6 Tipps, die dir und deinem Kind helfen, mit Wut umzugehen

Spätestens in der Autonomiephase erleben Eltern, dass ihr kleiner Schatz auch zum Wutzwerg werden kann. Für Mama und Papa sind die kindlichen Ausraster oft schwer zu verstehen: Warum schlägt mein Kind einfach um sich, wenn es wütend ist und ist kaum noch ansprechbar? Wir verraten dir sechs Tipps, mit denen du deinem Kind helfen kannst, besser mit seiner Wut umzugehen.

Bei parents.com schreibt Mama Miriam Foley: „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen: Ich stehe da und schaue hilflos zu, wie meine sonst so süße 4-Jährige auf dem Wohnzimmerboden liegt und schreit und strampelt, weil wir nicht auf den Spielplatz gehen. Sie ballt ihre Fäuste und knirscht so fest mit den Zähnen, dass ihr Kiefer zittert.”

Kommt dir das auch bekannt vor?

Diese heftigen und manchmal erschreckenden Wutausbrüche entstehen durch einen „Mangel an Sprache“, erklärt Meri Wallace, Erziehungsexpertin und Kinder- und Familientherapeutin. Mit anderen Worten: Säuglinge und Kleinkinder können uns nicht sagen, was ihnen fehlt oder was sie brauchen. „Stattdessen drücken sie diese Gefühle und Bedürfnisse auf körperliche Weise aus“, sagt Wallace. „Sie weinen und schreien, schlagen um sich oder treten mit den Füßen.”

Kleinkindern fehlt es auch an Impulskontrolle, so dass es bei Frustration oder Wut zu einer fast sofortigen Reiz-Reaktions-Kette kommt. Da sie ihre Wünsche, Bedürfnisse oder Gefühle nicht effektiv kommunizieren können, kann es sein, dass sie Schlagen oder Beißen.

Die Wut von Kleinkindern ist vollkommen normal

„Kleinkinder sehen ihre Wünsche und Sehnsüchte als dringend an“, fährt Wallace fort. Ein Wutanfall sei eine Form des Protests gegen die Vereitelung ihrer Wünsche und Ausdruck einer gefühlten Ohnmacht.

Auch wenn es sich vielleicht alles andere als normal anfühlt, deinem Kleinkind dabei zuzusehen, wie es sich vor Ärger über einen verpassten Spielplatzbesuch verkrampft, ist Wut eine vollkommen normale und wichtige Emotion. Nicht nur das, sondern wie alle Emotionen begleitet Wut Kinder durch alle Stadien der Entwicklung bis ins Erwachsenenalter. Es ist also die Aufgabe der Eltern, Kindern beizubringen, wie sie am besten damit umgehen.

6 Tipps, um deinem Wutzwerg zu helfen

1. Akzeptiere die Wut deines Kindes

Wenn dein Kind einen Wutausbruch hat, erkenne seine Gefühle an. Sage so etwas wie: „Ich sehe, dass du wütend bist.“ Wenn du sicher weißt, warum dein Kind wütend ist, kannst du den Grund hinzufügen: „Ich sehe, dass du wütend bist, weil du noch schaukeln möchtest, wir den Spielplatz aber verlassen müssen.”

Als nächstes akzeptiere die Wut. Sage deinem Kind: „Es ist in Ordnung, wütend zu sein.“ Damit zeigst du, dass es Okay ist, wütend zu sein. Du möchtest schließlich nicht, dass dein Schatz denkt, dass er seine Gefühle verbergen muss.

2. Ermutige dein Kind, sich mit Worten auszudrücken

Kinder wissen noch nicht, wie sie sich mit Worten in so einer Situation ausdrücken können, erklärt die Kindertherapeutin. Also musst du ihnen diese soziale Fähigkeit beibringen. Dafür kannst du zum Beispiel zu deinem Kind sagen: „Wenn du wütend bist, dann sprich mit mir“ oder „Ich möchte hören, was dich ärgert. Wenn du mir sagst, was los ist, verstehe ich es besser und kann dir helfen.“

Mit der Zeit verinnerlichen Kinder deine Stimme und deine Regeln. Mit 5 Jahren entwickeln Kinder dann auch das sogenannte Über-Ich, das als inneres Stoppschild fungiert und ihnen zusätzlich hilft, aggressive Impulse zu kontrollieren.

3. Finde eine positive Lösung

Leider galten kindliche Wutanfälle viele Jahrzehnte lang fälschlicherweise als „Manipulationsversuche”. Ein prägendes Beispiel ist der schädliche Rat, dass man Babys schreien lassen soll, um sie nicht zu verwöhnen (Bitte mach das nicht, mehr dazu HIER!). Dabei brauchen Kinder unsere Hilfe, um aus ihrer Wut herauszukommen. Es ist besser, sie durch ihre Wut zu begleiten, als sie in dem Gefühl alleine zu lassen.

Dabei kann es helfen, dem Kind eine positive Lösung anzubieten. Vielleicht geht auch eine Apfelscheibe nach dem Abendessen, anstatt Eis zum Nachtisch? Oder du versuchst, die Aufmerksamkeit deines Kindes umzulenken: „Ich weiß, dass du dich ärgerst, weil wir wegen des Wetters nicht draußen spielen können. Lass uns doch im Wohnzimmer spielen!

4. Halte einen Augenblick inne, bevor du reagierst

Vielleicht kannst du einen Wutanfall sogar verhindern, indem du deinem Kind nicht ständig nur „nein” sagst, sondern ihm Kompromisse anbietest. Halte inne und sage laut: „Mal sehen. Du willst dieses neue Spielzeug. Lass uns darüber reden.“ Wenn du selbst ruhig bist und mit deinem Kind darüber sprichst, kann es besser verarbeiten, wieso sein Wunsch abgelehnt wird.

Indem du dir die Zeit nimmst, weiß dein Kind, dass trotz der Ablehnung seines Wunsches gehört wird. Es lernt, dass es zwar Enttäuschungen im Leben gibt, es aber auf dich vertrauen kann, wenn es diese erfährt. Denn du bist da und begleitest seine Gefühle.

5. Versuche, eine ruhige Umgebung zu schaffen/aufzusuchen

Wenn du in der Öffentlichkeit bist, versuche dich von einem möglichen Publikum zu entfernen. Konzentriere dich auf dein Kind und auf dich selbst, nicht auf das Urteil anderer. Diese Fokusverlagerung entlastet dich. Denn Zuschauer setzen unter Druck, alles perfekt und schnell regeln zu müssen. Je weniger Lärm und Hektik euch umgeben, desto einfacher wird es, deinem Kind zu helfen, zur Ruhe zu kommen.

6. Setze klare Grenzen

Viele Eltern finden es schwer, dem Kind zu vermitteln, dass Wut in Ordnung ist, aber trotzdem bestimmte Regeln eingehalten werden müssen. Aggressives Verhalten ist zum Beispiel nicht Okay. Wenn dein Kind seine Geschwister oder andere Kinder schlägt, kannst du zu ihm sagen: „Es ist in Ordnung, dass du wütend bist, aber du darfst nicht schlagen.“ Dann fügst du hinzu: „Wir schlagen oder treten niemanden.”

Als nächstes erklärst du die gesetzte Grenze: „Schlagen tut weh. Wir tun niemandem weh.“ Kinder kooperieren eher, wenn der Grund für sie plausibel ist.

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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