Sie sieht der Kirsche zum Verwechseln ähnlich, stammt vorwiegend aus Süd- und Mittelamerika und ist ein großartiger Vitamin-C-Lieferant: Die Rede ist von der Acerola. Doch halt, an vielen Stellen im Internet ist zu lesen, dass man von Acerola in der Schwangerschaft Abstand nehmen sollte.
Das ist Unsinn, du kannst die kleinen Antillenkirschen während der Schwangerschaft bedenkenlos in deinen Speiseplan integrieren. Dazu müsstest du sie allerdings erstmal bekommen: In frischer Form sind sie bei uns kaum erhältlich. Wie du sie trotzdem in deine Ernährung integrierst, erklären wir hier.
1. Die Fakten zu Acerola in der Schwangerschaft
- Acerola enthält sehr viel Vitamin C, das der Körper durch ebenfalls enthaltene Flavonoide sehr gut aufnehmen und speichern kann.
- Für Schwangere ist ihr Verzehr unbedenklich und sogar sehr vorteilhaft.
- Allerdings ist sie hierzulande in frischer Form schwer erhältlich, weil die Acerola nicht lange haltbar ist und lange Wege zu uns zurücklegen muss.
- Deshalb ist Acerola bei uns häufig als Pulver oder Saft erhältlich und lässt sich auf diese Weise auch sehr gut in die Ernährung integrieren. Aber Achtung: Besonders bei Pulver besteht schnell die Gefahr einer Überdosierung.
2. Darf ich Acerola in der Schwangerschaft nun essen oder nicht?
Ja, darfst du. Acerola ist sogar sehr gesund für dich, weil sie sehr viel Vitamin C enthält. Du wirst jedoch hierzulande Schwierigkeiten damit haben, sie in frischer Form käuflich zu erwerben: Aufgrund ihrer kurzen Haltbarkeit lässt sie sich nur unter sehr schwierigen Umständen aus ihren Ursprungsländern in Mittel- und Südamerika, aus Indien, Afrika und Australien zu uns exportieren. Du suchst danach also sehr lange im Supermarkt und bezahlst dann auch noch sehr viel Geld dafür.
Deshalb ist es in unseren Gefilden verbreiteter, Acerola in verarbeiteter Form zu sich zu nehmen – zum Beispiel als Extrakt, als Saft oder in Nahrungsergänzungsmitteln. Dagegen spricht auch während der Schwangerschaft nichts. Zum Beispiel kannst du Acerola in Pulverform* mit in dein Müsli geben. Auf diese Weise deckst du ganz unkompliziert deinen Tagesbedarf an Vitamin C.
Allerdings möchten wir an dieser Stelle noch ein mal erwähnen, dass das natürlich auch über frische Früchte möglich ist. Wenn du dich ausgewogen ernährst, ist im Normalfall in der Schwangerschaft kein zusätzliches Vitamin C als Pulver oder Kapsel notwendig.
3. Wie kommt der Mythos zustande, Acerola sei in der Schwangerschaft nicht ratsam?
Im Internet ist an vielen Stellen zu lesen, die Wirkung von Acerola in der Schwangerschaft sei noch nicht hinreichend erforscht und man solle als Schwangere deshalb lieber auf anderes Obst zurückgreifen, um seinen Vitamin-C-Bedarf zu decken. Zwar könnte man jetzt sagen: Die Wirkung von hierzulande handelsüblichen Kirschen in der Schwangerschaft wurde auch noch nicht gezielt wissenschaftlich untersucht – und dennoch würde niemand auf die Idee kommen, Schwangeren vom Verzehr abzuraten.
Der Unterschied liegt allerdings daran, dass wir Kirschen in den meisten Fällen frisch oder aus dem Glas essen und nicht als verarbeitetes Pulver. Deshalb ist der Vergleich in dieser Form nicht ganz richtig. Oder anders gesagt: Wenn du frisches Acerola-Beeren isst, musst du dir im Normalfall keine Sorgen machen. Allein die Tatsache, dass Acerola auch in unseren Breitengraden gern in Babynahrung verarbeitet wird, spricht dafür, dass es sich dabei um keine sonderlich gefährliche Zutat handeln kann.
Aber: Was verarbeitete Acerola-Produkte angeht, lässt sich nur schwer einschätzen, wie gesund sie sind, und welche Folgen der Verzehr haben kann. Daher kommt vermutlich auch die Empfehlung, in der Schwangerschaft am besten auf die Frucht zu verzichten.
Bei Themen rund um die Ernährung in der Schwangerschaft checken wir natürlich auch immer ganz genau, ob es wissenschaftliche Studien bezüglich der Wirkung von Inhaltsstoffen gibt – schließlich brauchen werdende Mamas Sicherheit in diesen Dingen. Soweit, so richtig.
Aber: Das Fehlen wissenschaftlicher Studien zu bestimmten Nahrungsmitteln in der Schwangerschaft bedeutet nicht automatisch, dass sie für Schwangere tabu sind.
Wir nehmen dieses Thema ernst und schauen uns die Zusammensetzung einer Acerola im Folgenden einmal genauer an, um den Dingen auf den Grund zu gehen und nochmal genauer zu erörtern, weshalb die Inhaltsstoffe der Acerola in der Schwangerschaft keinen Anlass zur Sorge geben.
4. Inhaltsstoffe und Vorteile von Acerola in der Schwangerschaft
Acerola ist eine Vitamin-C-Bombe
Fangen wir mit dem größten Vorteil der Acerola an: Sie enthält sehr viel Vitamin C. Der Tagesbedarf einer Schwangeren an Vitamin C beträgt laut Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ab dem 4. Monat 105 mg. Vorher werden 95 mg pro Tag empfohlen.
In 100 Gramm Acerola sind allein etwa 1.600 mg Vitamin C enthalten. Damit schlägt sie die hierzulande so beliebte Vitaminbombe Orange um ein Vielfaches – denn die Orange kommt auf lediglich 50 mg Vitamin C pro 100 Gramm. Eine etwa gleich große, der Acerola optisch ähnelnde Kirsche enthält sogar nur 10 g Vitamin C auf 100 Gramm.
Es gibt allerdings auch ein Aber: Denn mit diesen hohen Vitamin C-Werten ist leider auch die Gefahr einer Überdosierung schnell gegeben. Wenn du das nicht riskieren möchtest kannst du auch andere, Vitamin C-haltige Lebensmittel wir Paprika, Orange und Kohlrabi kombinieren. Damit deckst du deinen Tagesbedarf genauso gut.
Pflanzenfarbstoffe unterstützen den Stoffwechsel
Doch darüber hinaus punktet die Acerola auch noch mit vielen, weiteren Vitaminen und Mineralstoffen sowie Flavonoiden. Das sind Pflanzenfarbstoffe, die zum Stoffwechsel des menschlichen Körpers beitragen. Bei der Acerola sorgen sie zum Beispiel dafür, dass wir die Masse an Vitamin C besser speichern können und langsamer ausscheiden. Gerade diese Kombination macht Acerola für uns so wirksam.
Gleichzeitig gilt die Frucht unter anderem als entzündungshemmend und schmerzlindernd und wird an verschiedenen Stellen in der Medizin eingesetzt.
Folsäure unterstützt die Entwicklung deines Babys
Für Schwangere besonders interessant: Sie enthält zudem Folsäure, die für die Gesundheit der werdenden Mama und für die Entwicklung des Babys unverzichtbar ist. Darüber hinaus enthält eine Acerola keinerlei Inhaltsstoffe, die bekannterweise in irgendeiner Form für Schwangere von Nachteil sind.
Natürlich gilt auch hier wie so oft: Immer in Maßen konsumieren – betrachte die Packungsbeilage deines Acerolapulvers oder -safts genau und halte dich an die tägliche Maximaldosis.
5. Was dennoch gegen Acerola in der Schwangerschaft spricht
Zu allererst spricht der CO2-Fußabdruck und der hohe Preis gegen Acerola in der Schwangerschaft: Durch ihre kurze Haltbarkeit ist der Export der Frucht aus Mittel- und Südamerika äußerst aufwändig, wenig nachhaltig und kaum möglich. Die fehlende Nachhaltigkeit ist anderen Acerola-Produkten ebenso anzukreiden.
Die Frage nach dem Konsum frischer Acerola stellt sich also im Prinzip gar nicht, und der Konsum von Pulvern, Extrakten und Nahrungsergänzungsmitteln geht ziemlich ins Geld. Du kannst deinen täglichen Vitamin-C-Bedarf während der Schwangerschaft ebensogut über einen simplen Obstsalat mit regionalen Früchten decken.
Außerdem schmeckt sie ganz schön sauer – und ein bisschen genießen wollen Schwangere schließlich auch.