„Die Lehrerin hat meinem Kind den Wichtelspaß verdorben.”

„Ich bin Mama einer Tochter und eines Sohnes, meine Kinder sind fünf und sieben. Im letzten Jahr habe ich für meine Mäuse ein neues Weihnachtsritual eingeführt, von dem sie beide ganz begeistert waren: Am 1. Dezember ist bei uns ein Wichtel eingezogen. Als meine Große die kleine Wichteltür entdeckt hat, war sie ganz aus dem Häuschen, der kleine Bruder sowieso. Über einen Brief erfuhren sie sogar den Wichtelnamen, unser kleiner Mitbewohner heißt Ole.

Ich hatte allerlei kleine Streiche geplant, mit denen ‚Ole‘ die Kinder jeden Morgen überrascht hat.

Im Sommer haben die beiden dann sogar eine Postkarte von Ole erhalten, der liebe Grüße gesendet hat und sich schon für den Dezember angekündigt hat. Das Ganze ist einfach zu einer richtig schönen, weihnachtlichen Tradition geworden. Auch wenn es viel Arbeit für mich bedeutet, macht es mir sehr viel Spaß mir immer etwas Neues für unsere kleine Wichteltür zu überlegen. Die Begeisterung der Kinder und die leuchtenden Augen sind mir die Mühe wert.

Am 1. Dezember sind die beiden dann ganz begeistert ins Wohnzimmer gelaufen und siehe da, Ole ist über Nacht tatsächlich wieder eingezogen. Den ganzen Morgen ging es nur um Ole und welche Streiche er wohl dieses Jahr spielen würde, vor lauter Begeisterung haben sie sogar vergessen, sich zu streiten. Doch als ich meine Tochter nachmittags aus der Schule abholte, war die Stimmung gedrückt.

Abends erzählte sie mir dann schließlich, was sie beschäftigte.

Die Lehrerinnen hatten vor der Klasse darüber gesprochen, dass es aktuell überall Wichteltüren zu kaufen gibt. ‚Aber wieso denn zu kaufen, Mama? Gibt es Ole gar nicht?‘ Ihre Enttäuschung traf mich mitten ins Herz. Sie hatte so viel Freude an der Geschichte des kleinen Wichtels gehabt, der jedes Jahr einzieht und kleine Streiche spielt, nun war davon nichts mehr übrig. Gleichzeitig war ich sauer auf die Lehrerinnen. Wieso verderben sie meiner Tochter und den anderen Kindern die Freude?

Nun war ich in der doofen Position mir schnell eine gute Antwort zu überlegen. Kurz dachte ich darüber nach, das Ganze aufzuklären. Meine Tochter ist sieben, vielleicht ist die Zeit der Weihnachtsmärchen langsam vorbei? Aber gleichzeitig ist sie doch noch mein kleines Mädchen und der ‚Ernst des Lebens‘ erwartet sie noch früh genug.

Außerdem hatte ich Sorge, dass sie ihrem kleinen Bruder die Freude verdirbt.

Er ist schließlich erst fünf und hat damit noch ein bisschen Zeit, in der er sich über Ole freuen könnte. Die Gefahr, dass die Große ihn absichtlich oder unabsichtlich aufklären würde, wenn sie Bescheid weiß, ist ziemlich groß. Auf die Schnelle fiel mir aber leider keine gute Erklärung für die Äußerung der Lehrerin ein und deswegen entschied ich mich für ein gemurmeltes ‚Ach, das hast du sicher falsch verstanden, das kann ja gar nicht sein.‘

So richtig zufriedengestellt hat diese Antwort sie nicht.

Ich habe mir deswegen überlegt, dass die beiden morgen einen Brief von Ole vorfinden werden, in denen er ihnen erklärt, dass leider nicht alle Kinder das Glück haben, dass ein Wichtel bei ihnen einzieht. Damit die Eltern dann einspringen können, gibt es auch Türen zu kaufen.

Ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie irgendwann nicht mehr an Wichtel, den Nikolaus und an den Weihnachtsmann glauben. Ich kann das mit solchen kleinen Notlügen nicht ewig herauszögern. Aber dieses Jahr gibt es hoffentlich noch mal eine Vorweihnachtszeit voller Magie für meine Große.”


Liebe Marie, vielen Dank, dass du uns deine Geschichte anvertraut hast. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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