Entwurf der Stiko: Corona-Impfung nicht für alle Kinder empfohlen

Die Corona-Impfung für Kinder ist seit Monaten ein viel diskutiertes Thema. Während die Hersteller sich optimistisch zeigten, waren andere skeptisch, ob es wirklich nötig ist, alle Kinder zu impfen. Auch deswegen wurde die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) des Robert-Koch-Instituts mit Spannung erwartet. Denn die Einschätzung der Stiko ist zwar nicht verpflichtend, aber hat erfahrungsgemäß viel Gewicht bei politischen Entscheidungen.

Biontech-Chef Uğur Şahin verkündete schon Ende April, dass spätestens im Herbst mit den Impfungen bei Kindern unter fünf Jahren begonnen werden könnte. In einem Entwurf des Beschlusses der Gesundheitsministerkonferenz hieß es wenig später: „Es ist das gemeinsame Ziel, allen 12- bis 18-Jährigen bis zum Ende der Sommerferien im jeweiligen Bundesland ein Impfangebot mit dem Impfstoff von BNT gemacht zu haben.”

Wissenschaftler uneinig, wann eine Corona-Impfung für Kinder sinnvoll ist

Unter Experten wurde aber heftig darüber gestritten, ob eine Corona-Impfung für alle Kinder überhaupt sinnvoll ist. Schließlich sind schwere Covid19-Verläufe bei ihnen zwar leider nicht ausgeschlossen, aber doch sehr selten. Wäre es also verhältnismäßig, wenn wir Kindern die möglichen Nebenwirkungen einer Impfung zumuten? Unklar!

Umso gespannter erwartete die Öffentlichkeit eine offizielle Empfehlung der Stiko. Und schon im Vorfeld sickerte durch: Eine Empfehlung spricht die Kommission wahrscheinlich nur für Kinder ab 12 Jahren mit Vorerkrankungen aus. Wie u.a. das Ärzteblatt berichtet, gibt es jetzt einen vorläufigen Entwurf zur Empfehlung des Gremiums. Darin werden rund ein Dutzend Krankheitsbilder aufgeführt, die vermutlich ein erhöhtes Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf mit sich bringen.

Vorerkrankungen, bei denen die Stiko eine Corona-Impfung empfiehlt:

  • Fettleibigkeit
  • schwere Zyanose
  • schwere Herzinsuffizienz
  • angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante Immunsuppression
  • schwere pulmonale Hypertonie
  • chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden Einschränkung der Lungenfunktion
  • eine chronische Niereninsuffizienz
  • chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen
  • maligne Tumorerkrankungen
  • Trisomie 21 (Down-Syndrom)
  • syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung

Außerdem empfiehlt die Stiko Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren unter bestimmten Bedingungen eine Impfung. Unter anderem dann, wenn „in deren Umfeld sich Angehörige oder andere Kontaktpersonen mit hoher Gefährdung für einen schweren Covid-19-Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden können oder bei denen der begründete Verdacht auf einen nicht ausreichenden Schutz nach Impfung besteht (z.B. Menschen unter relevanter immunsuppressiver Therapie).”

Impfungen für Kinder ohne Vorerkrankungen ab 12 Jahren dennoch möglich

Für viele Experten kommt es nicht überraschend, dass die Stiko keine generelle Empfehlung ausspricht. So erklärt Heymut Omran, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin – Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Münster, im Ärzteblatt: „Bislang wurde die Impfung nur bei etwas mehr als 2.000 Kindern untersucht. Seltene Komplikationen lassen sich so noch nicht abschätzen.“ Allerdings sei es durchaus normal, dass die Kommission eine Impfung nicht gleich flächendeckend empfehle.

Trotzdem soll auch eine Impfung für Kinder ab 12 Jahren ohne Vorerkrankung möglich sein. Allerdings „nach ärztlicher Aufklärung und bei individuellem Wunsch und Risikoakzeptanz des Kindes oder Jugendlichen bzw. der Sorgeberechtigten”. Ein Grund für die Impf-Empfehlung könnte auch die Zunahme von psychischen Erkrankungen und Ängsten bei Kindern sein, die durch eine Impfung möglicherweise gelindert werden.

Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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trackback
Corona: Warum ein Kinderarzt seine kleinen Patienten auch ohne Empfehlung impft
2 Jahre zuvor

[…] Gerade hat die Ständige Impfkommission Stiko ihre offizielle Empfehlung für die Vergabe der Corona-Impfung bei Kinder veröffentlicht. Und sich damit nicht überall Freunde gemacht, v.a. nicht in der Politik. Denn das wichtige Gremium empfiehlt die Immunisierung nur für Kinder, die ein hohes Risiko für schwere Covid-19-Verläufe haben, z.B. durch bestimmte Vorerkrankungen. (Näheres liest du hier.) […]