Kinder lieben es, sich gemeinsam mit ihren Eltern oder anderen Bezugspersonen Bilderbücher anzuschauen. Sich gemeinsam in das Buch zu vertiefen, am besten eingekuschelt im Arm von Mama oder Papa, ist nicht nur ein schöner Moment für eure Bindung, sondern Bilderbücher sind zusätzlich ein wahrer Schatz für die Sprachentwicklung.
„Bilderbuch-Zeit ist ein Geschenk für Kinder.”
„Mit täglicher gemeinsamer Bilderbuchzeit geben Sie Ihrem Kind gleichzeitig Geborgenheit und sprachliche Förderung. Durch das Zuhören und selber erzählen erweitert sich das Sprachverständnis und der Wortschatz”, erklärt uns Logopädin Dorothea Pfeiffer-Will mit eigener Praxis in Bergisch Gladbach.
„Bilderbuchzeit regt die Fantasie an und stärkt die Konzentration Ihres Kindes, dass sind wunderbare langfristige Geschenke, die Sie Ihrem Kind mitgeben können.”
Bilderbücher anschauen: So geht es richtig!
Es lohnt sich also in vielerlei Hinsicht, wenn ihr euch die Zeit nehmt, um mit eurem Kind ganz in Ruhe ein Bilderbuch anzuschauen. Aber wusstet ihr schon, dass viele Eltern dabei einen Fehler machen? Die meisten zeigen nämlich einfach auf die Darstellungen und fragen ihr Kind ab, was es sieht. „Wie heißt dieses Tier? Das ist eine…?” Na, fühlt ihr euch gerade ertappt? Dann solltet ihr jetzt aufpassen.
Beim richtigen Bilderbücher angucken geht es nämlich vor allem darum, zu versprachlichen, was geschieht. Das Kind sollte im besten Fall also nicht nur lernen, Dinge richtig zu erkennen und zu benennen, sondern diese auch in Zusammenhang bringen und differenzieren.
Tipps für das richtige gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern
Dorothea Pfeiffer-Will hat dafür einen Leitfaden entwickelt, in dem sie Eltern Anregungen gibt, worauf sie achten können.
1. Details finden und benennen
Ihr solltet euer Kind auf kleine Feinheiten hinweisen und diese benennen. Damit lernt es auf Details zu achten und Ausdauer und Konzentration werden unterstützt.
2. Rätselspiele machen
Denkt daran, euer Kind ab und zu etwas suchen zu lassen: „Hast du schon die Katze gefunden?” „Wer hat Blumen in der Hand?” Und auch das Kind darf euch suchen lassen und euch eine Frage stellen. Dadurch übt sich euer Schatz im Formulieren von Fragen. Wenn er das kleine Rätsel lösen kann, stärkt das sein Selbstbewusstsein und er setzt sich auf einer anderen Ebene mit den Darstellungen auseinander.
3. Auch Farben und Beschaffenheit benennen
Es ist wichtig, dass ihr nicht nur die Darstellungen benennt („Das ist ein Hase”), sondern auch Adjektive verwendet, um das Objekt genauer zu beschreiben. Das könnte so geschehen: „Das ist ein Hase, der Hase hat braunes Fell, das ganz weich aussieht.” Damit können Eltern die Ausdrucksmöglichkeiten ihres Kindes fördern und seinen Blick für Details schärfen.
4. Wo befinden sich die Dinge?
Achtet darauf, die Dinge auch räumlich einzuordnen, zum Beispiel: „der kleine Hase hüpft durch das Gartentor zum Löwenzahn.” Oder ihr stellt eine Frage: „Welche Dinge befinden sich auf der Wiese?” Dabei geht darum, dass das Kind Präpositionen kennenlernt und richtig anwenden kann.
5. Welche Gefühle haben Menschen und Tiere?
Nun geht es darum, die Gefühle der Figuren im Buch zu erkennen und zu deuten. Am besten funktioniert das, wenn sie in Zusammenhang mit den eigenen Gefühlen oder denen der Kinder gesetzt werden. Zum Beispiel: „Der kleine Hase sieht traurig aus. So wie du eben traurig warst, als…”
6. Das Gesehene nachspielen
Eine Szene, die euer Kind besonders fasziniert, könnt ihr auch gemeinsam imitieren oder nachspielen. Das Kind lernt die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema kennen und erfährt, wie es ist, sich in eine Rolle einzufühlen.
7. Geräusche imitieren
Gebt den Dingen Geräusche, verstellt eure Stimme und experimentiert mit verschiedenen Lauten, wenn ihr gemeinsam ein Bilderbuch anschaut. Das schult die auditive Wahrnehmung
Verratet mir gerne in den Kommentaren, welche der Tipps ihr schon kanntet und in welche ihr in Zukunft berücksichtigen möchtet.
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Es macht wenig Sinn den Eltern vorzuhalten was sie vermeintlich alles falsch machen können beim Vorlesen. Beim Vorlesen geht es nicht unbedingt um die Umsetzung pädagogischer Vorgaben (das machen die Erzieherinnen in der Kita). Wichtig sind die Freude am Lesen und die ungeteilte Aufmerksamkeit, die Geborgenheit in dieser Zeit. Kinder brauchen nicht nur Förderung, sondern auch Zuneigung und Entspannung.
Im Übrigen machen die Eltern nichts falsch, nur weil sie nicht das volle pädagogische Potential von Bilderbüchern nutzen.
Hin und wieder sollte man sich die Bilderbücher mit dem Kind auch so anschauen und vorlesen, dass das Kind das Gesicht bzw. vor allem den Mund des Erwachsenen sehen kann. So kann man manchmal nämlich auch den Gang zur Logopädie vermeiden, weil das Kind Mundbewegungen/-formung und Laut besser zusammenbringen kann.