Familienurlaub: Warum ich entspanne – und mein Mann am Limit ist

„Puh, nach dem Urlaub mit den Kindern brauche ich erst mal Urlaub.“ Wie oft habe ich diesen Satz zum Ende der Sommerferien gelesen? Und ganz ehrlich: Einerseits kann ich ihn nachfühlen. Denn natürlich ist Urlaub mit Kindern nicht vergleichbar mit Urlaub zu zweit (oder allein). Trotzdem würde ich den Satz nicht unterschreiben, denn ich bin im Urlaub deutlich entspannter als zuhause – ganz im Gegensatz zu meinem Mann. Woran das liegt? Ist eigentlich ganz logisch….

Eltern brauchen durchschnittlich 2 1/2 Tage, um sich vom Familienurlaub zu erholen

Das hat eine Umfrage von Talker Research unter 2.000 Eltern mit Kindern im Alter bis zu 12 Jahren ergeben. Demnach gaben sowohl Mütter als auch Väter an, dass sie im Durchschnitt 2,4 Tage brauchen, um sich nach dem Urlaub mit der ganzen Familie wieder „normal“ zu fühlen.

Eigentlich auch kein Wunder, oder? Schließlich verbringt man plötzlich 24 Stunden mit dem Nachwuchs, der normalerweise tagsüber vielleicht in der Kita bzw. Schule ist. Das kann schon ziemlich anstrengend werden, wenn die Dauerbeschallung schon auf der Hinfahrt startet oder – wie bei meinen beiden – keine Gelegenheit ausgelassen wird, sich um jede Kleinigkeit zu zanken.

Denn sind wir mal ehrlich: Wirkliche Auszeiten für Mama und Papa sind in den Urlauben meistens eher spärlich gesät.

Warum ich im Urlaub trotzdem endlich mal den Kopf frei kriege

Trotzdem war ich in diesen zwei Wochen deutlich entspannter als zuhause. Denn was ich abgesehen von den Kindern zu tun hatte war – nichts. Kein Job, keine Termine, keine E-Mails, keine Einkaufslisten, kein ständiges Denken an alles, was noch erledigt werden muss.

Stattdessen endlich einfach nur Zeit mit der Familie. Sandburgen bauen und Krebse angeln, in der Ostsee baden, Drachen steigen lassen, Stockbrot am Lagerfeuer grillen, jede Menge Eis essen und morgens auf der Terrasse in der Sonne sitzen.

Mein Kopf darf endlich mal Pause machen.

Rund um die Uhr Zeit mit den Kindern – für meinen Mann purer Stress

Doch während ich Zeit zum Durchatmen habe, sieht das bei meinem Mann komplett anders aus. Spätestens am dritten Tag ist er gestresster als zu Hause, nach einer Woche zählt er die Tage bis zur Rückfahrt.

Denn während er zuhause in Vollzeit arbeitet und die Kinder meistens nur morgens und abends kurz sieht, hat er sie jetzt 24 Stunden am Tag um sich. Papa hier, Papa da, Papa spielen, Papa Hunger, Papa Eis, Papa, Papa, Papa. Dazu ständige Kabbeleien und Wutausbrüche, lautes Singen, Tränen bei Schrammen und so weiter und so fort.

Was für mich zuhause selbstverständlich ist – und mich ehrlicherweise oft genug stresst und an meine Grenzen bringt – bekommt mein Mann im Urlaub als geballte Ladung.

Kein Wunder, dass ihn das stresst!

Rollenverteilung bei Eltern ist nach wie vor ein Thema

Allerdings hat es mir auch (wieder) gezeigt, dass unsere Rollenverteilung offenbar doch sehr dem „klassischen“ Bild entspricht. Und damit sind wir nicht allein:
Wie das Statistische Bundesamt in einer Pressemitteilung vom 16. Mai bekanntgegeben hat, arbeiteten im Jahr 2024 rund 68 Prozent aller Mütter mit Kindern unter 18 Jahren in Teilzeit, bei Kindern unter drei Jahren waren es sogar 73 Prozent. Im Gegensatz dazu haben bei den Vätern nur 8 Prozent (mit Kindern unter 18 Jahren) bzw. 9 Prozent (bei Kindern unter 3 Jahren) ihre Arbeitszeit reduziert.

Nicht wirklich überraschend finde ich, oder? Heißt auf der anderen Seite aber auch: Noch immer liegt der Großteil der Care Arbeit bei uns Mamas. Durchschnittlich leisten wir 43,4 Prozent mehr unbezahlte Sorgearbeit als unsere Partner – das macht 76 Minuten pro Tag!

Und das kommt mir ehrlich gesagt noch relativ wenig vor.

Aber zurück zum Thema Familienurlaub

Wenn ich darüber nachdenke, finde ich es logisch, warum ich mich in den Ferien mit Kindern entspannen kann, es meinen Mann aber stresst. Denn während ich das Gefühl habe, endlich meine Akkus aufladen zu können, merkt er, wie viel Energie so ein Tag mit den Kindern eigentlich kostet. Und dabei sprechen wir nicht einmal von den 78 anderen Dingen, die wir Mamas oft unbemerkt „nebenbei“ erledigen, organisieren oder an die wir denken müssen.

Der Urlaub ist also nicht nur eine Pause vom Alltag, sondern auch ein Spiegel unserer Rollenverteilung. Und die kommt nach den Ferien definitiv noch einmal auf den Prüfstand.

Wie ist es denn bei dir: Kommt dir das bekannt vor? Kannst du im Urlaub entspannen oder stresst er dich mehr? Und wie ist es bei deinem Partner? Schreib mir deine Erfahrung in die Kommentare – ich bin gespannt!

Quellen:

Studie von Talker Research zur Erholungszeit von Eltern nach dem Urlaub, 26.06.2025
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt zur Teilzeit-Arbeit, 19.05.2025
BMBFSFJ Veröffentlichung zum Gender Care Gap, 06.06.2025

Wiebke Tegtmeyer

Nordisch bei nature: Als echte Hamburger Deern ist und bleibt diese Stadt für mich die schönste der Welt. Hier lebe ich zusammen mit meinem Mann und unseren beiden Kindern. Nach meinem Bachelor in Medienkultur, einem Volontariat und einigen Jahren Erfahrung als (SEO-)Texterin bin ich passenderweise nach meiner zweiten Elternzeit bei Echte Mamas gelandet. Hier kann ich als SEO-Redakteurin meine Leidenschaft für Texte ausleben, und auch mein Herzensthema Social Media kommt nicht zu kurz. Dabei habe ich mich in den letzten Jahren intensiv mit dem Thema Ernährung von der Schwangerschaft über die Stillzeit bis hin zum Babybrei beschäftigt. Und wenn ihr auf der Suche nach einem Vornamen für euer Baby seid, kann ich euch garantiert passende Vorschläge liefern. Außerdem nutze ich die Bastel-Erfahrungen mit meinen beiden Kindern für einfache DIY-Anleitungen. Wenn der ganz normale Alltags-Wahnsinn als 2-fach Mama mich gerade mal nicht im Griff hat, fotografiere ich gern, gehe meiner Leidenschaft für Konzerte nach oder bin im Volksparkstadion zu finden.

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Irina
Irina
1 Tag zuvor

Immer wieder lese ich hier Artikel, die die klassische Rollenverteilung negativ darstellen. Was ist den so schlimm daran? Ihr müsst euch mal in der Natur umsehen um zu merken, wenn schon von alleine der Gedanke nicht kommt, wer für Kinder die Sorge trägt. Nicht umsonst ist es vorgesehen, dass Mütter die Kinder austragen. Oder soll es bald auch zum Thema werden warum wir Frauen und nicht Männer? Ich habe das Gefühl,
dass heutzutage alles auf den Kopf gestellt wird, Männer sollen Eigenschaften der Frauen übernehmen und umgekehrt. Wozu soll es gut sein? Keiner spricht den Männern die Verantwortung ab sich um seine Kinder kümmern zu müssen. Das tun auch, meiner Erfahrung nach, die meisten und halten es für selbstverständlich. Tatsächlich wird durch die Medien der Eindruck vermittelt, dass Frauen untergeordnet werden, dass es ihnen schlechter als den Männern geht, dass sie keine Anerkennung erhalten. Natürlich gibt es auch solche Fälle, aber mehr als Ausnahme. Wie viele Frauen bleiben zu Hause weil sie es mögen und wie viele aus Zwang? Wie viele arbeiten in Teilzeit weil sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen wollen und nicht weil sie dazu gedrängt werden? Meine einjährige Tochter ist auf mich fixiert, weil die Natur es so vorgesehen hat und nicht weil wir unsere Welt in Rollen aufteilen. Bitte lasst euch nichts einreden und entscheidet über euer Leben selbst. Heutzutage ist es in Mode gekommen über alles herziehen was seit Jahrhunderten aufgebaut worden und in unserer Gesellschaft fest verankert ist.