„Als getrennt erziehende Mama lerne ich, loszulassen – mit schwerem Herzen.“

Stella ist getrennt erziehende Mama von zwei Jungs. In den Sommerferien spürt sie besonders stark, wie nah Glück und Traurigkeit beieinander liegen können. Einerseits genießt sie die intensive Familienzeit mit ihren Kindern, andererseits fällt ihr das Loslassen schwer, wenn sie für mehrere Wochen beim Papa sind. Offen erzählt sie, wie sie mit dieser Achterbahn der Gefühle umgeht – zwischen Vermissen, Dankbarkeit und neuen Wegen als Familie.

„Als die Sommerferien starteten, merkte ich mal wieder, wie sehr meine Gefühle in diesen Wochen Achterbahn fahren. In den nächsten anderthalb Wochen standen Ausflüge, Spielplätze und ein kleiner Kurztrip an – ich freute mich unendlich auf diese intensive Familienzeit mit meinen beiden Jungs.

Die Zeit mit meinen Jungs war total schön.

Wir sind nicht groß weggefahren, weil ich mir mit meinem Ex-Mann die Ferien immer aufteile. Dieses Jahr verreist er mit den Kindern in den Sommerferien und ich mache noch mal eine Reise mit ihnen in anderen Ferien. Stattdessen haben wir ganz viele Ausflüge ins Hamburger Umland gemacht und waren noch mit einer befreundeten Familie in einem Airbnb in Kiel.

Ich habe es sehr genossen, mal ganz ohne Termine, Alltag und Verpflichtungen mit meinen Kids die Tage einfach auf uns zukommen zu lassen.

Doch danach gehen die Jungs für fast drei Wochen zum Papa.

Sie fliegen sogar in den Urlaub, und ich freue mich von Herzen für sie, denn das wird ein echtes Abenteuer! Gleichzeitig schmerzt der Gedanke, dass sie so weit weg sind. Normalerweise, wenn das Vermissen mal groß ist, muss ich nur eine Straße weitergehen, um sie zu sehen. Das geht dann nicht.

Der Tag, an dem sie aufgebrochen sind, war sehr emotional. Obwohl ich sie bis zum Abflug noch einmal gesehen habe, war das Herz sehr schwer. Die Wechseltage empfinde ich allgemein immer als emotional. Aber dieses Mal war es noch intensiver, weil die Trennungszeit länger sein sollte und sie vier Flugstunden von mir entfernt waren.

Mir ist immer bewusst, dass sie eine großartige Zeit mit ihrem Papa haben werden.

Das freut mich riesig. Das ist auch das, was ich ihnen immer vermittle. Aber gegen das schwere Herz kann ich nicht viel machen – das ist einfach da.

Ich glaube, dass die Länge und Entfernung ganz viel ausmachen. Zumindest für den ersten Moment. Nach ein oder zwei Tagen geht es auch, aber der erste Moment ist schwer. Da bin ich auch ganz ehrlich. Die Wohnung ist schon sehr still ohne meine Jungs.

Die beiden fehlen Stella, wenn sie nicht da sind.

Die beiden fehlen Stella, wenn sie nicht da sind. Foto: Privat

Ich lenke mich viel ab.

Kümmere mich um Dinge, die ich nicht schaffe, wenn die Jungs da sind. Ich bin mit Freundinnen verabredet und mache viel Sport. Ab und zu schreibe ich dann mit meinem Großen, wobei ich immer aufpasse, dass er zuerst schreibt. Er soll wissen, dass ich da bin, wenn er mit mir kommunizieren möchte und die Zeit dazu hat.

Ich will nicht dauerpräsent sein, weil das den Kindern auch nicht hilft. Zwischendurch schickt mir mein Ex-Mann auch Fotos aus dem Urlaub. Das haben wir beide so abgemacht, damit wir diese schönen Momente gegenseitig nicht ganz verpassen.

Am Anfang habe ich nichts gesagt, wenn Kommentare kamen wie: ‚Genieß doch die Auszeit!‘

Ich habe immer nur gelächelt und genickt. Inzwischen versuche ich, es den Menschen, die um mich herum sind, zu erklären – mal mehr, mal weniger ausführlich. Ich sage ihnen, dass ich durch die Trennung und das 50:50-Wechselmodell ohnehin nur noch die Hälfte der Zeit mit meinen Kindern habe.

Mir fehlt also sehr viel Zeit in ihrem Leben, die ich aufgrund der Trennung verpasse. Es ist nicht so, dass ich jeden Tag melancholisch zuhause sitze und weine, aber natürlich denke ich ganz viel an die Kinder, wenn sie nicht da sind, und frage mich, was sie wohl gerade erleben.

Der Wechseltag ist immer mit Emotionen verbunden.

Wenn ich eine Woche mit den Kids verbracht habe, freue ich mich natürlich auch auf die nächsten Tage, weil ich dann wieder unabhängiger bin. Aber wir haben uns auch gerade so gut eingelebt. Am Anfang war das Gefühl sehr traurig, wenn ich die Kids abgegeben habe. Das hatte nichts damit zu tun, dass sie zum Papa gehen, sondern viel mehr damit, dass ich sie abgegeben habe.

Am Ende ist es genau das, was man als Eltern will: Sie sollen selbstständig sein und in die Welt hinausgehen. Aber ich finde es völlig okay, dass man als Mutter oder Vater ein schweres Herz dabei hat und so empfindet. Solange man trotzdem loslässt, ist alles gut.

Ich würde mir manchmal mehr Verständnis für meine Gefühle wünschen.

Mir ist klar, dass man sich schwer in die Lage einer getrennt erziehenden Person hineinversetzen kann, wenn man in einer Beziehung lebt und die Kinder gemeinsam erzieht. Aber ich möchte diese Gefühle haben dürfen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben oder das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass sie nicht berechtigt sind.

Ich habe gelernt, dass das Loslassen ein Dauerprozess ist, der nie aufhört, und dass ich jedes Mal auch selbst daran wachse. Es ist immer ein Zwiespalt: Auf der einen Seite stehe ich mit schwerem Herzen da und schaue den Kids hinterher, und auf der anderen Seite bin ich stolz und freue mich mit einem breiten Lächeln für die Kinder.

Bis heute ist der Abschied emotional und hinterlässt bei mir ein Gefühl des Vermissens.

Aber mein Ex-Mann und ich haben einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Wir haben am Wechseltag ein gemeinsames Abendessen eingeführt. Das Elternteil, das die Kids übergeben bekommt, bereitet das Abendessen für alle vor. Es ist für uns ein viel entspannterer und geschmeidigerer Abschied als vorher.

Vorher hatte es viel mit Hektik zu tun. So kommen alle noch einmal herunter und erzählen von ihrem Tag. Und da ich mit meinem Ex-Mann ein sehr freundschaftliches und vertrautes Verhältnis habe, sehen wir uns als Familie auch zwischendurch immer mal.

Wenn meine Jungs aus dem Urlaub zurückkommen, haben wir die letzte Ferienwoche noch zusammen.

So starten wir nicht direkt in den Alltag, sondern haben noch etwas Zeit für uns. Das finde ich super. Dann hat mein Kleiner kurz nach dem Urlaub Geburtstag – da wird gemeinsam gefeiert. Und worauf ich mich auch sehr freue, sind die Mama-Tage. Wir planen immer mal einzelne Mama-Tage, an denen ich exklusiv etwas mit meinem Kleinen und dann mit meinem Großen unternehme.

Das ist immer sehr schön, weil ich dann intensiv Zeit mit jedem einzeln verbringen kann. Das macht uns unheimlich viel Spaß, und die sind auch für nach dem Urlaub geplant.

Stella ist happy, wenn sie ihre Jungs wieder in die Arme schließen kann.

Stella ist happy, wenn sie ihre Jungs wieder in die Arme schließen kann. Foto: Privat

Anderen getrennt erziehenden Mamas möchte ich gern mitgeben:

Diese Gefühle sind absolut okay – egal, was andere sagen. Wir sind keine Roboter, die man programmiert. Wir dürfen so fühlen und es auch zulassen. Wie sollen wir sonst daran wachsen, wenn wir unsere eigenen Gefühle nicht zulassen?”


Liebe Stella, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir und deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Echte Geschichten protokollieren die geschilderten persönlichen Erfahrungen von Eltern aus unserer Community.

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Hast Du etwas Ähnliches erlebt oder eine ganz andere Geschichte, die Du mit uns und vielen anderen Mamas teilen magst? Dann melde Dich gern! Ganz egal, ob Kinderwunsch, Schwangerschaft oder Mamaleben, besonders schön, ergreifend, traurig, spannend oder ermutigend – ich freue mich auf Deine Nachricht an [email protected]

Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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