Halloween: Wie viel Gruseln ist für Kinder okay?

In wenigen Tagen ziehen wieder kleine Zombies, Hexen und Gespenster durch die Straßen und klingeln an den Türen. An Halloween darf es für die Größeren auch schon mal richtig düster und schaurig sein. Doch wie viel Grusel verkraften Kinder eigentlich? Und woran merken Eltern, dass es zu viel wird?

Wir haben mit Pädagogin Tanja Szyska gesprochen, Lernexpertin bei der Online-Lernplattform sofatutor. Sie erklärt, warum ein bisschen Gruseln auch Kindern Spaß macht und wie Eltern am besten damit umgehen, wenn es an Halloween doch zu schaurig für die Kleinen wird.

Echte Mamas: Warum mögen wir es, uns ein bisschen zu gruseln?

Tanja Szyska: Viele Erwachsene und Kinder lieben es, sich zu gruseln. Vor allem deshalb, weil durch den Nervenkitzel Endorphine ausgeschüttet werden. Der Vorteil an Gruselfilmen beispielsweise ist, dass die Angst am Ende der Geschichte bestenfalls verschwindet oder sich zumindest reduziert – die Glückshormone bleiben aber im Blut. Ein bisschen Grusel ist aber auch aus anderen Gründen förderlich. So können Kinder durch Geschichten mit Schwarz-Weiß-Konflikten lernen, was moralisch gesehen ein wünschenswertes Verhalten ist und was nicht. Sie können sich daran orientieren und Leitbilder entwickeln.

Und auch wenn Eltern am liebsten alles Schlechte und Angstmachende von ihren Kindern fernhalten wollen: Angst ist für die Entwicklung von Kindern sehr wichtig. Sich nicht zu trauen, wird oft negativ bewertet, kann aber auch eine schützende Funktion haben. In Situationen, die für uns gefährlich sind oder es werden können, ist Angst ein guter Ratgeber. Nimmt sie aber Überhand und beeinträchtigt das Leben der Kinder, sollten Eltern einschreiten.

Ab wann wird es zu gruselig für Kinder?

Tanja Szyska: Eine Grusel-Erfahrung ist nur dann positiv, wenn wir uns in Sicherheit wiegen. Wir schauen zum Beispiel etwas Angsteinflößendes im Fernsehen, müssen aber nur einmal den Kopf zur Seite drehen und sehen unsere heimische Küche vor uns. Sprich: Wir können feststellen, dass das Gesehene fiktiv und nicht Teil unserer Realität ist.

Für Kinder ist es grundsätzlich schwieriger, Fiktion und Realität zu unterscheiden, als für Erwachsene. Besonders problematisch ist es, wenn sich ein Kind zu sehr mit dem Angsteinflößenden identifizieren kann. Dann besteht die Gefahr, dass es das Gesehene auf seinen Alltag projiziert und sich selbst und seine Familie in Gefahr sieht.

Was sollten Eltern diesbezüglich an Halloween beachten?

Tanja Szyska: Wenn sich ein Kind ängstigt, ist es ganz wichtig, die Gefühle der Kleinen ernst zu nehmen. Der Vergleich mit anderen („Guck mal, der Kai hat keine Angst davor“) ist eher fehl am Platz – denn jedes Kind ist nun mal anders. Stattdessen sollten Eltern ihr verängstigtes Kind in den Arm nehmen oder seine Hand halten.

Außerdem sollten sie klarstellen, welche Dinge es in der Realität gibt und welche nicht. Denn um zwischen Realität und Fiktion zu unterscheiden, brauchen Kinder Unterstützung. So wissen vor allem jüngere Kinder oft nicht, dass es Monster in Wirklichkeit gar nicht gibt.

Und wenn das alles nichts hilft, ist die beste Lösung, den Halloween-Grusel abzubrechen und nach Hause zu gehen. Auch hier gilt wieder: Wir alle sind eben anders und während manche Kinder den Nervenkitzel lieben, mögen andere ihn nicht – und das ist auch völlig in Ordnung.

Liebe Tanja Szyska, vielen Dank für das Interview!
Expertin Tanja Szyska

Expertin Tanja Szyska

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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