„Alle anderen haben einen Wichtel, wieso wohnt bei uns keiner?”

„Noch vor ein paar Monaten war ich mir ganz sicher, dass ich stark bleiben werde: So eine Wichtel kommt mir bei uns nicht ins Haus. Seitdem ich Mama bin, finde ich Weihnachten zwar noch schöner, aber ich mit dem Adventskalender, dem Nikolausstiefel und den Weihnachtsgeschenken gut ausgelastet. Immerhin bekommen meine zwei Kinder jedes Jahr einen selbstgebastelten Adventskalender.

Mein Mann arbeitet in Vollzeit, ich halbtags, also bleibt die ganze Weihnachtsorganisation an mir hängen.

Ich mache es eigentlich auch gerne, aber es ist trotzdem stressig, alles im Blick zu behalten. Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal von Wichteltüren hörte, fand ich die Idee zwar niedlich, schob den Gedanken aber weit weg, dass ich das auch für meine Kinder machen könnte. Die vielen Wichtelstreiche und das ganze Zubehör – das erschien mir einfach zu mühselig.

Letztes Jahr erhöhte sich dann schon der Druck, denn die Kita-Gruppe meiner Tochter hatte eine kleine Wichteltür angebracht und meine Kleine erzählte mir nun täglich, was der Wichtel alles erlebte und wie er in der Kita sein Unwesen trieb. Der kleine Bruder hörte staunend mit offenen Mund zu. Doch in diesem Jahr ist offenbar ein regelrechtes Wichtel-Fieber ausgebrochen.

Spätestens als ich die sich stapelnden Wichtel-Sets im Supermarkt entdeckte, ahnte ich Böses.

Und tatsächlich: immer mehr Kolleginnen und Freundinnen sprachen plötzlich davon, dass dieses Jahr ein Wichtel bei ihnen einziehen würde. Kichernd wurden lustige Ideen für Wichtelstreiche und Wichtelnamen ausgetauscht, während ich versuchte, die Ruhe zu bewahren. Diesen Stress würde ich mir ersparen, man muss ja nicht jeden Trend mitmachen, nahm ich mir fest vor. Leider hatte ich die Rechnung ohne meine Kinder gemacht.

Denn ab dem 1. Dezember ging es dann los: Während meine Kinder in der Kita ‚nur‘ davon berichten konnten, was sie im ersten Türchen vorgefunden hatten, erzählten ihnen die anderen Kinder begeistert von dem kleinen Wichtel, der bei ihnen eingezogen ist. Sehnsüchtig suchten meine zwei auch unsere Wohnung nach einer kleinen Wichteltür ab, aber natürlich ohne Erfolg.

Ich erklärte ihnen, dass der Wichtel zu uns leider nicht kommt, dafür käme ja der Nikolaus und später dann der Weihnachtsmann.

Doch mit jedem Tag, an dem die anderen Kinder von den lustigen Streichen ihrer Wichtel erzählten, wurden die Fragen meiner Kinder bohrender: ‚Aber wieso kommt denn kein Wichtel zu uns, wiiiiieso denn nicht?!‘ Die Stimmung kippte endgültig, als meine Tochter nachmittags zum Spielen bei einer Freundin eingeladen war und dort die kleine Wichteltür und eine komplette winzige Schneelandschaft bewundern durfte. Der kleine Wichtel hatte sogar seinen eigenen Weihnachtsbaum und einen winzigen Gartenzaun.

Abends war meine Tochter dann richtig bockig: „Alle anderen haben einen Wichtel zuhause, wieso wir nicht?!‘ Wie sollte ich ihr das nun erklären: ‚Sorry, Mama hat einfach keinen Bock‘, klang irgendwie auch in meinen Ohren falsch. Also druckste ich nur etwas herum und ärgerte mich, dass mir keine gute Ausrede einfiel. Für dieses Jahr ist der Wichtel-Zug natürlich längst abgefahren, aber ich fürchte, ich komme nächstes Jahr nicht mehr daran vorbei.

Ich sage es ganz offen: Ich werde kapitulieren.

Mein schlechtes Gewissen meinen Kindern gegenüber wird sonst zu groß. Es ist einfach doof, wenn alle ihre Freunde einen kleinen Wichtel haben und sie nicht. Außerdem habe ich immerhin noch ein Jahr Zeit, mich darauf vorzubereiten.”


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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach! Bevor ich bei Echte Mamas gelandet bin, habe ich Literatur und Medienwissenschaften studiert und nebenbei in einer Agentur als Texterin gearbeitet. Danach habe ich im Lokaljournalismus angefangen und sogar mit meinem Team den „Vor-Ort-NRW-Preis” gewonnen. Die große Nähe zu Menschen und Lebensrealitäten habe ich dort lieben gelernt und das lasse ich jetzt in unsere Echten Geschichten einfließen. Die sind mir nämlich eine Herzensangelegenheit, genauso wie die Themen Vereinbarkeit, Female Empowerment und Psychologie.

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Ricardo
Ricardo
4 Monate zuvor

Danke fürs teilen, die Seite der Geschichte zu hören finde ich auch Mal gut. ich finde es auch spannend hätte aber zwei Fragen: der Vollzeit Vater macht nichts für die Weihnachtsvorbereitung? Heißt dass, Paare die beide Vollzeit arbeiten haben gar kein Weihnachtsfest, weil sich keiner kümmern kann? 😨😉
Und für das nachgeben: wenn alle einen Hund haben holt man sich ja deswegen nicht auch einen ins Haus (*überspitzt*). Vielleicht lieber ein paar Wochen gute Gründe suchen warum man nicht jedes einzelne Fest feiert und Wichtel eben nicht in jedes Haus einziehen. Mit etwas Glück ist die Welle aber nächstes Jahr auch schon vorbei (ich hoffe es zumindest für mich) 😅

Penny
Penny
4 Monate zuvor

„Der Nikolaus und dann der ‚Weihnachtsmann‘ „. Da war es bei mir rum.