

Keimbelastung bei Harzer Käse in der Schwangerschaft bedenklich

Schokopudding mit Oliventopping, eingelegte Gurken zu Apfeltaschen oder frische Radieschen mit Marmeladendip – in der Schwangerschaft brechen sich die wildesten Gelüste Bahn. Einige Frauen lieben während der besonderen neun Monate auch den herben Geschmack eines Harzer Käses auf der Zunge. Doch während der Schwangerschaft sollten werdende Mamas auf diese Käsesorte lieber verzichten, denn diese kann krankmachende Keime übertragen. Das wollen wir an dieser Stelle einmal genauer betrachten.

Listerien-Alarm beim Harzer Käse in der Schwangerschaft

Bevor der Harzer Käse im Supermarktregal landet, durchläuft er einen längeren Herstellungs- und Reifungsprozess. Während dieser Zeit können sich verschiedene Keime auf der Oberfläche des Sauermilchkäses niederlassen.

Aber nicht alle Keime, die sich auf der Schmierrinde des Harzer Käses tummeln, sind während der Schwangerschaft kritisch; eine spezielle Bakterienart kann jedoch für Schwangere und Baby gefährlich werden: Listerien. Diese gelangen über den Blutkreislauf zum ungeborenen Kind und können dieses erheblich schädigen. Das größte Problem ist: Listerien lassen Lebensmittel nicht verderben. Da sie weder den Geruch noch Konsistenz oder Aussehen des Produktes verändern, kann man ihnen auf normalem Wege nicht auf die Spur kommen.

Listerien können zu einer Listeriose führen; einer Infektionskrankheit, die normalerweise unproblematisch verläuft. Manchmal spüren Infizierte überhaupt keine Krankheitssymptome, in anderen Fällen verläuft eine Listeriose wie eine Erkältungskrankheit und heilt ohne Folgen aus. Gelangen die Bakterien jedoch über die Nabelschnur der Mama in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes, kann das schwerwiegende Folgen haben. Abhängig von der Schwangerschaftswoche, in der die Infektion stattfindet, besteht die Gefahr einer Früh- oder Totgeburt sowie einer Blutvergiftung (Sepsis) oder Gehirnhautentzündung (Meningitis) des Kindes.

Allerdings ist das Risiko einer Listeriose bei Harzer Käse in der Schwangerschaft gering.

Listerien kommen nur sehr selten vor. So erkrankten im Jahr 2017 in ganz Deutschland nur 771 Personen an Listeriose. Schwangere sind prozentual entsprechend wenig betroffen. Eine Infektion mit Listerien stellt also in der Schwangerschaft ein sehr überschaubares Risiko dar. Dennoch sind die möglichen Folgen so schwerwiegend, dass die meisten werdenden Mamas dieses nicht eingehen wollen. Die gute Nachricht: Die speziellen Bakterien lassen sich über eine bewusste Ernährung generell sehr gut umschiffen.

Zwar zählt der Harzer Käse wegen seiner Schmierrinde zu den ungeeigneten Käsesorten während der Schwangerschaft. Andere Käsesorten betrifft diese Einschränkung jedoch nicht. Sie haben eine harte Rinde und zudem ein spezielles Verfahren durchlaufen, bei dem die Listerien abgetötet werden. Denn wenn Listerien eines nicht mögen, dann sind es ungemütliche Temperaturen.

Das Problem mit der Schmierrinde beim Harzer Käse

Harzer Käse ist eine Weichkäse-Art, die aus Kuhmilch hergestellt wird. Die Milch versetzt der Käsemeister mit Milchsäurebakterien. Während des folgenden Reifungsprozesses verwandeln die Bakterien die Milch in Sauermilchquark. Dieser bildet den Kern des Harzer Käses. Der weiche Kern wird von einer Rinde umschlossen. Der Harzer Käse besitzt jedoch keine harte Rinde wie Gouda oder Emmentaler, sondern eine gelbe bis bräunliche Schmiere. Die Schmierrinde entsteht, wenn der Sauermilchkäse außen mit Rot- oder Gelbschmierekulturen bestrichen wird.

Früher wurde der würzige Sauermilchkäse im Harzvorland hergestellt – daher trägt er seinen Namen. Er wird auch als „Handkäse mit Musik“ oder – wenn er als Rolle abgepackt ist – als „Harzer Roller“ bezeichnet.

Käsearten, die mit Rot- oder Gelbkulturen behandelt werden, reibt der Käsehersteller während des Reifungsprozesses mit Salzwasser ein, dem Rotkultur- oder eben Gelbkulturbakterien zugesetzt sind. Durch dieses „Einschmieren“ entsteht eine sogenannte „Schmierrinde“, die je nach Bakterienart rötlich oder gelblich ist und einen natürlichen Schutz gegen Fremdkeime bildet. Käsesorten mit Oberflächenschmiere – dazu zählen neben dem Harzer Käse auch der Limburger, Münster und Tilsiter – eignen sich während der Schwangerschaft leider nicht zum Verzehr, da die Schmiere ein Eldorado für Keime ist.

Welche Käsesorten sind neben Harzer Käse in der Schwangerschaft nicht zu empfehlen?

Neben dem Harzer Käse gibt es eine Reihe weiterer Käsesorten, die du während der Schwangerschaft lieber vom Menüplan streichen solltest, da sie ebenfalls Listerien enthalten können. Dazu gehören:

  1. eingelegter Frischkäse wie Mozzarella, Feta, Ricotta, Mascarpone, Hüttenkäse
  2. Weichkäse mit Oberflächenschmiere wie Limburger Käse, Münster, Harzer Käse, Tilsiter oder Romadur (egal ob pasteurisiert oder nicht)
  3. Schnitt- und Weichkäse aus Rohmilch (z.B. entsprechend Camembert, Roquefort oder Brie)
  4. Weiß- oder Blauschimmelkäse (z.B. Gorgonzola, Cambozola, Chaumes, Bayerischer Blauschimmelkäse, Deutscher Edelpilzkäse oder Danablu)
  5. bereits geriebener Reibekäse

Käsesorten, die offen gelagert werden – beispielsweise an der Käsetheke – werden ebenfalls schnell von unerwünschten Keimen erobert. Greife daher beim Einkaufen am besten nach abgepackten Käsesorten, die aus pasteurisierter Milch hergestellt worden sind und eine harte Rinde haben.

Käsesorten, die sich statt Harzer Käse in der Schwangerschaft prima eignen

Auf Toast Hawaii, den Parmesanberg auf den Spaghetti oder die knusprige Pizza Margherita musst du als Schwangere nicht verzichten. Ein Teil des Käseuniversums steht dir nach wie vor offen. Meldet sich der Käse-Appetit, kannst du aus folgenden Käsesorten bedenkenlos wählen:

  1. Schnitt- und Weichkäse aus pasteurisierter Milch wie Butterkäse, Leerdammer oder Gouda
  2. Hartkäse wie Parmesan oder Emmentaler
  3. Schmelz- und Kochkäse
  4. Käsesorten, die vor dem Verzehr komplett erhitzt werden wie Backcamembert, Raclette- und Ofenkäse

Lang gereifte Hartkäsesorten aus wärmebehandelter (pasteurisierter) Milch sind in der Schwangerschaft völlig unbedenklich für den Verzehr. Allerdings solltest du vorher die Rinde abschneiden, denn auch hier können sich unerwünschte Bakterienkulturen breit machen.

Was, wenn ich in der Schwangerschaft Harzer Käse gegessen habe?

Wenn du während der Schwangerschaft versehentlich Harzer Käse gegessen hast, musst du nicht in Panik geraten. Die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet dein Käse mit den ohnehin sehr selten vorkommenden Listerien belastet war, ist extrem gering. Besprich dich dennoch am besten zeitnah mit deiner Gynäkologin.

Diese kann über eine Blut- oder Stuhluntersuchung schnell feststellen, ob bei dir eine Infektion vorliegt und dir deine Sorgen nehmen. Hast du dich entgegen aller Wahrscheinlichkeit tatsächlich mit Listerien infiziert, verschreibt die Ärztin ein Antibiotikum, das die Keime tötet und dich und deinen Krümel schützt.

Welchen Käse magst bzw. mochtest du in der Schwangerschaft besonders gern?

Oder hattest du andere Schwangerschaftsgelüste? Erzähl uns gern mehr davon in den Kommentaren, wir freuen uns über deinen Beitrag zu diesem Thema.

Wie sieht es bei anderen Käsesorten in der Schwangerschaft aus?

Unsere Expertin

Diplom-Ökotrophologin Pamela Koch hat diesen Artikel inhaltlich geprüft.Pamela Koch ist Diplom-Ökotrophologin und Ernährungstherapeutin. Seit 14 Jahren berät sie Familien und Multiplikator*innen wie Erzieher*innen zu den Themen Allergieprävention, Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie von Säuglingen und Kindern.

In Zusammenarbeit mit niedergelassenen Kinderärzten und Hebammen hat sie in Ihrer Praxis mittlerweile mehr als 2.000 Familien beraten. Als dreifache Mutter liegen ihr die gesunde Ernährung und die therapeutische Unterstützung von Familien besonders am Herzen.

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Ilona Utzig
Ich bin Rheinländerin, lebe aber seit vielen Jahren im Hamburger Exil. Mit meiner Tochter wage ich gerade spannende Expeditionen ins Teenager-Reich, immer mit ausreichend Humor im Gepäck. Wenn mein Geduldsfaden doch mal reißt, halte ich mich am liebsten in Küstennähe auf, je weiter nördlich, desto besser. Bei Echte Mamas bin ich Senior SEO-Redakteurin. Meine journalistische Ausbildung abolvierte ich bei Hamburger Jahreszeitenverlag, um anschließend Skandinavistik, Politikwissenschaft und Germanistik zu studieren. Nach langen Jahren als Finanz-Redakteurin liegen mir heute noch die Themen Vorsorge, Vereinbarkeit und Care-Arbeit am Herzen.

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