„Der Rosenkrieg meiner Eltern überschattet bis heute mein Leben.”

Als Clara sieben Jahre alt war, trennten sich ihre Eltern – und ihre Welt zerbrach. Was viele Kinder erleben, wurde für sie zum dauerhaften Ausnahmezustand: ein jahrelanger Loyalitätskonflikt zwischen zwei Menschen, die nie Frieden fanden. In ihrer echten Geschichte erzählt sie, wie sie zwischen Vorwürfen, Funkstille und gegenseitiger Abwertung zur Vermittlerin gemacht wurde. Heute, als Mutter, weiß sie genau, was sie für ihr eigenes Kind anders machen will.

„Als ich sieben Jahre alt war, trennten sich meine Eltern. An sich nichts Ungewöhnliches – aber bei uns ging dabei einiges schief. Und das hat mich bis heute geprägt.

Meine frühen Kindheitserinnerungen bestehen fast nur aus dem Streit meiner Eltern. Sie haben sich ständig angeschrien und schlecht über einander gesprochen. Mich haben sie zwar versucht gut zu behandeln, aber das rückte irgendwann in den Hintergrund.

Die Trennung an sich war für mich als kleines Mädchen traumatisch.

Ich wurde in der Schule schlechter und fühlte mich furchtbar. Meine Mutter zog mit mir erst in die nächste Stadt – nicht weit entfernt von meinem Vater und meiner Schule. Im neuen Zuhause stellte ich sehr schnell fest, dass sie nun mit unserem früheren Nachbarn zusammen war. Und damit begann alles.

Meine Eltern beschwerten sich ständig übereinander und benutzten mich als Sprachrohr. Das ging jahrelang so. Als ich Teenager war – inzwischen hatte ich einen kleinen Bruder, aus der Beziehung meiner Mutter mit unserem früheren Nachbarn – wurde ich depressiv. Ich hatte eine sehr dunkle Zeit und rutschte in der Schule immer weiter ab.

Es gab Tage, an denen ich nicht mehr leben wollte.

Ständig musste ich mir anhören, was mein Vater angeblich Dummes gesagt hatte. Dass meine Mutter eine Betrügerin ist. Und mein Stiefvater ein Arschloch.

Ich hatte keine Unterstützung. Ich konnte mich nur meinen engsten Freunden anvertrauen und begann, mich selbst zu verletzen. Meine Eltern taten das als Phase ab. Das Verhältnis zum Partner meiner Mutter wurde immer schlechter – und das trug zu meinem Zustand bei.

Sie nahmen keine Rücksicht darauf, was all das mit mir machte.

Es ging einfach immer weiter. Irgendwann zogen meine Mutter, ihr Partner, mein Bruder und ich zurück in mein Heimatdorf. Ich hatte die Hoffnung, dass es dadurch besser wird – da nun wieder beide Elternteile in meiner Nähe waren.

Aber das Gegenteil war der Fall. Unser neues Haus stand direkt neben der Firma meines Vaters.

Alle Beteiligten sahen sich täglich.

Mit 17 hatte ich – nach einigen Umwegen – einen sehr guten Abschluss geschafft und zog 500 Kilometer weit weg. Ich dachte, es wäre endlich vorbei. Aber es hörte nie auf. Bei jeder Gelegenheit ziehen sie übereinander her. Bis heute.

Heute habe ich eine eigene Familie und versuche, dem Drama meiner Kindheit so gut es geht fernzubleiben – ohne meine Eltern zu kränken.

Mein Sohn ist der größte Sonnenschein und wird von allen geliebt.

Sein Papa ist der beste, den man sich wünschen kann, und ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen. Ich bin der glücklichste Mensch und habe die Familie, die ich mir immer gewünscht habe!

Doch nun steht der erste Geburtstag meines Sohnes an – und ich musste entscheiden, wen ich einlade und wen nicht. Ich habe also ein Elternteil nicht eingeladen. Diese Entscheidung sollte kein Kind treffen müssen. Ich will nicht, dass mein Sohn auch nur das Geringste von dieser alten Geschichte mitbekommt.

Und wieder habe ich ein schlechtes Gewissen.

Fühle mich schuldig – obwohl ich eigentlich nichts für diese Situation kann. Und trotzdem stehe ich da und bin die Böse. Aber ich möchte mir nie wieder anhören müssen, wie sich meine Eltern hassen. Ich habe mir fest vorgenommen: Das letzte Mal, bei dem sich meine Eltern meinetwegen treffen müssen, wird meine Hochzeit sein.

Seit der Geburt meines Sohnes frage ich mich oft, wie ich handeln würde, wenn sich sein Vater und ich einmal trennen. Ich möchte diese Gedanken gar nicht haben. Aber sie sind da. Diese negative Denkweise hat sich in meinem Kopf eingebrannt – und begleitet mich jeden Tag.

Ich bin froh, dass es mich gibt.

Ich bin dankbar für meine Eltern. Einzeln. Aber ich würde das meinem Sohn niemals antun.

Ich kann nur an alle sich trennenden oder scheidenden Eltern appellieren: Bitte – lasst es nicht an euren Kindern aus. Sie haben genug zu tragen. Und es hinterlässt unglaublich tiefe Wunden.

Macht eure Probleme unter euch aus.

Manipuliert eure Kinder nicht. Meine Eltern haben beide versucht, mich für sich zu gewinnen – und mich dadurch nur noch mehr vergrault.

Ich bin heute 25, selbstbewusst und eine glückliche Mama. Aber das habe ich nur mir selbst zu verdanken. Wäre ich nicht gegangen, wäre ich daran zerbrochen.”


Liebe Clara, vielen Dank, dass wir deine berührende Geschichte erzählen durften. Wir wünschen dir alles Liebe für die Zukunft!

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Lena Krause

Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg und übe mich als Patentante (des süßesten kleinen Mädchens der Welt, versteht sich). Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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