„Wenn auch noch mein Mann kuscheln will, denke ich nur ‚Och nö…‘“

„Schon als Kind war ich sehr anhänglich und später in meinen Partnerschaften war mir Kuscheln immer wichtig. Ich habe mich selbst deswegen immer für einen Menschen gehalten, der von Kuscheln und Zärtlichkeiten nicht genug bekommen kann.

Mein Tages-Highlight vor den Kindern: Abends mit meinem Mann auf der Couch liegen und kuscheln. Dann kam unsere erste Tochter und plötzlich war da dieser winzige, süße Mensch, der den ganzen Tag bei mir war. Ich fand das einerseits sehr schön, aber andererseits war ich abends oft völlig fertig.

Inzwischen haben wir zwei  Töchter.

Die beiden sind jetzt 3 und 1 und gefühlt möchte immer jemand auf meinen Arm oder Schoß. Wo ich gehe oder stehe, es hängt eigentlich immer mindestens ein Kind an mir. Dazu kommt, dass unsere Große gerade voll in ihrer Trotzphase steckt und sie auch schon mal nach mir haut.

Ich versuche wirklich, für meine Mäuse da zu sein und auf ihr Nähebedürfnis einzugehen, aber obwohl ich eigentlich ein total verkuschelter Mensch bin, merke ich, dass ich an meine Grenzen komme.

Während ich den Alltag mit gefühlten hundert ‚Kussies‘ und Umarmungen noch irgendwie über die Bühne bekomme, ist dann nämlich abends nichts mehr übrig, was ich meinem Mann an Nähe geben könnte.

Natürlich bemerkt er, dass ich mich zurückziehe.

Früher haben wir richtig viel geschmust und uns oft zwischendurch umarmt. Das findet seit den Kindern kaum noch statt, weil ich keine Lust auf (noch mehr) Körperkontakt habe.

Bei ihm ist das anders, er arbeitet tagsüber und wenn er nach Hause kommt, würde er sich wahrscheinlich über eine liebevolle Umarmung freuen. Er hat mir neulich direkt gesagt, dass er meine Nähe vermisst. Als ich dann an unsere ‚alten Zeiten‘ gedacht habe, als wir ohne Händchen zu halten nicht einschlafen konnten, habe ich selbst einen Schreck bekommen.

Ich habe das gar nicht richtig gemerkt, aber auf dem Sofa ziehe ich mich oft in eine Ecke zurück – mit meiner eigenen Decke.

Im Bett drehe ich mich meistens weg von ihm auf die Seite. Von unserem (nicht vorhandenen) Liebesleben möchte ich hier gar nicht erst anfangen. Wenn er irgendwelche Versuche startet, dann denke ich sofort ‚Och nö…‘

Mich hat sofort ein schlechtes Gewissen gepackt, als mir das bewusst geworden ist. Mein Mann tut mir leid, dass er oft von mir die kalte Schulter gezeigt bekommt. Es liegt nicht daran, dass ich ihn nicht mehr liebe. Ich bin so dankbar, dass er da ist und wir zusammen unsere wunderbaren Kinder großziehen.

Trotzdem kann ich meine Zuneigung zu ihm nicht körperlich zeigen.

Wenn die Kinder abends endlich schlafen und wir etwas Zeit für uns haben, dann möchte ich meinen Körper einfach mal für mich haben. Manchmal bin ich nach einem besonders anstrengenden Tag mit unseren Töchtern so angespannt, dass ich das Gefühl habe, mein Kopf platzt gleich.

In meiner eigenen Traumvorstellung bin ich die liebende Ehefrau, die jede Sekunde mit den Kindern genießt und abends nur noch Augen für ihren Mann hat. Aber die Realität sieht anders aus und das zuzugeben, fällt mir schwer.

Den Körperkontakt, den mein Mann sich wünscht, kann ich ihm im Moment also nicht geben.

Ich versuche deswegen, ihm meine Zuneigung auf eine andere Art zu zeigen: Beim Einkaufen bringe ich seine Lieblingssüßigkeiten mit, ich mache sein Essen warm, bevor er kommt und ich sage ihm oft, dass ich froh bin, ihn zu haben.

Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, dass die Zeit schnell vorbeigeht, in der meine Töchter mich so sehr brauchen wie jetzt gerade. Noch muss es unbedingt Mama sein, die die Kleine ins Bett bringt, wir arbeiten aber gerade daran, dass das irgendwann auch mit Papa klappt.

Dann möchte ich mal für ein ganzes Wochenende wegfahren und mir nur für mich Zeit nehmen.

Denn ich glaube fest daran, dass ich mit etwas mehr Zeit für mich auch wieder Lust habe, anderen etwas von mir zu geben. Vielleicht liegen mein Mann und ich dann auf dem Sofa auch mal wieder Arm in Arm, das würde ich mir zumindest wünschen.


Liebe Mama (Name ist der Redaktion bekannt), vielen Dank für deine Geschichte. Wir wünschen Dir und Deiner Familie alles Liebe für die Zukunft!

Hast du auch manchmal das Gefühl, dass du einfach keine weitere körperliche Nähe mehr ertragen könntest? Dann bist du vermutlich „touched out”. Tipps, die dir helfen könnten, findest du HIER!

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Lena Krause
Ich lebe mit meinem kleinen Hund Lasse in Hamburg. Am liebsten erkunde ich mit ihm die vielen grünen Ecken der Stadt. Auch wenn ich selbst keine Mama bin, gehören Babys und Kinder zu meinem Leben dazu. Meine Freundinnen machen mir nämlich fleißig vor, wie das mit dem Mamasein funktioniert und ich komme als „Tante Lena“ zum Einsatz. Schon als Kind habe ich das Schreiben geliebt – und bei Echte Mamas darf ich mich dabei auch noch mit so einem schönen Thema befassen. Das passt einfach!

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