„Mein Sternenmädchen hat uns eine schwere Entscheidung abgenommen.”

Im Sommer 2024 freuen sich Nina und ihre Familie auf ihr zweites Kind – ein Wunschkind, für das sie bewusst und mit Liebe Platz geschaffen haben. Die erste Schwangerschaft und das Leben mit ihrer kleinen Tochter verliefen harmonisch, wenn auch fordernd. Umso tiefer trifft sie die Nachricht, die sie bei einer routinemäßigen Untersuchung unerwartet aus der Bahn wirft, wie Nina in ihrer Echten Geschichte erzählt.

„Ich war letztes Jahr im Sommer schwanger mit unserem zweiten Baby. Es war ein absolutes Wunschkind. Wir hatten das alles gut durchdacht und sind trotz einiger Herausforderungen bei unserem Lebensplan geblieben. Meine erste Tochter war zu dem Zeitpunkt ein Jahr alt. Das erste Babyjahr war eine absolut tolle Erfahrung. Natürlich war es auch wahnsinnig anstrengend. Aber wir haben so ein Goldstück mit unserer ersten Tochter, dass wir dieses Wunder unbedingt noch einmal erleben wollten.

Und warum sollte es nicht klappen?

Ich wurde recht schnell schwanger, und lange Zeit war alles gut. Ich habe auf jegliche Zusatzdiagnostik verzichtet, weil bei meiner ersten Tochter immer alles in Ordnung war. Eine absolute Bilderbuch-Schwangerschaft und -Geburt.

Die zweite Schwangerschaft lief einfach so nebenher – zwischen Familienalltag und der Rückkehr in den Beruf blieb nicht viel Zeit, um sich so mit dieser Schwangerschaft auseinanderzusetzen wie beim ersten Mal. Bis zum zweiten großen Ultraschall war alles unauffällig. An diesem Termin sollten wir auch endlich das Geschlecht erfahren.

Doch dieser Termin änderte alles.

Meine Gynäkologin sah ziemlich schnell Auffälligkeiten an der Wirbelsäule und im Gesicht und äußerte den Verdacht auf Spina bifida und eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Ich werde diesen Moment nie vergessen. Dass wir ein zweites Mädchen bekommen sollten, rückte auf einmal in den Hintergrund.

Wir bekamen eine Überweisung zur Pränataldiagnostik. Da war ich in der 22. Schwangerschaftswoche. Es war genau eine Woche bis dahin – eine Woche, die für uns die Hölle war. Da mein Mann und ich beide medizinische Hintergründe haben, wussten wir schnell, was das alles bedeuten würde, sollte sich der Verdacht bestätigen.

Und so kam es, dass wir Anfang November 2024 beim Pränataldiagnostiker saßen.

Und unser schlimmster Albtraum Realität wurde. Er bestätigte alles, was die Gynäkologin geäußert hatte. Er war ein absoluter Profi auf seinem Gebiet, und es gab keine Zweifel.

Wir haben daraufhin alle Untersuchungen gemacht, die man machen konnte: Fruchtwasserpunktion, genetische Tests etc. Wir waren absolut zerrissen und standen vor der Entscheidung, ein mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit schwer behindertes Kind zu bekommen – das nach der Geburt viele Operationen brauchen würde – oder unser Mädchen gehen zu lassen.

Ich kann gar nicht ausdrücken, was diese Entscheidung mit uns gemacht hat.

Wir wurden aber wirklich gut unterstützt und aufgefangen in dieser Zeit – von Psycholog:innen, Freund:innen und Familie.

Zu Hause hatten wir ja auch noch unsere Tochter, für die wir da sein wollten, so gut es ging. Es war eine furchtbar schwierige Zeit. Letztlich ist mir am 11.11. zu Hause um 6 Uhr morgens die Fruchtblase geplatzt, und ich habe – wie schon am Vorabend – Wehen bekommen. Am Abend vorher war ich deswegen im Krankenhaus, wurde aber wieder heimgeschickt.

Ich wusste nicht, dass das damals auch schon Wehen waren.

Es hat sich alles so anders angefühlt als beim ersten Mal. Ich habe unsere Tochter vier Stunden später im gleichen Krankenhaus still zur Welt gebracht. Es gab keine richtige Erklärung dafür, warum alles so gekommen ist, wie es kam. Es fühlte sich aber ein bisschen so an, als ob sie uns diese Entscheidung abgenommen hat.

Es gibt viele Fragen, die mich immer noch beschäftigen und manchmal auch quälen: Schuldgefühle, Zweifel, Angst vor einer erneuten Schwangerschaft. Von der Verdachtsdiagnose bis zur plötzlichen Geburt waren es 13 Tage – nicht mal zwei Wochen, die unser Leben so aus dem Gleichgewicht gebracht haben.

Vieles ist für uns jetzt nicht mehr selbstverständlich, und vieles sehe ich mit anderen Augen.

Zwei bis drei Monate später kam heraus, dass unser Sternenmädchen einen genetischen Defekt hatte. Dass wir zu diesen 1–3 % gehörten, bei denen das ‚passieren kann‘.

Wir haben sie im Krankenhaus segnen lassen und uns dann um die Beerdigung gekümmert. Unser Sternchen hat einen wunderschönen, sonnigen Platz auf einem Sternenkinderfriedhof bekommen.

Allein das jetzt noch einmal so zu schreiben, hat gutgetan.

Ich merke, dass manchmal unser Umfeld nicht weiß, wie und ob es über mein Sternenmädchen reden soll oder darf. Aber ich würde mir wünschen, mehr über sie zu reden. Sie war so wunderschön.

Sie wird immer ein Teil von uns sein.”


Liebe Nina (Name von der Redaktion geändert), vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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